Sturmwelten 01
Worte zurück?«, fragte der Poet und ermahnte sich sogleich im Geiste, das Bonmot der »ausgestoßenen Worte« nicht zu vergessen.
»Ne.«
»Dann«, erklärte Franigo gewichtig und erhob sich, »müssen wir uns wohl schlagen.«
Seine eine Hand ruhte auf dem Griff seines Degens, die Finger der anderen strichen über den Schnauz- und Kinnbart, der gerade ebenso wie in Géronay auch in Hiscadi Mode war.
»Allerdings bist du betrunken, also wäre es vielleicht angebracht, ein wenig zu warten, bis deine Sinne nicht mehr getrübt sind.«
»Er hat Angst!«, brüllte der Mann und wandte sich an die anderen Gäste. »Beleidigt mit seinem Gekritzel unser ganzes Volk, aber wagt es nicht, guten Stahl in die Hand zu nehmen!«
»Keineswegs«, setzte Franigo zu einer Erwiderung an, aber der Betrunkene lärmte weiter: »Jetzt wissen wir, dass die Feder wohl kaum mächtiger als das Schwert ist!«
»Vor die Tür«, befahl der Poet, dessen Blut zu kochen begann. Seinen persönlichen Wagemut derart infrage zu stellen mochte noch angehen, doch seine Profession in den Schmutz gezogen, mit Füßen getreten und herabgewürdigt zu sehen, kostete ihn jegliche Selbstbeherrschung, derer er noch fähig war.
Die Augen der Gäste folgten ihnen, aber keiner erhob sich. Es schickte sich nicht, bei einem Duell wie ein Gaffer Maulaffen feilzuhalten. Zwei gingen hinaus, einer würde zurückkehren, das war alles, was die übrigen Anwesenden wissen mussten.
Vor der Taverne mit ihrer rauchigen Luft atmete Franigo erst einmal tief durch. Die Nacht war mild, und auch wenn dünne Wolken den Himmel verschleierten, spendete der volle Mond mehr als genug Licht. Schweigend gingen sie nebeneinander in die Gasse hinter dem Wirtshaus.
Seit es offiziell verboten war, sich zu duellieren, war es ratsam, weniger öffentliche Orte für diesen Zeitvertreib zu wählen, sonst waren schnell einige Wachen zur Stelle, um die Ehrenhändel zu unterbinden. Zum Glück gab es hinter der Taverne einen kleinen, halb verborgenen Hof, dessen ebener Grund inmitten mit Ranken überwucherter Mauern ein ideales Gelände für einen Klingentanz abgab.
Die Aussicht auf das Duell beschwingte Franigos Schritte. Natürlich war er ein Mann der Worte, aber seine Klinge war in seiner Heimatstadt durchaus gefürchtet gewesen. Und ein passabler Liebhaber bin ich auch, wie man sagt , gestatte sich Franigo in Gedanken eine kleine Eitelkeit.
»Du bist sicher, dass du nicht warten willst? Es täte deiner Ehre keinen Abbruch, und mir würde es nichts ausmachen. Ich habe nicht die Gewohnheit, mich meinen Verpflichtungen zu entziehen.«
»Zieh lieber deinen rostigen Degen, du Wortverdreher!«
Franigo tat, wie ihm geheißen, warf seinen Hut in die Ecke und ging in Position.
»Ich hoffe, dass deine Klinge zielsicherer als dein Mundwerk ist, sonst wird das ein sehr kurzer Kampf«, stichelte er und zog den Mantel von den Schultern. Mit einer schnellen Drehung der Hand wickelte er ihn um den Unterarm, denn der Betrunkene hatte zusätzlich einen kurzen Dolch gezogen, dessen breite Parierstange und bauchiger Handschutz ihn als Linkhand kennzeichneten.
Plötzlich sprang der Fremde vor, und sein Stoß zielte auf Franigos Herz. Nur mit Mühe konnte Franigo zur Seite treten und den Angriff abwehren. Die Bewegungen seines Gegners waren präzise, und von Trunkenheit war nichts mehr zu erkennen. Er hat das Duell gesucht, erkannte der Poet, und er ist nicht betrunkener als ein Caserdote in der Fastenzeit.
Er parierte einen Hieb, drehte sich weg und stach selbst zu, wurde jedoch vom Parierdolch aufgehalten. Seine Befürchtungen bestätigten sich, als eine weitere Gestalt über eine der Mauern sprang und mit gezogenem Rapier auf ihn eindrang. Zwei geübte Gegner würden keine Probleme haben, ihn zu überwältigen, wenn er ihnen die Zeit dazu ließ, dessen war Franigo sich sicher. Schon drängten sie ihn in Richtung Mauer zurück. Wen habe ich verärgert?, fragte er sich. Mein Stück war harmlos. Die Marchessa? Oder ihren Mann? Mehr Muße zum Nachdenken blieb ihm nicht. Sein Fuß knickte scheinbar um, und dies reizte den Neuankömmling zu einer unbeherrschten Attacke, die Franigo mit Leichtigkeit mit dem Mantel auffing, nur um dem Angreifer selbst zwei Spannen Stahl in die Brust zu treiben. Das Büffellederkoller milderte den Stoß nicht, und Blut floss in Strömen. Geschickt bewegte er sich um den Getroffenen herum, sodass dieser zwischen ihm und dem angeblich Betrunkenen zu Boden stürzte.
»Zu
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