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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Exzellenz.«
    »Meine Dienerschaft wird später die Reste meines Frühstücks an die wirklich Armen verteilen.«
    »Sehr großzügig, Euer Exzellenz«, versicherte Franigo hastig und dachte an Imerol, der für das Land gefochten hatte, dennoch arm war und in absehbarer Zeit kein ordentliches Frühstück erhalten würde.
    »Ihr habt also dieses famose Stück verfasst? Wie heißt es noch gleich, guter Mann?«
    » Das verwerfliche Leben des Radon oder Aus dem Leben eines Erzgauners , Euer Exzellenz.«
    »Ein ganz vortreffliches Werk. Der König war so gütig, mir seine Loge zur Verfügung zu stellen, und ich habe mich fabelhaft amüsiert.«
    »Zu viel der Ehre, Euer Exzellenz«, erwiderte Franigo, konnte sich jedoch ein freudiges Lächeln nicht verkneifen.
    »Ich beauftrage Euch, etwas in dieser Art zu schreiben. Dafür stelle ich Euch Kost und Logis zur Verfügung und werde Euch natürlich auch finanziell entlohnen. Es soll diesen rauen Charme Eurer Heimat haben, wie auch das Leben des Erzschurken . Also, wie die Amme den lüsternen Alten gezüchtigt hat – wahrhaft köstlich!«
    Eigentlich wollte Franigo erwidern, dass Tragödien im Grunde seine Stärke waren und dass die Moral der letzten Komödie doch eher zweifelhafter Natur war, doch Guremans offensichtliche Erheiterung ließ ihn schweigen. Auch der falsche Titel nagte an seiner Künstlerseele, aber schlimmer als missverstandene Kunst war immer noch die brotlose, wie er sich insgeheim sagte.
    »Eine Komödie, natürlich, Euer Exzellenz.«
    »Schreibt sie mir gut, und ich sorge dafür, dass sie bei Hofe gespielt wird. Nach all den blutleeren Ermahnungen und moralinsauren Dramen verknöcherter alter Schreiberlinge bringt ein Mann wie Ihr frischen Wind auf die Bühnen! Schreibt Ihr auch Episteln?«
    »Euer Exzellenz?«
    »Gedichte«, begann der Princiess und kicherte vergnügt, »satirischen Inhalts? Oder gar erotische Gedichte?«
    »Hin und wieder, wenn mich die Muse küsst, Euer Exzellenz«, erklärte Franigo und behielt sein Lächeln bei. Immerhin werden sie diesmal besser bezahlt, wenn der Herr einer Kokotte schmeicheln möchte , dachte er spöttisch. Noch nie habe ich erlebt, dass ein Adeliger seinem eigenen Weib gekaufte Verse zugedacht hätte. Ich sollte mir wohl selbst eine neue Geliebte suchen, der Anschauung wegen.
    »Vortrefflich!«
    Das schien der Lieblingsausdruck des Mannes zu sein. Er wirkte vordergründig wie ein gütiger, wenn auch verschrobener älterer Herr, doch Franigo fiel keinen Moment auf diese Fassade herein. Der Princiess hatte einen der wichtigsten Posten innerhalb eines Weltreichs inne, und es hieß, dass seine Gegner oft unauffindbar verschwanden.
    Skrupellos war noch das angenehmste aller Adjektive, mit denen er bedacht wurde, und er hatte seine einst unbedeutende Linie von Landadligen bis in das Zentrum der Macht geführt, von den moskitoverseuchten Sümpfen des Marais in die Paläste der Hauptstadt. Sein Reichtum war beträchtlich und bewundernswert, vor allem, wenn man seine eher bescheidenen Wurzeln kannte. Als Gouverneur hatte er in der Sturmwelt die Kolonien ausgepresst, als Minister füllte er sein Säckel mit den Geschenken jener, die seine Gunst suchten. Nein, schwor sich Franigo, ich werde ihn niemals unterschätzen.
    »Es liegt mir fern, mich in Eure Arbeit einzumischen, aber mir kam eben eine amüsante Idee: Könntet Ihr nicht eine lustige Figur einbauen, einen aufgeblasenen Popanz namens Bouflé, einen leidigen, alten Soldaten, dessen Kapriolen und Possen die Leute zum Lachen reizen?«
    »Ein hervorragender Einfall. Eure Exzellenz hat offenbar großes musisches Talent«, erwiderte Franigo, immer noch lächelnd. Seine Gedanken wanderten zu Marschall Bouflon, dessen militärische Siege im Osten einen raschen Aufstieg begünstigt hatten. Als Minister und Berater des Königs war Marschall Bouflon ein wichtiger Mann und galt als aufgehender Stern bei Hofe. Oh, um der Einheit willen, soll ich die Gunst eines mächtigen Mannes nur über den Zorn eines anderen erlangen?
    Sanft kam die Kutsche zum Stehen.
    »Ah, wir sind da. Ich kann auf Euch zählen?«
    »Selbstverständlich, Euer Exzellenz.«
    Die Tür wurde geöffnet, und sowohl der Caserdote als auch der Maestre stiegen schleunigst aus und sahen sich aufmerksam um. Der Princiess folgte ihnen langsamer und klopfte Franigo väterlich auf die Schulter.
    »Sehr gut. Leider könnt Ihr uns nicht begleiten«, erklärte der Mann gewichtig. Ein rascher Blick durch die offene Tür zeigte

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