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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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an.
    »Nein, wir haben keine Zeit.«
    »Keine Zeit? Jetzt weckst du meine Neugier. Ich gebe zu, dass wir uns einige Tage nicht gesehen haben, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es dich nach dieser kurzen Zeit der Trennung plötzlich derart übermannt.«
    »Lass die Spielchen, Franigo. Ich bin hier, um dich zu warnen.«
    Ihre Stimme war besorgt, und er sah, wie ihre weißen Finger unverwandt mit dem dicken Stoff ihres Mantels spielten. Dennoch konnte er sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen.
    »Mich warnen? Habe ich einen Nebenbuhler? Hat meine lose Zunge einen jungen Galan verärgert? Habe ich dich zu sehr vernachlässigt?«
    »Nein, du Ochse! Hältst du mich für so dumm, wegen einer solchen Kleinigkeit mitten in der Nacht durch die Stadt zu laufen?«
    Ihr Ausbruch ernüchterte Franigo. Die Beleidigung ließ Hitze in ihm aufwallen, doch er antwortete kalt: »Für gewöhnlich nicht, nein. Aber bitte, mäßige deinen Ton. Meine hochanständigen Nachbarn sind empfindlich. Sonst muss ich dich um ihretwillen noch meiner Räume verweisen.«
    Sie trat einen Schritt auf ihn zu, mit erhobenen Händen, als wolle sie ihn würgen, fing sich dann aber wieder: »Halt endlich den Mund, Franigo, und hör mir zu. Es ist wichtig.«
    Sein Zorn verflog, und er nickte.
    »Man wird dich verhaften lassen. Schon bald. Du …«, begann sie, aber er fiel ihr ins Wort: »Mich verhaften? Unsinn!«
    Er wollte lachen, doch eine plötzliche, eiskalte Vorahnung überkam ihn, die jede Heiterkeit untersagte.
    »Nein, das ist kein Unsinn.«
    »Aber … wer? Warum? Ich genieße die Gunst des Königshauses. Ich bewege mich in den besten Kreisen. Der Princiess persönlich …«
    »Gureman hat sich von dir losgesagt. Es geht um gewisse Schriften, die das Ansehen der königlichen Familie, weiter Teile des Adels und des Klerus schädigen.«
    Siedend heiß kehrten Franigo seine zornigen Worte nach Imerols Tod wieder ins Gedächtnis zurück. Worte, die er leider nicht nur gedacht oder sogar gesagt hatte, sondern die er, ganz seiner Zunft entsprechend, auch aufs Papier gebracht und schlussendlich gegen ein nicht geringes Entgelt vervielfältigt hatte. Anonym natürlich, aber vermutlich war es nicht allzu schwierig, ihn als Urheber der Schriften ausfindig zu machen.
    »Das muss ein Irrtum sein«, verteidigte er sich lahm, aber Yuone hob die Hand: »Das mag sein. Aber das ist nebensächlich. Viel bedeutsamer ist, dass du dir Feinde gemacht hast.«
    »Natürlich! Schließlich soll man einen Mann an seinen Feinden messen«, warf der Poet ein.
    »Und diese Feinde fordern nun deinen Kopf. Ob und was du tatsächlich getan hast, ist unerheblich dabei. Sie würden ihre Maestre auch Beweise fälschen lassen, dass du des Herrschers jüngste Tochter geschändet hast, wenn das notwendig wäre.«
    »Der Princiess hat mich fallen gelassen?«
    Als die Schauspielerin nickte, fluchte Franigo hingebungsvoll.
    »Was dachtest du? Er hat dich benutzt, um einem Rivalen zu schaden, was ihm dank deines Talents auch trefflich gelungen ist.«
    »Danke für die Schmeichelei«, entgegnete der Poet trocken.
    »Aber jetzt hast du deine Nützlichkeit verloren. Und nun hat Gureman keine Verwendung mehr für dich. Ein nutzloses Werkzeug, ein Dichter, ein Fremder – wen interessiert schon dein Schicksal?«
    »Nun, mich interessiert es. Und anscheinend auch dich.«
    »Mein weiches Herz war schon immer mein Problem«, erwiderte sie mit einem versonnenen Lächeln. »Es bringt mich stets in Schwierigkeiten. Aber du bist ein angenehmer Zeitgenosse, und du hast mir geholfen, deswegen würde es mir missfallen, dich wegen Hochverrats hängen zu sehen. Oder in einem der kalten, lichtlosen Gefängnisse meiner Heimat zu wissen. Auch das wäre dein Tod.«
    »Woher weißt du das alles?«
    Darauf schwieg Yuone und schlug die Augen nieder. Franigo antwortete für sie, als es ihm klar wurde: »Ein anderer Mann.«
    »Er ist Offizier in der Leibwache von Marschall Bouflon. Hauptmann. Er redet gern und nimmt sich sehr wichtig.«
    Seufzend rieb sich Franigo die Augen. Dass Yuone mehr als einen Gönner hatte, konnte er ihr nicht übel nehmen. Immerhin hatte er selbst auch nicht wirklich monogam gelebt.
    »Ein Soldat? Yuone!«
    Jetzt lächelte sie wieder. Es gab für den Poeten keinen Zweifel, dass sie die Wahrheit sagte. Er hatte es geschafft, sich selbst in Misskredit zu bringen, indem er das Nest beschmutzte, das andere ihm gebaut hatten. Andererseits hatte der Zorn seiner Feder die Wahrheit

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