Sturmwelten 01
Majagua den anderen an. Er klammerte sich an ihm fest, hob den Dolch und hieb ihn der Blassnase in den Rücken. Der Soldat heulte vor Schmerzen auf, seine Faust traf Majaguas Seite, drückte den Splitter weiter in die Wunde. Die Schmerzen kamen wie ein Blitz über den jungen Paranao, aber er ließ nicht los, nicht einmal, als der Soldat ihn in die Schulter biss. Die Klinge fuhr dem Gegner in den Hals, und er kippte nach hinten weg. Die beiden kugelten übereinander, warmes Blut benetzte Majaguas Brust, dann schlug er hart auf den Boden auf. Er warf sich herum und blickte in die Mündung der Muskete des ersten Gegners.
Bevor der Schuss sich löste, war Sinao da. Sie schwang die Muskete der toten Torwache wie eine Keule und traf den Soldaten im Nacken. Majagua kroch auf ihn zu, packte seinen Kopf und hieb ihn auf den harten Steinboden. Einmal, zweimal, dreimal. Blut lief dem Soldaten über das Gesicht, vermengte sich im Staub mit Majaguas eigenem. Der Paranao atmete schwer, kniete über seinem gefallenen Feind und zitterte vor Aufregung und Wut.
Ein weiterer Schuss ertönte.
»Achtung«, schrie Sinao und zerrte ihn weg. Mehr Schüsse, Kugeln schlugen auf das Pflaster; die Soldaten auf den Mauern feuerten in den Innenhof.
Gemeinsam mit Sinao duckte sich Majagua in einen Eingang. Die Tür war verschlossen, und das schmale Portal bot kaum Schutz. Die Soldaten mussten sich nur ein wenig bewegen, dann würden sie freies Schussfeld haben.
»Ich liebe dich«, flüsterte er. »Wenn ich es sage, läufst du zum Tor. Sieh dich nicht um, sondern lauf!«
»Sei nicht albern«, erwiderte sie. »Wenn, dann laufen wir beide.«
Er wollte sie dumm schelten, sie fortschicken, doch just in diesem Moment stürmten die Krieger in den Innenhof. Mehr Schüsse peitschten herab, doch es waren zu viele Paranao und zu wenige Wachen. Einige der Angreifer nahmen die Waffen der toten Soldaten, andere schleuderten Speere auf ihre Feinde. Trotzdem durften sie nicht im Hof bleiben.
»Hoch! Hoch!«, rief Majagua, der aufsprang und zur nächstgelegenen Treppe stürmte. Er wartete nicht ab, ob die anderen ihm folgten, sondern stürmte hinauf, mehrere Stufen auf einmal nehmend. Erst oben fiel ihm auf, dass er keine Waffe mehr hatte. Es war ihm egal. Leiber drängten sich um ihn herum, Dutzende von Kriegern liefen barfüßig über die Mauer. Weiter vorn waren fünf Soldaten, zwei von ihnen knieten, der Rest stand. Wie ein Mann feuerten sie, und ihre Waffen hielten blutige Ernte unter den Paranao. Doch die befreiten Sklaven rannten weiter, ungeachtet der Lücken in ihren Reihen. Sie fielen über die fünf her, die sich nach besten Kräften wehrten, aber schon bald von Speeren und Dolchen durchbohrt zu Boden fielen. Der lange aufgestaute Zorn verlieh den Paranao Kraft, und ihr Hass ließ sie auch noch die toten Körper der Blassnasen schlagen, treten und verstümmeln.
»Der Turm«, rief Sinao. »Tangye ist dort und die Kanonen!«
Majaguas Blick folgte ihrem Finger, und tatsächlich sah er Tangye über ihnen auf dem Turm stehen, inmitten von Blassnasen, die ihre Gewehre nach unten richteten und feuerten. Ihnen blieb keine andere Wahl: Sie mussten in diesen Turm kommen.
»Kennst du den Weg?«, fragte Majagua, und Sinao nickte. Sie lief mit wehendem Rock die Stufen hinab und durch den Hof. Schnell hob Majagua eines der Gewehre, die vorn mit einem Dolch versehen waren, auf.
»Bara, komm mit!«
Gemeinsam mit dem großen Krieger und vielleicht zwei Dutzend anderen folgte Majagua dem Mädchen. Der Rest kümmerte sich um die verstreuten Soldaten und Aufseher auf den Mauern und im Hof. Der Kampf war brutal und blutig, und keine Seite gewährte Gnade.
Sinao führte sie durch eine Tür in die dunklen Hallen der Festung. Keiner der Sklaven aus dem Lager war jemals hier gewesen, und die Anordnung der Gänge und Zimmer war verwirrend. Sinao indes führte sie zielsicher zu einer Tür.
»Hier hinein.«
Doch die Pforte war verschlossen.
Innerhalb der dicken Mauern klangen die Schüsse nur noch gedämpft, aber Majagua wusste, dass jede Verzögerung noch mehr Paranao das Leben kosten würde.
»Aufbrechen!«, befahl er und sah sich um. Sie brauchten etwas Schweres, einen Stein oder Baumstamm, hier hingegen gab es nichts bis auf kahle Wände.
»Tretet zurück«, sagte Bara ruhig und visierte die dicke Holztür an. Metallene Beschläge liefen über die Bohlen, und die Tür saß in einem festen Rahmen.
Mit einem Schrei warf sich der breitschultrige Sklave gegen
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