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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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merklich lächelte.
    »Pertiz. Ich bin für Pertiz«, rief eine blonde, vierschrötige Frau.
    »Das wissen wir, Eaga«, antwortete Deguay, und zu Jaquentos Erstaunen errötete die Frau tatsächlich. »Sonst noch wer? Bleibt es bei Quibon und Pertiz?«
    Niemand trug einen weiteren Vorschlag vor, auch nicht, als Deguay noch einmal fragte. Schwungvoll wies Deguay hinab auf die beiden Kandidaten: »Gute Vorschläge, sehr gute Vorschläge. Hören wir zuerst Quibons Worte!«
    Der Angesprochene trat vor, bedächtig und mit steifen Bewegungen, denn anscheinend schmerzten ihn seine Wunden noch immer. Verwundert streckte Jaquento seinen Rücken, doch außer einem unangenehmen Ziehen konnte er nichts spüren. Habe ich ihn tatsächlich so viel schlimmer zugerichtet als er mich? Etwas abseits der Menge stand Bihrâd, und Jaquento sah den Mauresken fragend an, doch dessen Miene blieb unbewegt.
    »Ihr alle kennt mich«, erklärte Quibon schlicht. »Ich denke, ich wäre ein guter Käpt’n.«
    Ein leises Gemurmel ging durch die Menge, als sich der Hüne wieder einreihte, wobei er Jaquento einen finsteren Blick zuwarf. Ungerührt ließ der junge Hiscadi seine Hand auf den Knauf seines Degens fallen und nickte Quibon zu. Ihre Blicke kreuzten sich wie Klingen, hakten sich ineinander, und keiner wandte sich ab, bis Pertiz in die Mitte trat und die Hände hob.
    »Ich bin nicht so wortgewandt wie mein Vorredner«, begann er und erntete damit vereinzeltes Gelächter, »aber auch ich wäre ein guter Kapitän. Ich denke, aus der Verbindung dieser beiden Schiffe kann etwas Großes erwachsen, und ich würde Leib und Seele dafür geben – wenn ich denn noch eine Seele hätte! Deshalb bleibt es wohl bei meinem Leben, das ich als Pfand einsetze.«
    Diesmal lachten mehr Seeleute, und Pertiz verneigte sich mit einiger Anmut.
    »Dann stimmen wir jetzt ab. Bei zwei Kandidaten ist es einfach: Quibon kommt zu mir, zum Achterdeck, Pertiz geht zum Bug. Wir stimmen mit den Füßen ab, jeder soll zu seiner Wahl gehen.«
    Die beiden Kontrahenten gingen auf ihre Positionen. Als Quibon an Jaquento vorbeischritt, knurrte er leise: »Du kannst dich nicht ewig hinter Rahel verstecken.«
    »Ich habe Euch einmal aufgeschlitzt, ich kann es gerne wieder tun, Mesér«, erwiderte Jaquento kühl. »Wann immer es Euch beliebt.«
    Ohne darauf zu antworten, ging Quibon weiter und stellte sich unterhalb des Kapitäns auf. In der grellen Sonne wirkte seine dunkle Haut eher grau als braun. Als er die mächtigen Fäuste in die Hüften stemmte, öffnete sich sein Hemd, und Jaquento sah den Verband, der um seine Brust geschlungen war; er sah auch die rostroten Flecken, dort, wo die Wunde sein musste.
    »Wer nun für Pertiz ist, der geht zu ihm. Die anderen kommen zu mir und Quibon«, erklärte Deguay, was Jaquento aufhorchen ließ. Misstrauisch schielte er zu Rahel, die sofort zu Quibon schritt und sich demonstrativ neben den Hünen stellte. Es war still an Deck, nur der Ruf eines Vogels war zu hören. Bevor er genau wusste, was er tat, sprang Jaquento einen Schritt vor und hob die Hände: »Moment!«
    Deguay quittierte seinen Ruf mit einem Stirnrunzeln, Rahel funkelte ihn finster an, und Quibon schien jeden Moment auf ihn losgehen zu wollen.
    »Was ist denn, Freund Jaquento? Wir haben eine Wahl durchzuführen«, rief der Kapitän.
    Es dauerte einige Atemzüge, bis der junge Hiscadi sich gesammelt hatte, denn erneut war seine Zunge schneller als sein Geist gewesen; eine Besonderheit, die ihn schon so manches Mal in Schwierigkeiten gebracht hatte. Doch dann klärte sich sein Geist, und er sagte mit Bedacht: »Mir erscheint es, als wäre Quibon noch nicht von seinen Wunden genesen. Stimmt das, Bihrâd?«
    Obwohl Quibon dem Arzt einen mörderischen Blick zuwarf, nickte dieser gleichmütig und erklärte: »Die Wunde verheilt leider nur langsam, obwohl ich mein Bestes tue.«
    »Und?«, fragte Deguay scheinbar freundlich.
    »Diese beiden Schiffe sollten bald wieder auf Kaperfahrt gehen. Der Kapitän eines jeden sollte auf der Höhe seiner Kräfte sein – so wie Ihr, Käpt’n. Ist es nicht so, dass eine Wahl zu jedem gewünschten Zeitpunkt abgehalten werden kann?«
    »Sicher. Wir sind freie Männer und Frauen«, erwiderte Deguay, doch seine Stimme klang, als hätte er eine Gallone ungesüßten Zitronensaft trinken müssen. So frei, dass sie dir in allem folgen, wie eine Herde seefahrender Hammel, dachte Jaquento, aber laut sagte er: »Dann sollten wir damit warten, bis Quibon

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