Sturmwarnung
entfernt von der Einsicht, dass unsere Vorfahren vielleicht genug über
sich und das Wesen des Menschen wussten, um uns aus einer mindestens 8000 Jahre
zurückliegenden Epoche, die wir stets für primitiv gehalten haben, eine Warnung
zu senden.
Aber wir
stehen vor der dringenden Notwendigkeit, diese Nachricht zu finden, weil die
Bedrohung durch die Urgewalten der Natur von Tag zu Tag wächst und es nicht
mehr lange dauern wird, ehe wir vor ihnen Schutz suchen müssen. Denn Einschläge
von Himmelskörpern sind nicht die einzigen Ereignisse, die auf der Erde zum
Aussterben von Lebewesen geführt haben. Auch das Klima spielt eine große Rolle,
vielleicht sogar die wichtigste von allen, und die Vergangenheit hält
vielleicht wichtige Informationen darüber bereit, was dies in der heutigen
Situation bedeutet.
3
Unheil im Süden
»Heute erwartet uns heiteres
Wetter mit Temperaturen bis zu 22 Grad in Sydney, an den Stränden wird es etwas
kühler.«
Das
meldete der Wetterbericht – und das erwarteten auch die Menschenmassen am Bondi
Beach. Im Australian Meteorological
Bureau beobachtete man noch immer das ungewöhnliche Sturmtief im Süden, das
aber weit vom Strand entfernt war. Die Meteorologen waren der Meinung, die für
die Jahreszeit typische warme Luftströmung vom Festland aufs Meer werde das
Sturmgebiet fern halten, bis es sich aufgelöst hatte.
Aber es
kam anders, ganz anders. Bis Mittag war klar, dass der Wetterbericht falsch
gelegen hatte. Am äußersten Horizont braute sich ein Unwetter zusammen. Von
erhöhten Stellen wie dem AMP Tower zeigte der Blick nach Süden aufgewühlte,
dunkle Wolkenmassen. Die meisten Touristen hatten keine Ahnung, wie
ungewöhnlich das war, aber den
Einheimischen – den Aufsehern und Bademeistern auf der Aussichtsplattform – kam
die Sache äußerst seltsam vor. Da stimmte etwas nicht. Es war unheimlich.
Im Meteorological Bureau änderte man die
Wetterprognose. Die normale Luftströmung war binnen weniger Stunden
zusammengebrochen. Die Konstellation war nun so wie im Juli – im australischen
Winter. Der Sprecher des Radiosenders AXM erhielt einen neuen Wetterbericht: »…
bis zum Abend kühler mit Temperaturen bis 14 Grad. Nach Sonnenuntergang
aufkommender Regen und böiger Wind.«
Sydney
wurde von einem Sturm überrascht, und die Temperaturen fielen rapide. Um 19.00
Uhr war es am Kingsford-Smith Airport nur noch 12 Grad warm. Eiskalter Regen
peitschte durch die Straßen, die bald menschenleer waren. Verstörte Touristen,
die keine warme Kleidung bei sich hatten, suchten Schutz in ihren Hotels. In
Sydney kam das ansonsten so aktive Nachtleben völlig zum Erliegen. Einheimische,
denen inzwischen klar war, dass etwas sehr Merkwürdiges passierte, machten sich
auf den Weg nach Hause. Der Hafen war wie ausgestorben; das ganze Zentrum glich
einer Geisterstadt.
Der Wind fegte durch die
Träger des »Coathanger«, der berühmten Brücke am Hafen von Sydney, und
kreischte beängstigend in den komplexen Vorsprüngen des Sydney Opera House –
ein seltenes Geräusch, das niemand vergaß, der es einmal gehört hatte. Einige
witzelten, das sei der Geist der großen australischen Diva Nellie Melba, die
den Verlust ihrer Stimme betrauerte.
Die
Restaurants leerten sich, als der Regen in Schneeregen überging. Um vier
Minuten vor neun forderte der Sturm das erste Todesopfer: Ein indonesischer
Tourist, der unerklärlicherweise auf den rutschigen Hängen des South Head (der südlichen Hafenbegrenzung) unterwegs
war, wurde vom Wind davongetragen und stürzte in den tobenden Ozean.
In der Öffentlichkeit
führte das Australian Meteorological
Bureau das seltsame Wetter auf ein ungewöhnliches Frontensystem zurück, das
sich infolge des Taifuns gebildet hatte, der auf Japan zusteuerte. Hinter den
Kulissen jedoch war die gesamte meteorologische Zunft in Aufruhr, und zwar
nicht nur in Australien. In der nördlichen Hemisphäre herrschte noch viel
schlechteres Wetter, und die Lage verschärfte sich immer weiter. Moskau meldete
starke Schneefälle, Peking ebenfalls. In der Arktis bildeten sich noch immer
riesige Sturmgebiete, deren Zentrum jetzt über dem östlichen Polarmeer lag.
Erst einige Wochen vorher hatte die Meldung, dass das Eis am Nordpol zum ersten
Mal seit Jahrmillionen getaut war, für Schlagzeilen gesorgt.
Aber diese
Ereignisse schienen weit entfernt von Südaustralien, und außerdem hatte man mit
den eigenen Problemen ohnehin alle Hände voll zu tun. Aus Neuseeland
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