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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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nicht!«
    »Nicht so laut«, flüsterte Dagüey und warf einen warnenden Blick in Richtung der Schlafstätten, wo die Bewohner der Hütte lagen.
    »Es war ein Fehlschlag. Sie werden nicht helfen. Und ohne sie können wir das Lager nicht dazu bringen, gemeinsam zu handeln.«
    »Sie haben nicht Nein gesagt«, warf Dagüey ein. »Das ist ein Anfang. Verlang nicht zu viel, Majagua. Sie haben schon lange nicht mehr zu hoffen gewagt. Sie müssen erst über deine Worte nachdenken. Dass sie dir überhaupt zugehört haben, ist schon ein Erfolg.«
    »Wenn wir das als Erfolg nehmen, werden wir alle auf dieser verfluchten Insel sterben«, entgegnete Majagua bitter. Unwillig wandte er sich ab und schlich aus dem Eingang. Ohne sich umzudrehen, verabschiedete er sich leise: »Bis morgen, Alter.«
    Er achtete nicht auf Dagüeys Erwiderung, sondern kehrte einfach so schnell er konnte zurück in seine Hütte.
    Um ihn herum atmeten die Sklaven, irgendwo stöhnte einer leise vor sich hin. Die Geräusche der anderen setzten sich in seinem Geist fest und ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Er wälzte seine Gedanken, fand keine Lösungen für seine Schwierigkeiten. Ohne die anderen Wortführer war es unmöglich, genug Leute zu überzeugen, um ein Schiff zu erobern.
    Das Mondlicht fiel in den Eingang der Hütte, und er fühlte sich von ihm verspottet. Die Ahnen verspotteten ihn. Anuis Licht bei Tag und der Mond bei Nacht leuchteten einfach weiter, als wäre alles normal und keines ihrer Kinder ein Sklave. Die Ahnen kümmerten sich nicht um die ihren; sie hatten Majagua und alle anderen auf Hequia verlassen. Vielleicht waren die Ahnen wirklich schwach, so wie manche es behaupteten, schwächer als die Einheit der Blassnasen. Vielleicht fürchteten und versteckten sie sich und getrauten sich nicht, ihren Söhnen und Töchtern zu helfen.
    Vor Wut über diesen Gedanken stiegen ihm Tränen in die Augen, und er wischte sie zornig weg. Die Enttäuschung drohte ihn zu übermannen, denn er hatte sich von diesem Treffen so viel mehr erhofft. Soll Dagüey von Erfolgen faseln, ich sehe doch, wenn alle Feiglinge sind! Was wird Sinao jetzt wohl denken? Wenigstens sie ist nicht feige. Gewiss hätte sie an meiner Stelle überzeugender gesprochen.
    Ein Geräusch ließ ihn aufhorchen. Ein leises Kratzen näherte sich, dann sah er Aymero, der sich neben ihn legte und sich an ihn schmiegte. Majagua wollte für den Jungen stark sein, also biss er die Zähne zusammen und schluckte seine Trauer und seine Wut hinunter. Die warme Haut des Jungen an seinem Körper beruhigte sein Herz, bis er schließlich doch noch einschlief und in einen Traum von einer Welt ohne Sklaven glitt.

ROXANE

    Als sie den ersten Fuß an Land setzte, kam Roxane der Moment beinahe ebenso feierlich vor wie der erste Schritt, den sie als Offizierin Ihrer Majestät getan hatte, und sie hielt einen Moment inne, um all die neuen Eindrücke in sich aufzunehmen.
    Natürlich war Lessan nicht mit den größten Häfen Corbanes zu vergleichen, aber als ihr Boot an den im Hafenbecken vor Anker liegenden Kriegsschiffen vorbeigerudert war, hatte sie doch Ehrfurcht vor der Größe und Macht ihrer Heimat verspürt, die selbst hier, viele Tausend Seemeilen von Thaynric entfernt, ihren Willen durchsetzen konnte, weil ihre Marine die größte und beste der Welt war. Doch die Gedanken an Linienschiffe, gloriose Schlachten und Kriege waren wie fortgewischt, als sie tatsächlich zum ersten Mal in ihrem Leben den Boden der Sturmwelt betrat.
    Die Lager und Magazine am Kriegshafen waren ebenso bunt bemalt wie jene im zivilen Teil, doch die Straßen hier waren leerer und ruhiger, und Soldaten standen Wache und patrouillierten am Kai. Den Hang hinauf lagen die großen Häuser der ortsansässigen Beamten und Offiziellen, doch zwischen und über ihnen sah Roxane immer noch grünen Urwald, in dem sich, nach dem Geraschel und Gezwitscher zu urteilen, allerlei exotisches Getier verbarg. Für einen Augenblick musste sie an die seltsame, goldfarbene Echse denken, die auf der Schulter des Hiscadi an Bord der Windreiter gesessen hatte. Ob es hier wohl solche Echsen gibt?
    Die Luft roch so anders als in ihrer Heimat, die Sonne brannte heiß, und manchmal hörte man fremdartige Vögel rufen. Ihre Uniform war zu dick und warm, aber inzwischen hatte sich die junge Offizierin daran gewöhnt und beachtete das Jucken auf der Haut kaum mehr.
    Gedankenverloren stand sie still, da stürzte ein hagerer Mann in einer von der Sonne

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