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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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geschlichen.
    Als der junge Hiscadi später, in seinen Mantel gewickelt, in das Feuer starrte, raubte ihm das Gehörte noch lange den Schlaf. Fast konnte er sein Land nicht mehr wiedererkennen, so sehr hatte es sich im Aufruhr verwandelt. Die alte Ordnung brach zusammen, Menschen aller Stände marschierten nebeneinander, und ihr einziges Ziel war das Überleben. Die trügerische Ruhe, die die harte Herrschaft der Géronaee mit sich gebracht hatte, war von einem Sturm vertrieben worden, der alles mit sich riss und niemanden verschonte.
    Einem Sturm, der das Antlitz der Welt veränderte.

SINAO

    Die Sonne stand mittlerweile hoch am wolkenlosen Himmel, und kaum ein Luftzug regte sich an Bord der Imperial. Sinao hatte sich in den wenigen Schatten gesetzt, den der Achteraufbau bot, und beobachtete von dort aus, wie der Admiral mit einer seiner Untergebenen angespannt an der Reling stand und mit einem Fernrohr die Küste Rosarias’ im Auge behielt. Er wirkte so, als ob er die Hitze überhaupt nicht bemerkte. Dabei musste er in seiner Uniform entsetzlich schwitzen.
    Manoel hatte sich zu ihr gesellt und rauchte schweigend seine Pfeife. Anders als sie schien er Thyrane aber nicht zu beachten, sondern war ganz in seine eigenen Gedanken versunken.
    »Seit unserem Besuch geht es im Fort zu wie in einem Taubenschlag«, raunte der Admiral gerade der jungen Soldatin an seiner Seite zu. »Wir müssen da drüben in ein verdammtes Wespennest gestochen haben.«
    »Thay, wir könnten jemanden auf die andere Seite der Insel rudern lassen, der versucht, sich unentdeckt ein bisschen umzusehen.«
    »Zu riskant, Leutnant Lerrick. Wenn wir ein Beiboot zu Wasser lassen, würde das sofort vom Fort entdeckt werden. Oder von der Besatzung des Linienschiffs dort drüben.« Er wies mit der Hand auf den Zweidecker der Compagnie, der in
einiger Entfernung von ihnen in der schwachen Dünung schaukelte. »Aber ich wüsste, verdammt noch mal, dennoch gern, was in der Festung vorgeht.«
    An seiner Stimme konnte Sinao erkennen, dass der Zorn des Admirals noch nicht verraucht war. Sie konnte den alten Mann gut verstehen, auch sie war noch immer wütend über die Überheblichkeit, mit der die Bailiff sie alle drei behandelt hatte. Leute wie sie haben Tangye nach Hequia geschickt. Wir waren ihr egal. Die Paranao, die auf dieser Insel leben, sind ihr egal. Sie müssen für ihre weißen Herren arbeiten, so wie wir es mussten. Alles ist ihr egal, nur ihr eigener Vorteil ist ihr wichtig .
    »Vielleicht kann ich Ihnen helfen«, ließ sich auf einmal Manoel vernehmen.
    Überrascht wandte Thyrane sich um.
    »Sie?«
    »Immerhin bin ich Ihr Maestre, schon vergessen?« Bei der Anspielung auf das Gespräch mit Bailiff Malster grinste Manoel vergnügt. »Und ich bin in der Lage, mich auf der Insel umzusehen, ohne dass ich tatsächlich drüben sein müsste.«
    Thyranes Augen weiteten sich. »Ich habe davon gehört, dass es Maestre gibt, die die Vigoris auf diese Weise nutzen können. Aber das soll eine seltene und überdies nicht ungefährliche Gabe sein.«
    Manoel zuckte mit den Schultern. »Ich gebe zu, dass es nicht ganz ohne ist. Is’ aber keine Gabe, sondern eine Technik. Ich hab’s schon gemacht, und ich bin mir sicher, dass ich es wieder schaffen kann. Besonders, wenn’s hier an Bord ein bisschen Traumstaub gibt.«
    Sinao blickte ihren Freund erschrocken an. Die Vorstellung, den eigenen Körper zu verlassen und nur den Geist auf die Reise zu schicken, war furchterregend und schockierend anziehend zugleich.
    »Traumstaub könnten wir Ihnen gewiss zur Verfügung stellen«,
sagte Thyrane gedehnt. »Leutnant, suchen Sie bitte Maestre Lamworth, und bringen Sie ihn zu mir.«
    »Aye, aye, Thay.« Die junge Frau salutierte und lief zum Niedergang.
    »Dann werde ich’s mir mal ein bisschen bequem machen«, verkündete Manoel und schlenderte zum Heck des Schiffes, gefolgt von Thyrane und Sinao.
    Der junge Maestre rollte seine Schlafmatte aus und setzte sich im Schneidersitz darauf. »Ich werde absolut nichts von dem merken, was hier mit meinem Körper passiert«, erklärte er. »Deswegen wäre es großartig, wenn ihm nichts zustoßen würde.«
    Der Admiral nickte. »Dafür kann ich sorgen.«
    »Gut. Sin? Am besten wäre es, wenn du in meiner Nähe bleibst. Wenn ich anfange, seltsame Sachen zu machen, oder du ein schlechtes Gefühl bei der Sache bekommst, dann musst du mir helfen, ja?«
    Sinao war es, als ob eine kalte Hand an ihr Herz griff. »Ein schlechtes Gefühl

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