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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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drüben gekapert. Noch heißt es Wyrdem , doch es wird wohl bald seinen Namen ändern. Schließlich sind wir viele, und wir können zwei Schiffe bemannen – wenn wir es nur wollen.«
    Der Kapitän ließ seinen Blick schweifen und zögerte seine Worte hinaus, bis er brüllte: »Wollen wir?«
    Ein ohrenbetäubender Jubel antwortete ihm, Säbel, Entermesser und Beile wurden geschwenkt, nackte Füße stampften auf die Planken.
    »Ich nehme das als Ja«, erklärte Deguay grinsend, als die Mannschaft sich langsam beruhigte. »Das bedeutet, wir werden eine Wahl abhalten müssen.«
    Wieder brandete Jubel auf, und Jaquento wurde von der Freude angesteckt und mitgerissen. Wie die anderen schwenkte er seinen Hut über dem Kopf. Die Seeleute riefen wie aus einer Kehle, und er fühlte sich zu ihnen gehörig, als ein Teil von etwas Größerem, einer Macht, die sich jedem und allem widersetzen konnte.
    »Einige werden sagen, wir müssen aus unserer Mitte nur den Kapitän wählen, der mit der Wyrdem aufbricht, um Reichtum und Ruhm zu erobern und gewiss auch die Syphilis?« Das brachte die Piraten zum Lachen, und einige riefen derbe Zoten und wüste Anspielungen, bis der Kapitän fortfuhr: »Aber ich denke, es ist an der Zeit, auch für dieses gute Schiff hier erneut zu wählen. Einen Kapitän für die Todsünde .«
    Diesmal schwiegen alle bestürzt. Jaquento sah die fragenden Blicke, die Verwirrung angesichts der unerwarteten Worte.
    »Natürlich stelle ich mich zur Wahl«, erklärte Deguay. »Aber ich will euch nur anführen, wenn ihr mir vertraut. Ich will, dass ihr mir freiwillig folgt. Ich will einer aus eurer Mitte bleiben!«
    Die Jubelrufe zeigten Jaquento deutlich, dass es keine Frage sein würde, wen die Mannschaft zum Kapitän der Todsünde wählen würde. Was für ein cleverer Hurensohn.
    »Mein Vorschlag ist es, die beiden Schiffe gemeinsam fahren zu lassen. Beide zusammen können größere Beute ins Auge fassen als eines allein. Die Todsünde wäre sozusagen das Flagschiff und ihr Kapitän im Zweifelsfall der Kommandeur unserer gesamten Flotte. Hat jemand einen anderen Vorschlag?«
    Schweigen antwortete Deguay, und er nickte zufrieden.
    »Wir haben einige Neuzugänge an Bord, darum sollte ich wohl erklären, wie wir vorgehen. Jeder Mann und jede Frau hat eine Stimme. Wir sind keine Stiefellecker und Lakaien wie die Thayns und Géronaee und wie sie alle heißen! Es werden Vorschläge gemacht, und jeder Kandidat wird angehört. Danach stimmen wir ab, offen und ehrlich, und jeder akzeptiert die Wahl! Der neue Kapitän wählt seine Offiziere aus unserer Mitte. Der Schiffsführer bekommt zwei Anteile der Beute, jeder Offizier anderthalb, Zimmermann, Maate, Kanoniere und der Doktor je eineinviertel! Verstanden?«
    Einige nickten mit den Köpfen, doch die meisten schwiegen einfach, da ihnen die Prozedur wohlbekannt war.
    »Nun denn, Vorschläge für die Wahl zum Kapitän der Todsünde . Nicht so schüchtern, Kameraden!«
    »Deguay«, rief jemand, und etliche Hochrufe folgten.
    »Rénand wird Käpt’n bleiben«, flüsterte Rahel und zwinkerte Jaquento zu.
    Wie auch nicht, direkt nach einer fetten Prise?, überlegte er und sah Rahel an. Sieht sie nicht, dass er mit ihnen spielt?
    Und tatsächlich fand sich niemand, der sich neben Deguay zur Wahl stellen wollte, und so wurde Deguays Macht über das Schiff und die Besatzung rasch bestätigt. Auch Jaquento erhob seine Stimme, um für Deguay zu rufen, wenn auch nicht mit derselben Inbrunst wie Rahel.
    »Ich danke euch allen für euer Vertrauen und werde es nicht enttäuschen«, rief Deguay und hielt in gespielter Demut die Hände vor die Brust. »Aber genug von mir – schließlich wollen wir heute auch noch trinken, und nicht nur reden. Ich brauche also Vorschläge für die Wahl zum Kapitän der Wyrdem . Aber denkt daran, Leute, das ist eine wichtige Entscheidung: Der Kapitän wird das Schiff umbenennen, und ihr wollt sicher nicht auf einem Kahn schippern, den Erry Pisspott genannt hat!«
    Das brachte viele zum Lachen, und selbst Erry lächelte breit und entblößte einige Zahnlücken.
    »Rahel«, rief Overo und zeigte auf sie. Doch sie schüttelte den Kopf und winkte ab.
    »Nein, danke. Mein Platz ist auf der Todsünde . Und glaub nicht, dass du mir schmeicheln kannst, Kleiner; du schrubbst weiterhin das Deck, brav wie alle anderen. Aber ich schlage Quibon vor!«, rief sie zur Antwort. Überrascht blickte Jaquento zu ihr und sah, dass sie Deguay zunickte, der zur Antwort kaum

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