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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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sie nickte kurz, um dann mit schnellen Schritten den Raum zu verlassen.
    »Lass uns auch gehen«, schlug Jaquento vor.
    Nickend folgte ihm Pertiz, bis sie wieder in der schattigen Gasse standen.
    »Mysteriös«, kommentiere der Kapitän ihre Begegnung.
    »Ich hatte mich schon gefragt, ob solche Erlebnisse im Leben eines freien Seemanns häufiger sind.«
    »Nicht wirklich. Oh, wir haben schon für Geld gearbeitet, aber das war immer offene, ehrliche Arbeit – Messerarbeit eben.«
    »Wer mag sie sein? Sie hat nicht einmal ihren Namen genannt. Sicher ist sie reich, gebildet und eine Maestra. Aus Corbane, möchte ich meinen«, spekulierte Jaquento.
    »Ich habe sie nicht gefragt, weil es nutzlos gewesen wäre. Die Steine sagen mir, dass sie ihren Namen ohnehin nicht verraten hätte. Besser, wir stellen keine Fragen.«
    »Vermutlich«, entgegnete der junge Hiscadi. Am Hang des Hügels über der Stadt sah er die großen Villen der guten Gesellschaft Lessans. Sein Blick wanderte zu einer der beiden Festungen, über der stolz die thaynrische Flagge wehte. Nachdenklich rieb er sich das Kinn. »Kannst du mir Geld geben? Einen Anteil an der Beute?«
    »Sicher, den hast du dir verdient. Wofür? Willst du dich amüsieren?«
    Noch immer starrte Jaquento hinauf zu den Prachtgebäuden Lessans. »Etwas in der Art.«

MAJAGUA

    Mit klopfendem Herzen lag Majagua in der Dunkelheit. Das Lager war ruhig, lediglich das Rauschen des Meeres war zu hören. Natürlich gab es die Geräusche der Sklaven, das Schnarchen und Husten, doch dies war ein Teil des Lagers, und er nahm es kaum noch wahr. Lautlos kroch er ein Stück weiter, mit geschärften Sinnen, bis er die Palisade erreicht hatte. Dort blieb er erst einmal liegen, kontrollierte seine Atmung und bezwang die Beklemmung in seiner Brust, dann lauschte er. Von außerhalb des Lagers war ein leises Murmeln zu hören, ein Gespräch, auch wenn der junge Paranao die einzelnen Worte nicht verstehen konnte. Das bedeutete, dass die Soldaten wach waren, aber als sie sich lange Zeit nicht bewegten, sondern sich nur unterhielten, schloss Majagua, dass sie unaufmerksam waren.
    Obwohl er das Gefühl hatte, er müsse sich beeilen, schlich er vorsichtig und langsam zurück, immer darauf bedacht, im Schatten der Hütten zu bleiben. Der Mond stand als riesige Scheibe am Himmel, gelborange, und nur wenige dünne Wolken zogen manchmal an ihm vorbei. Sein Licht war in dieser Nacht Fluch und Segen zugleich. Aber solange niemand die verdächtigen Geräusche bemerkte, würde auch keine Wache die Tore öffnen, und vom Fort aus gesehen würde das Licht kaum reichen, um etwas zu erkennen. Zumindest hoffte Majagua das.
    Endlich erreichte er die erste Hütte, hockte sich neben den Eingang und zischte leise. Ein kurzes Schlurfen ertönte, dann tauchte eine dunkle Gestalt auf, die sich im Mondlicht als Dagüey entpuppte.
    »Es geht los«, erklärte Majagua flüsternd und kroch weiter. Hinter sich hörte er den alten Mann, der vorsichtig den Platz überquerte, dabei jedoch mehr Lärm verursachte, als Majagua lieb war. Als Dagüey gegen einen Stein trat, der ein Stück über den Boden rollte, zuckte Majagua zusammen und hielt unbewusst den Atem an.
    Auch der Alte erstarrte mitten in der Bewegung. Doch nichts geschah, keine Rufe, kein Licht, alles blieb ruhig. Er ist zu alt. Ich brauche mehr Krieger als Großväter, dachte Majagua, doch er musste sich auf Dagüey verlassen, denn der Alte war im Lager beliebt, hatte viele Freunde und genoss das Vertrauen der Sklaven, die eine wichtige Position innerhalb ihrer Gemeinschaft einnahmen. Als Neuankömmling wurde Majagua anders behandelt, misstrauisch beäugt und aus den Kreisen jener, die im Lager das Wort führten, ausgeschlossen. Nur mit Dagüeys Hilfe würde es ihm gelingen, andere von seinen Plänen zu überzeugen. Wie mein Vater , dachte er stolz, er nutzt auch den Einfluss der weisen Männer für sich selbst.
    Endlich erreichte Majagua eine weitere Hütte und zischte erneut. Zwei Sklaven kamen hervor und schlossen sich ihm an. Gemeinsam schlichen sie weiter, von Hütte und zu Hütte, bis ein halbes Dutzend von ihnen bei Majagua war. In die letzte Hütte krochen sie hinein. Es war kein guter Ort, aber der beste, den sie hatten. In dieser Hütte schliefen nur wenige, die restlichen Schlafstätten waren leer. Vor einigen Tagen hatte Dagüey Majagua erklärt, dass in dieser Hütte die Minensklaven untergebracht waren, die am tiefsten in die Schächte hinabstiegen. Offenbar war

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