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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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erstaunt stellte sie fest, wie sich ihre Perspektive verschob. Wie sie, ohne sich zu bewegen, dem Strand immer näher kam und Manoel beinahe mühelos erreichen konnte. Er ergriff ihre Finger gerade in dem Moment, als der schwarze Schemen ihn zu erwischen drohte.
    »Zurück! Hol uns zurück!«, keuchte er, und Sinao zog an ihm, so fest sie konnte, und spürte, wie sie mit einem Ruck in die Wirklichkeit gerissen wurden.
    Sie blinzelte einmal, und das Bild von dem Strand und von Manoels Verfolger war verschwunden. Sie kniete an Deck der Imperial, und der junge Maestre lag vor ihr. Das Blut strömte jetzt geradezu aus seiner Nase, aber er hatte die Augen geöffnet, und sein Herzschlag beruhigte sich allmählich.
    »Verdammt … mächtiges Mojo«, krächzte er heiser. »Danke, Sin.«
    Sie strich über seine Hand. »Soll ich Hilfe holen?«, fragte sie leise.
    »Geht schon«, nuschelte er. »Aber ein bisschen Wasser wäre gut.«
    »Ich hol dir was.« Als sie mit dem gefüllten Holzbecher zurückkehrte, bemerkte sie der Admiral. Er übergab Leutnant Lerrick das Fernrohr und kam mit eiligen Schritten zu ihr und Manoel.
    »Und?«, fragte er knapp.
    Der junge Maestre hatte sich aufgesetzt und den Kopf in den Nacken gelegt. Mit einem Hemdsärmel hatte er das Blut aus seinem Gesicht gewischt und trank jetzt in kleinen Schlucken das Wasser.
    »Er ist zurück«, meinte Sinao.
    Manoel senkte den Kopf und sah Sinao und den Admiral an. Seine Nase hatte zu bluten aufgehört.
    »Sie hatten recht«, sagte er. »Die Compagnie hütet ein Geheimnis auf der Insel. Ich habe mitten im Dschungel was entdeckt,
so wie Sie’s vermutet haben. Alte Ruinen. Und wirklich starkes Mojo.«
    »Ruinen?«, unterbrach ihn Thyrane. »Was für Ruinen? Und wie alt?«
    »Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht. Verdammt alt. Überreste einer alten Festung oder eines alten Tempels, so genau kann ich das nicht sagen. Ich hatte auch gar keine Möglichkeit, die Mauern zu untersuchen; so nah bin ich überhaupt nicht rangekommen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Paranao das Ding nicht gebaut haben.«
    Sinao schluckte die Frage herunter, wer außer ihren Leuten so ein Gebäude mitten im Dschungel errichtet haben mochte, und lauschte Manoels Erzählung weiter.
    »Jedenfalls bewacht die Compagnie die Anlage mit bestimmt fünfzig Mann. Das hätte mir zwar überhaupt nichts ausgemacht, denn die konnten mich ja nicht sehen, aber ich kam nicht mal in die Nähe der Mauern. Es war, als ob es da eine unsichtbare Wand gab, eine Blockade, die ich einfach nicht durchbrechen konnte. So etwas Ähnliches hab ich erst einmal erlebt …«
    »Bei der Schwarzbrunn-Fregatte?«, wollte Thyrane wissen, und Manoel nickte bestätigend.
    »Und dann hat mich zu allem Überfluss auch noch ein Maestre der Compagnie aufgespürt. Dieser Hund verstand etwas von seinem Handwerk, und bevor ich mich’s versah, klebte mir ein Schatten am Hintern, der mich verfolgt hat. Hätte er mich erwischt, wäre das verdammt unangenehm geworden. Diese Viecher saugen einem die Vigoris aus wie Moskitos das Blut. Allein wäre ich dann niemals zurückgekommen.«
    Er unterbrach sich, um Sinao anzusehen. »Aber du hast mich ja zurückgeholt. Siehst du, ich wusste, dass du es kannst.«

    Auf seinen Lippen lag bereits wieder das träge, selbstzufriedene Lächeln, das Sinao mittlerweile so gut kannte. Sie wusste nicht, ob sie ihn umarmen oder schlagen wollte.
    Thyrane sah nachdenklich aus, so als müsse er das Gehörte noch einmal durchdenken.
    »Die Compagnie hat also auf Rosarias etwas ausgegraben. Und das versuchen sie nun unbedingt zu schützen«, sagte er mehr zu sich selbst als zu den beiden anderen. »Und Sie, junger Mann, sind einem ausgebildeten und erfahrenen Magier der Gesellschaft entgegengetreten, um uns dieses Wissen zu bringen. Ich bin Ihnen etwas schuldig.«
    Manoel zuckte mit den Schultern. »Nich’ der Rede wert.«
    »Einem jungen Mann mit Ihren Fähigkeiten stünden in Corbane viele Türen offen«, sinnierte der Admiral. »Haben Sie nie in Erwägung gezogen, eine Akademie zu besuchen, um eine formale Ausbildung zu erhalten?«
    »Oh doch.« Manoel fiel nun wieder in den Singsang der Inseln zurück. »Hab’s sogar nich’ bloß in Erwägung gezogen, sondern ich war sogar auf einer. Der besten Akademie seiner Majestät Sugérand im ganzen verdammten Géronay.«
    »Was hat Sie daran gehindert, dort Karriere zu machen?«
    »Dort wollten sie mich nich’ mehr. Haben mich rausgeworfen, weil ich –

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