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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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habe ich jetzt schon, Mano. Und was könnte ich denn überhaupt tun?«
    »Du kannst dich für das Mojo öffnen. Lass die Vigoris durch dich hindurchströmen, und dann mach die Augen auf, und schau, ob du mich finden und zurückholen kannst.«
    »Aber … aber ich habe so etwas noch nie vorher gemacht«, protestierte die Paranao.
    »Ich weiß«, erwiderte Manoel mit ruhiger Stimme. »Aber ich bin mir sicher, dass du es kannst. Und du müsstest mir ja auch nur im Notfall helfen, der wahrscheinlich gar nicht eintritt. Ich verlasse mich auf dich; willst du’s versuchen?«
    Mit geschlossenen Augen zählte Sinao zwölf Herzschläge. Er hilft dem alten Mann, damit der die Compagnie schließlich doch noch bestrafen kann. Und das tut er, weil er mir helfen will , erkannte Sinao. Langsam nickte sie.

    »Wunderbar. Dann können wir ja loslegen.« Mit einer weit ausholenden Geste zeigte Manoel auf Leutnant Lerrick, die eben in Begleitung eines ziemlich dicken Mannes zu ihnen kam.
    »Thay, ich habe Maestre Lamworth mitgebracht«, meldete die Offizierin, »und auch gleich etwas Traumstaub.«
    Manoel ließ sich nach hinten fallen, legte sich bequem auf den Rücken und winkelte die Beine an.
    »Maestre, darf ich bitten?«
    Lamworth warf Thyrane einen fragenden Blick zu, und erst, als dieser nickte, holte er einen kleinen Beutel aus seiner Hose, dem er eine gräulich schwarze Kugel entnahm. »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun, Thay«, sagte er mit einer hohen Stimme, die nicht zu seinem massigen Körper zu passen schien.
    »Das hoffe ich auch«, erwiderte der Admiral, während Manoel die Kugel zwischen seinen Lippen verschwinden ließ.
    Wenige Augenblicke später sah Sinao, wie Manoels Augen nach hinten rollten. Sein Körper wurde schlaff und reglos, und da sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, kniete sie sich neben den jungen Maestre und nahm seine linke Hand in ihre Rechte.
    Thyrane ergriff wieder das Fernrohr und kehrte mit Leutnant Lerrick zur Reling zurück. Der dicke Bordmaestre trat ein Stück zurück, murmelte etwas vor sich hin und beobachtete Manoel und Sinao mit einiger Skepsis.
    Mit Manoel derart allein gelassen, betrachtete die Paranao argwöhnisch sein Gesicht. Er hat gesagt, ich soll ihn holen, wenn er irgendetwas Seltsames tut. Aber was ist in seinem Zustand seltsam ?, grübelte sie. Ihr Freund lag einfach nur da, als ob er mit offenen Augen fest schlafen würde. Doch nach einigen Momenten veränderte sich sein Anblick plötzlich. Sein Körper zuckte, sein Atem ging stoßweise, und Schweiß trat ihm auf die Stirn, als ob irgendetwas ihn ungemein anstrengen würde.

    Vorsichtig legte Sinao ihre andere Hand auf seine Brust. Der Herzschlag des jungen Maestre war schnell, viel zu schnell. Sie zählte einhundertzweiundsiebzig Schläge, bis eine Minute vergangen war. Sein ganzer Körper war jetzt von Schweiß bedeckt, und aus Manoels Nase begann ein dünner Blutfaden zu laufen. Ich muss etwas unternehmen , ermahnte sich Sinao selbst. Ihr erster Instinkt riet ihr, den Admiral zu rufen, doch ihr Verstand sagte ihr, dass der Offizier nichts würde unternehmen können, um Manoel zu helfen. Sie würde nur Zeit verschwenden, die der junge Maestre vielleicht gar nicht mehr hatte.
    Die Paranao schloss die Augen. Sie versuchte, ihre Gedanken zu klären und sich für die Vigoris zu öffnen, doch es fiel ihr schwer, die aufkeimende Panik zu unterdrücken. Atme ganz ruhig, so wie Manoel es dir erklärt hat , befahl sie sich selbst. Dann konnte sie das Mojo plötzlich um sich herum fühlen, und die Welt war erfüllt von der Macht des Arsanums.
    Sie konzentrierte sich auf Manoels Hand, die sie immer noch in ihrer hielt, richtete ihre Gedanken auf ihn und öffnete vorsichtig die Augen. Ihre Wahrnehmung war verzerrt; sie sah das Schiff und Manoels Körper, der vor ihr lag, und gleichzeitig sah sie beides nicht. Es war, als hätten sich zwei Bilder übereinandergeschoben. Das zweite Bild zeigte ihr die Küste Rosarias’, und am Strand lief Manoel entlang, eine halbdurchsichtige, fließende Gestalt, die aus Leibeskräften rannte. Verfolgt wurde die Gestalt des jungen Maestre von einem schwarzen Schemen, der das Licht um sich herum einfach einzusaugen schien.
    Als Manoels Gestalt Sinao entdeckte, rief er aus vollem Hals: »Sin! Gib mir deine Hand, Sin! Du musst mich rüberziehen!«
    Sinao streckte die Hand aus, obwohl sie glaubte, viel zu weit von dem Strand und der Verfolgung entfernt zu sein, um
Manoel berühren zu können. Doch

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