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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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hätten ein paar Vierundzwanzigpfünder.«
    Und ich wünschte, ich wäre daheim und es gäbe jetzt Tee und Sandwiches, dachte Roxane, ehe sie laut sagte: »Gut. Halten Sie sie auf Trab. Wir holen uns hier raus.«
    »Unter Kapitän Harfell wäre das nicht passiert. Verdammt«, fluchte plötzlich ein Seemann.
    Roxane zuckte zusammen, als sie den Mann erkannte. Hoare !
    »Wenn wir hier rauskommen, dann kommen Sie alle vor ein Kriegsgericht!«, tobte der Seemann weiter.
    Roxane spürte, wie Cearl sich neben ihr versteifte.
    »Wir brauchen zwei Boote für die Anker, nicht wahr?«, erkundigte er sich urplötzlich mit einer Gefasstheit, die Roxane erstaunte.
    »Ja, Thay.«
    »Lassen Sie alle vier Boote zu Wasser. Ich will die anderen beiden voll besetzt, alle Soldaten und jeder Mann und jede Frau, die schon einmal an einem Enterkampf teilgenommen haben. Handwaffen, Granaten. Die besten Rudermannschaften des Schiffes.«
    »Was haben Sie vor?«
    Sein Gesicht war eine ausdruckslose Maske, als er fortfuhr: »Wir werden uns um die Korvette voraus kümmern und sorgen für eine Ablenkung. Schaffen Sie die Mantikor wieder ins Wasser, Leutnant. Alles andere lassen Sie meine Sorge sein.«
    »Thay … Sie kommen niemals bis zu ihnen hin. Die schießen die Boote in Stücke!«
    »Ich sagte, Sie sollen das meine Sorge sein lassen. Hoare, kommen Sie mit. Ich weiß, dass Sie Kampferfahrung haben. Stellen Sie zwei Bootsmannschaften zusammen.«
    Der Angesprochene blickte grimmig, hob jedoch die Hand an die Stirn. »Aye, aye, Thay.«
    Als der Seemann hinauslief, packte Cearl die junge Offizierin an der Schulter.
    »Bringen Sie das Schiff in Sicherheit. Wir stoßen dann wieder zu Ihnen.«
    Unfähig zu antworten, schwieg Roxane. In seinen Augen blitzte ein selbstzerstörerischer Triumph, als habe er in dieser unmöglichen Aufgabe endlich einen Ausweg aus seinem Dilemma gefunden. Bittere Galle stieg in ihrer Kehle empor. Sie wollte ihn aufhalten, ihn von seinem Vorhaben abbringen, doch sie konnte nichts sagen, bis er sich abwandte und den Niedergang hinauf an Deck stürmte.
    Kanonen donnerten, aber Roxane nahm es kaum noch wahr. All dies, das Gefecht, der Tod, die Angst, es war alles weit entfernt.
    Erst Aellas Stimme riss sie aus ihrer Trance: »Die Boote?«
    Schlafwandlerisch nickte Roxane, dann kehrte sie in die Wirklichkeit zurück. Während Aella erneut feuern ließ, lief sie wieder so schnell wie möglich an Deck. Nicht rennen. Keine Angst zeigen. Der Mannschaft ein Vorbild sein. Wie ein Gebet wiederholte sie diese Sätze im Geist, bis sie mittschiffs ins helle Sonnenlicht trat. Dort lief Cearl wie ein Getriebener über das Deck, rief Befehle und sammelte zwei Bootsmannschaften um sich. Andere Matrosen hatten bereits damit begonnen, die Boote zu Wasser zu lassen. Gemeinsam fierten sie die Bootsleinen. Er sieht entschlossen aus, und seine Befehle sind klar. Das ist es, was die Mannschaft von ihm will.
    »Kapitän, lassen Sie mich die Ablenkung übernehmen«, bat Roxane eindringlich. Endlich hatte sie ihre Stimme wiedergefunden. »Sie müssen an Bord bleiben.«
    Er sah sie mit unergründlicher Miene an. Sie glaubte eine Sicherheit in seinen Augen zu erkennen, die nicht mehr dort gewesen war, seit er auf Harfell geschossen hatte.
    »Nein. Das ist meine Aufgabe, Leutnant. Ihre ist es, die Mantikor von dieser verfluchten Sandbank zu holen.«
    »Der Kapitän sollte an Bord bleiben«, flüsterte Roxane, aber Cearl schüttelte den Kopf.
    »Ich lasse die Mantikor in den Händen weit besserer Offiziere zurück, als ich es bin. Befolgen Sie meine Befehle, dieses eine Mal noch.«
    »Cearl …«
    »Ich weiß, was ich tun muss, Roxane. Lass mich ziehen.«
    Das Drängen in seiner Stimme, zusammen mit der vertraulichen Anrede, ließ die junge Offizierin verstummen. Während sie salutierte, lächelte Cearl, und dieses Mal wirkte sein Lächeln wie befreit. Es erinnerte sie an das unbekümmerte Lächeln des jungen Offiziers, der sie an Bord begrüßt hatte. Den ich vielleicht hätte lieben können. Der sterben wird.
    »Sie haben das Kommando an Deck, Leutnant. Viel Glück.«
    »Ihnen auch, Thay.« Es war kaum mehr als ein Flüstern.
    »In die Boote!«
    An der Spitze der Mannschaften kletterte Cearl in das schwankende Gefährt. Waffen wurden hinabgereicht, Beile, Entermesser, ein Fass mit Granaten. Innerhalb kürzester Zeit waren die Boote bereit und legten ab.
    Einige Sekunden lang blickte Roxane ihnen nach, während sich die Seeleute mit aller Macht in die

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