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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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diktiert, nicht mehr und auch nicht weniger. Wenn Adel und Klerus sich durch seine Reime attackiert fühlten, so lag es wohl daran, dass sie sich darin wiedererkannten. Wieder einmal zeigt sich, dass Wahrhaftigkeit der größte Feind der Kunst ist – sogar der größte Feind der Menschheit an sich , dachte er ironisch.
    In diesem Moment schlug jemand donnernd an die Haustür .
    »Aufmachen!«, dröhnte eine Stimme durch den Korridor. »Im Namen des Marschalls: Aufmachen!«
    »Seine eigene Garde, ich fühle mich geehrt«, murmelte Franigo, der bereits nach Mantel und Hut griff, während er Yuone bat: »Versteck dich!«
    »Was hast du vor?«
    »Nun, kampflose Kapitulation ist nicht mein Stil. Und es stirbt sich weitaus besser in Stiefeln, Hut und Mantel.«
    »Du verfluchter Narr«, fauchte sie. »Du willst gegen sie kämpfen?«
    »Was sonst?«
    »Spring aus dem Fenster. Ich halte sie auf, beschäftige sie ein wenig.«
    Das Hämmern an der Tür ließ ihm keine Zeit, um nachzudenken, also nickte er, obwohl es ihn einige Überwindung kostete: »Bist du sicher, dass es dir nicht schaden wird?«
    Mit großer Geste warf sie ihr Haar zurück und setzte einen ebenso schmollenden wie unschuldigen Blick auf: »Ich bin Schauspielerin, schon vergessen?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte er und küsste sie. »Du bist die Beste.«
    Während sie durch den Flur zum Treppenhaus lief, packte Franigo rasch einige wenige Habseligkeiten ein, bevor er das Fenster öffnete. Er hörte sie noch etwas rufen, im Tonfall gekränkten Anstandes, konnte jedoch keine Worte ausmachen. Türen wurden aufgerissen, als seine Nachbarn die nächtlichen Besucher bemerkten. Dann sprang er hinab auf die Straße. Der Aufprall war hart, und er rollte durch den Unrat. Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Knöchel, und ein Stein bohrte sich unsanft in seine Schulter. Mühsam rappelte er sich auf. Der Weg schien frei zu sein, doch dann lösten sich zwei Gestalten aus den Schatten einer Gasse.
    »Wie peinlich«, stellte der eine mit einem hämischen Kichern fest. Er wandte sich an seinen Gefährten: »Du schuldest mir einen Lunar. Er ist doch abgehauen.«
    »Das hätte ich nicht gedacht«, murmelte der Angesprochene. Als er ins Licht trat, erkannte Franigo Esterge, der ihn mitleidig anblickte.
    »Gib auf, Franigo. Sie haben zwanzig Mann geschickt, um dich zu holen. Du kannst nicht entkommen.«
    Ohne zu antworten, zog der Poet seinen Degen. Als er in Position ging, zuckte ein scharfer Schmerz sein gesamtes Bein entlang und ließ ihn aufstöhnen. Vorsichtig verlagerte er das Gewicht auf den anderen Fuß, bis aus den glühenden Lanzen des Schmerzes simple Dolche wurden.
    »Steck die Klinge weg«, bat Esterge eindringlich. »Du kannst kaum gerade stehen. Zwing uns nicht. Bitte.«
    »Du solltest wissen, dass ich meine Waffe nicht aus Spaß ziehe, mein Freund. Wenn ihr mich festnehmen wollt, dann solltet ihr es mir besser gleichtun.«
    »Gerne«, zischte Esterges Begleiter und zog ein Rapier samt Linkhand. Auch der Hauptmann zog widerwillig seine Klinge. Die beiden kreisten um Franigo, zwangen ihn, sich zurückzuziehen, wobei jeder Schritt eine Tortur war. Alle Vorteile lagen auf ihrer Seite, also fackelte der Poet nicht lang. Ein schneller Angriff auf den Spötter, die Riposte pariert und dann ein Stoß; dies sandte den Soldaten mit durchbohrter Brust zu Boden. Esterge nutzte den Augenblick, drang auf Franigo ein. Seine Klinge fand eine Lücke und fuhr dem Poeten kalt beißend in die Seite. Franigo stolperte zurück, sein verletzter Fuß gab unter ihm nach, und er wäre gestürzt, hätte er sich nicht an einer Hauswand festgehalten. Blut lief ihm über die Haut und verklebte sein Wams. Der Hauptmann ließ nicht locker; er wusste, dass Franigo ein gefährlicher Gegner war. Esterge selbst war ein geübter Fechter, der sich keine Blöße gab. Ihre Waffen trafen einander mit metallischem Klang. Keiner sprach, nur Franigo knurrte vor Anstrengung und Schmerz.
    Im fahlen Mondlicht waren ihre Klingen kaum zu erkennen, und schon bald hatte Franigo einen weiteren Schnitt am Oberschenkel. Er legte alles in einen letzten, verzweifelten Angriff, den Esterge mühelos parierte. Doch als der Hauptmann selbst zuschlug, empfing Franigo die Klinge todesmutig mit dem Arm, lenkte sie zur Seite und trieb seinem Freund den Degen in den Leib.
    Sie sackten beide zu Boden. Der Schnitt am Arm war tief und blutete stark, doch Esterge war es schlechter ergangen. Der Hauptmann atmete flach, und

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