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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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genesen ist und keine Nachteile mehr durch seine Wunde hat. Niemand würde doch einen Verletzten zum Kapitän wählen! Damit muss diese Wahl für ihn schlecht ausgehen, obwohl er eine faire Abstimmung verdient hätte!«
    Zustimmendes Gemurmel ertönte, viele sahen unsicher zu dem Hünen, dessen Kiefer vor Wut mahlten.
    »Da hat er recht« stimmte Ayvon zu, der nachlässig damit begonnen hatte, mit einigen Früchten zu jonglieren. Als er aufblickte, blieben sie in der Luft hängen, indes seine Hände sich nicht mehr rührten. »Wenn ich Quibon wäre, würde ich auch wollen, dass erst gewählt wird, wenn ich wieder ein Fass Rum stemmen kann, ohne zu jammern.«
    »Was schlägst du also vor?«, fragte Deguay, an dessen Miene sich nicht ablesen ließ, was er über die Unterbrechung dachte.
    »Die Wahl für den Kapitän der Wyrdem wird abgehalten, wenn Quibons Wunden verheilt sind. Solange muss jemand die Aufgaben des Kapitäns kommissarisch übernehmen. Pertiz würde sich anbieten, da ansonsten niemand vorgeschlagen wurde.«
    »Ein kommissarischer Kapitän … das klingt verdammt nach der Marine und ihrer Knute«, erwiderte Deguay, aber Jaquento spürte, dass seine Worte ihr Ziel in den Herzen der Mannschaft gefunden hatten. Selbst Deguays Einspruch zeigte wenig Wirkung, und der Kapitän nickte dem jungen Hiscadi schließlich spöttisch zu.
    »Nun gut, stimmen wir darüber ab. Wer für eine Verschiebung der Wahl ist, geht zu Pertiz, die anderen kommen hierher.«
    Bevor Jaquento sich abwandte, um zu Pertiz zu gehen, guckte er noch einmal zu Rahel und Quibon, die Seite an Seite standen. Dem Hünen war sein Zorn ins Gesicht geschrieben, er ballte die Fäuste, und in seinen Augen loderte ein finsteres Versprechen an Jaquento. Rahel hingegen blickte zu Boden, als sei sie betrübt. Als der junge Hiscadi sich zu Pertiz stellte, schüttelte dieser ungläubig den Kopf. Seine Stimme war leise, kaum zu verstehen, doch Jaquento spürte den eindringlichen Ton in ihr: »Ich weiß nicht, ob du todesmutig oder ein Einfaltspinsel bist. Du hast dir innerhalb weniger Herzschläge mächtige Feinde gemacht.«
    »Die Wahl war nicht gerecht. Der Kapitän hat versucht, sie zu beeinflussen«, erwiderte der junge Hiscadi hitzig. »Wenn ihr schon so großen Wert auf eure Freiheit legt, solltet ihr sie besser auch nutzen.«
    »Was interessiert dich das? Rénand herrscht über dieses Schiff und diese Menschen, und er wollte Quibon als Kapitän. Jetzt ist nicht einmal mehr sicher, ob es überhaupt eine Wahl geben wird.«
    »Du hast dich doch auch gegen seinen Favoriten gestellt. Machst du dir damit keine Feinde?«
    Jetzt lächelte Pertiz, wurde dann aber schnell wieder ernst. »Ich wurde vorgeschlagen und habe akzeptiert; das ist kaum ein Verbrechen. Außerdem habe ich genug Freunde auf diesem Schiff, nicht nur eine Freundin.«
    »Ich hätte gedacht, dass ich mehr als diese Freundin habe, Mesér.«
    Pertiz verzog das Gesicht. »Da hast du recht, du sturer hiscadischer Ehrenmann. Aber nicht genug Freunde, nein, nicht genug.«
    Inzwischen hatte sich ein Großteil der Seeleute entschieden, und um Quibon und Pertiz hatte sich jeweils eine große Gruppe gebildet. Obwohl er keinen genauen Überblick hatte, schätzte Jaquento, dass mehr Piraten zu Pertiz gekommen waren. Und auch Deguays Miene bestätigte diesen Eindruck, denn der Kapitän lächelte immer noch leicht spöttisch, als hätte er mit den Geschehnissen nichts zu schaffen.
    »Quibon kämpft mit allen Mitteln«, erklärte Pertiz unnötigerweise, doch bevor Jaquento antworten konnte, rief Deguay: »Es ist entschieden: Wir vertagen die Wahl; solange wird Pertiz die Wyrdem übernehmen. Akzeptierst du das Kommando?«
    »Nur unter der Bedingung, dass wir eine neue Wahl abhalten, wenn alle Kandidaten unter gleichen Vorausetzungen antreten können. Wenn dies von allen geschworen wird, akzeptiere ich«, erklärte Pertiz. Die lauten, zustimmenden Rufe ließen ihn das Haupt neigen, bis Deguay zur Ruhe rief.
    »Und nachdem das nun vorbei ist, können wir jetzt endlich die Rumfässer an Deck holen!«
    Im allgemeinen Jubel gingen seine nächsten Worte unter, aber Jaquento spürte seinen Blick auf sich lasten. Einige Seeleute drängelten sich zu Pertiz, schlugen ihm auf den Rücken und gratulierten ihm. Jaquento wurde abgedrängt und von der Menge verschluckt.
    Die Feier war wie erwartet ausschweifend, und den meisten Seeleuten schien es völlig egal zu sein, ob sie nun die Wahl eines neuen Kapitäns oder eines

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