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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Entkommen gab. Das Holz war real, und seine schmerzende Hand war echt. Er fluchte und wütete und schrie sich die Kehle wund.
    Unvermittelt öffnete sich die Tür, als würde sie seinem Zorn endlich nachgeben. Doch es war nicht Zauberei, sondern ein Anwender derselben, der ihn befreite. Mit einem breiten Grinsen hielt sich Manoel die Nase zu.
    »Du stinkst, Schiffskamerad. Und du kennst eine Menge böser Worte. Das hätte ich von dir nicht gedacht, Jaq.«
    Widerwillig musste der Hiscadi grinsen. »Es wurde aber auch Zeit, dass du kommst. Was ist jetzt? Lässt du mich endlich raus, oder muss ich darauf warten, dass Quibons Spatzenhirn sich einen Plan ausdenkt, wie man mich umbringen kann?«
    »’tschuldigung«, nuschelte Manoel. »Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber die Sklaven auf der Insel kämpfen; das hat den Ausschlag dafür gegeben, sich gegen Käpt’n Quibon zu stellen. Das und die Tatsache, dass der Mann nicht mehr Ahnung vom Navigieren hat als ein Flachrochen. Du …«
    »Ich weiß: Ich hatte recht«, unterbrach Jaquento den Redefluss des Maestre. »Wie stehen unsere Chancen, Mano?«
    »Ich habe mit den Freigelassenen geredet. Wir haben viele von ihnen auf unserer Seite. Aber vielleicht nicht genug.«
    Manoel reichte Jaquento einen Waffengurt mit einem Degen. Während er sich gürtete, überdachte Jaquento ihre Möglichkeiten. Als er kurz die Pistole prüfte, die Manoel ihm gab, entschied er sich.
    »Dann müssen wir der Schlange schnell den Kopf abschlagen. Es muss ein Handstreich sein, so schnell und gezielt, dass er vorüber ist, bevor sich wirkliche Gegenwehr formieren kann. Bring alle zusammen, die sich uns anschließen wollen. Und dann warte auf mein Signal!«
    Neugierig blickte Manoel ihn an.
    »Was wird das Signal sein?«
    »Du wirst es erkennen, wenn ich es dir gebe, glaub mir. Was ist mit Bihrâd?«
    »Er gehört natürlich zu uns und ist gerade dabei, noch ein paar Unentschlossene zu überzeugen.«
    »Gut. Kannst du uns unterstützen, wenn es hart auf hart kommt? Irgendein … Mojo machen?«
    Ein seltsamer Ausdruck huschte über Manoels Antlitz, als ob jemand eine schmerzende Wunde an seinem Leib berührt hätte. Er wand sich kurz, dann erwiderte er: »Ich weiß nicht. Hier ist alles durcheinandergeraten, Jaq. Oder eher durcheinandergebracht worden. Das Mojo spielt völlig verrückt. Ich verstehe das nicht.«
    »Eine Verteidigungsmaßnahme der Compagnie?«, mutmaßte Jaquento, aber Manoel sah nicht überzeugt aus.
    »Vielleicht. Nur … habe ich das so noch nicht erlebt. Ich gebe mein Bestes und werde so viel Mojo durchbringen, wie es geht, aber ich kann dir nichts versprechen.« Manoel zuckte die Schultern, und auf einmal wirkte der Maestre noch jünger, als er tatsächlich war. Fast noch ein Junge, schoss es Jaquento durch den Kopf. Seiner großen Klappe zum Trotz.
    »In Ordnung. Ich gebe dir einen Vorsprung. Lass mir die Laterne hier. Los jetzt!«
    Während Manoel davonspurtete, zog Jaquento den Degen. Eine einfache Waffe, unverziert, von schlichter Machart. Doch sie würde ihren Zweck erfüllen, da war er sicher. Ich hole mir meine Klinge von Deguay zurück, schwor er sich, als er den Stahl im Schein der Lampe betrachtete.
    Gebückt huschte er durch den Laderaum zum Heck. Der dumpfe Geruch des Bilgenwassers folgte ihm. Mano hat recht: Ich stinke. Aber jetzt war keine Zeit für Sorgen um eine verfeinerte Lebensart. Es galt, ein Schiff zu erobern.
    Stumm zählte Jaquento bis zweihundert. Währenddessen nahm er die kleine Laterne und blickte in ihr Licht. Erst dann lief er den Niedergang hoch. Auf dem Kanonendeck waren einige Piraten versammelt, aber Jaquento beachtete sie nicht. Sein Ziel lag oben, an Deck, und er flog die Stufen förmlich hinauf.
    Das helle Sonnenlicht blendete ihn kaum noch, da er seine Augen an das Licht gewöhnt hatte. Quibon stand weit vorn, an der Brüstung, und blickte zur Insel, wo Pulverdampfschwaden aufstiegen. Als er Jaquentos Schritte hinter sich hörte, sah er sich um. Seine Reaktion war Balsam für Jaquentos verwundete Seele; der große Mann zuckte sichtlich zusammen und griff nach seinem Säbel.
    »Du«, knurrte er.
    »Du hättest mich töten sollen, als du es konntest, Quibon. Deguay hätte nicht so lange gezögert.«
    »Das kann ich nachholen. Ich beende dein erbärmliches Leben jetzt auf der Stelle, Bastard. Diesmal mache ich dich fertig.«
    Mit einer geschmeidigen Bewegung zog er seinen schweren Säbel und tat einen Schritt vor. Die

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