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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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troff auf den Boden, tropfte trügerisch langsam von Jaquentos Händen. Die dunklen Augen des Mauresken waren ausdruckslos, doch sein Kiefer mahlte.
    »Holt sie ran! Klarmachen zum Entern!«
    Der Befehl trieb Jaquento zurück an Deck. Mit einem dumpfen Knirschen schabten die Planken der beiden Schiffe gegeneinander. Johlend schwangen sich die ersten Piraten hinüber. Gerade als der Hiscadi die Treppe wieder hinaufstürmte, feuerten die Drehbassen erneut, rissen Schneisen in die Angreifer, nahmen dem Sturm den Schwung und zwangen viele Piraten in Deckung.
    »Macht sie fertig!«, brüllte Deguay und sprang mit überraschender Behändigkeit auf das etwas tiefer liegende Achterdeck der Wyrdem . Ohne nachzudenken, folgte ihm Jaquento, den Degen in der Hand. Die feindlichen Seemänner verschanzten sich auf dem Achterdeck, während der Großteil der Angreifer sich auf das Hauptdeck ergoss. Die Drehbassen feuerten unablässig. Einige Piraten versuchten, die Holzbrüstung zu erklimmen, wurden jedoch mit Hellebarden und Entermessern zurückgetrieben, und der Hagel der Geschütze forderte einen hohen Blutzoll.
    Lediglich eine Handvoll Männer und Frauen waren dem Kapitän auf das Achterdeck gefolgt und bedrängten nun die géronaischen Sklavenhändler. Zu Jaquentos Linken focht Rahel mit Säbel und Dolch, trieb einen Seemann vor sich her, der ihren Schlägen ungeschickt auswich. Deguay stürzte sich auf eine dicht stehende Gruppe, die ihn jedoch mit Hellebarden in Schach hielt. Mit gezogener Klinge sprang Jaquento dem Kapitän zur Seite, duckte sich unter dem Schaft einer Hellebarde weg, ging tief in die Knie und führte mit einem langen Ausfallschritt einen Stoß aus, der einem Feind die Spitze des Degens in den Arm bohrte. Sein Geist war leer, er hatte keinen anderen Gedanken außer dem Kampf um sich her. Er spürte keine Angst, und auch die Schmerzen seiner nicht gänzlich verheilten Wunde waren weit entfernt, als beträfen sie einen anderen Mann.
    Ein Entermesser raste herab, doch Jaquento war schon in der Seitwärtsbewegung, parierte mit der Klinge und trat dem Géronay die Beine weg. Eine Pistole wurde auf ihn gerichtet, er ließ sich fallen, und der Schuss donnerte über ihn hinweg. Bevor er sich aufrappeln konnte, drang eine Hellebarde auf ihn ein, die er nur notdürftig ablenken konnte. Ein Haken grub sich in seine Haut, riss ihn zurück, dann war Rahel da und schlug dem Feind die Waffe aus der Hand. Die Verletzung ignorierend, sprang Jaquento auf.
    Eine Bewegung zu seiner Rechten ließ ihn herumfahren, und er blickte in die gewaltige Mündung einer Drehbasse. Bevor der Seemann jedoch feuern konnte, raste ein roter Schemen über die Reling auf ihn zu, sprang und schlug ihm zischend die Klauen ins Gesicht. Noch während der Schütze versuchte, die Echse von seinem Kopf zu zerren, trieb ihm Jaquento zwei Spannen Stahl in die Brust. Wild blickte er um sich, doch der Widerstand erlosch bereits; die Géronaee streckten ihre Waffen, einige hoben die Hände.
    Die Geräusche der Scharmützel verstummten. Weit entfernt hörte Jaquento Jubel, in seinen Ohren allerdings dröhnte nur der Schlag seines eigenen Herzens. Er spürte, wie Blut aus der Wunde an seiner Schulter lief und seine Brust benetzte. Kühler Wind strich dort über seine schweißbedeckte Haut, wo das Hemd zerrissen war. Schon vertraut, spürte er die Klauen der Echse, die geschwind an ihm emporkletterte und es sich auf seiner Schulter bequem machte.
    »Es ist vorbei«, rief Deguay laut und wiederholte leiser, fast enttäuscht: »Es ist vorbei.«
    Der Lärm und die Bewegung kehrten in Jaquentos Welt zurück, und er zuckte zusammen, als die Wunde schmerzhaft pochte. Wenn ich noch länger mit der Todsünde segele, werde ich bald aussehen wie ein verdammter Flickenteppich, dachte er.
    Er warf einen Seitenblick auf seine Schulter, wo die Schuppen der Echse erst braun, dann orange wurden und schließlich ein sattes Gelb annahmen, während das Tier mit vorgestrecktem Kopf wie gebannt auf die Gefangenen starrte. »Nachher bekommst du einen Fingerhut voll Rum, du verrücktes Vieh!«, murmelte er dankbar und kraulte die Echse mit der Spitze seines Zeigefingers unter dem Kinn.
    »Das Schiff gehört uns!«, erklärte der Kapitän. »Holt die verfluchte Flagge herunter!«
    »Schafft die Verwundeten zu Bihrâd«, befahl Rahel. Steif schritt Jaquento zu ihr, und mit einem Blick auf sein blutgetränktes Hemd fragte sie: »Ist mit dir alles in Ordnung?«
    »Es geht schon. Ich gehe

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