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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Gesicht.
    Im Nebel flackerte es auf, jenseits der Hafenmauern, und dann rollte der Donner eines Kanonenschusses über die Stadt.
    »Ah, die stolze Marine der Thayns fischt im Trüben«, stichelte Deguay, aber Jaquento sah die Sorge in den Augen des Mannes. Er würdigte ihn keiner Antwort, sondern setzte den Kampf fort.
    Ein gewöhnlicher Fechter wäre unter den Hieben längst gefallen, doch Deguay hielt sich aufrecht, entging den Attacken um Haaresbreite, bot all sein Können auf und konterte Jaquentos kalte Wut mit präziser Kunst. In den jungen Hiscadi war eine Ruhe eingekehrt, wie sie ansonsten nur die Toten verspüren mochten. Nichts lenkte ihn von seinem Ziel ab. Früher oder später würde Deguay eine Parade verfehlen, einen Schritt zu spät machen, würde die Klinge in sein Fleisch fahren und ein Schlag alles beenden; sie beide wussten das.
    Ein lautes Bersten ertönte von der See her, Schreie waren zu hören, dann loderten Flammen im Nebel auf. Das waren keine Kanonen , erkannte Jaquento, doch seine Aufmerksamkeit blieb auf seinen Gegner gerichtet, der ebenso konzentriert zu fechten schien wie er selbst.
    Wieder erklang ein Brüllen, lauter, als eine Menschenkehle es hervorbringen konnte, und mehr Flammen waren zu sehen, ein ganzes Meer von Feuer, dessen Flackern diffus zu ihnen rief.
    »Ich hoffe, du hast da draußen keine Freunde«, brummte Deguay mit einem bösen Grinsen.

    Unwillkürlich zuckte Jaquentos Blick zu dem Inferno, das auf See toben musste. Es war nur ein Moment, doch manchmal bedurfte es nicht mehr als dessen. Deguays Stich kam tief, Jaquento sprang zurück, hieb mit dem Degen nach der tödlichen Klinge. Zu spät, zu langsam. Der kalte Stahl fuhr ihm ins Bein. Er wollte zurückschlagen, doch das Bein knickte ein, gab nach, verriet ihn. Schwärze drang in seine Gedanken.
    Mit einer lockeren Geste trat Deguay ihm die Klinge aus der Hand. Kaum einen Schritt lag sie entfernt, doch sie war unerreichbar. Viel näher war Deguays Rapier, dessen Spitze vor Jaquentos Brust verharrte. Ein Blutstropfen lief daran herab. Mein Blut .
    »Du warst gut, Jaq. Wir hätten gemeinsam so viel erreichen können. Aber du hast von Pertiz genau die falschen Lektionen gelernt: Du investierst zu viel in andere. So etwas ist wie ein Anker, den du dir um den Hals hängst und der dich früher oder später in die Tiefe zieht. Erst Pertiz, dann andere. Sie haben dich an diesen Punkt gebracht, und jetzt besiegeln sie dein Schicksal.«
    Schweigend betrachtete Jaquento den Degen, sah, wie der Tropfen die Spitze erreichte, sich in die Länge zog und auf seine Weste fiel.
    »Kein Betteln?«, erkundigte sich der Kapitän fast freundschaftlich. »Nein, du nicht. Ebenso wenig, wie ich dich angefleht hätte. Wir sind uns so ähnlich, Jaq. Schade, dass es so endet.«
    Unvermittelt spürte Jaquento den Zeitpunkt nahen. Den Moment des Zustoßens. Er bäumte sich auf und sprang nach vorn. Die Klinge drang in seine Brust, glitt zwischen zwei Rippen hindurch, durchbohrte ihn. Er warf sich herum, sein eigenes Brüllen hallte in seinen Ohren wider. Das Rapier leistete Widerstand, doch die Wucht der Bewegung war zu groß. Mit
einem Knacken, das Jaquento beinahe um den Verstand brachte, brach das Metall. Die Schmerzen tobten durch seinen Leib, erfassten alle Glieder, als würde man ihn in kochendes Wasser werfen.
    Doch seine Rolle brachte ihn zur Seite, und seine Finger fanden den eigenen Degen. Mit dem unverletzten Bein sprang er auf, einen einzigen Schritt nur vor, auf Deguay zu, der ihn fassungslos betrachtete. Gemeinsam stürzten sie wieder zu Boden, rollten übereinander hinweg, blieben liegen.
    Mit letzter Kraft stemmte Jaquento sich empor. Sein Degen steckte bis zum Heft in Deguays Bauch, die Klinge trat blutig am Rücken des Toten wieder aus.
    »Du warst nur groß, weil du auf dem Rücken anderer standest«, flüsterte Jaquento, als er zurücksank.
    Der junge Hiscadi wollte atmen, doch seine Lungen fassten keine Luft. Jaquento starb, und er wusste es. Letzte Worte drangen in sein Bewusstsein.
    Der Nebel kroch über ihn hinweg, hob ihn empor, trug ihn leicht wie eine Feder zur See hinaus. Er umfing ihn wie eine Geliebte, nahm ihn in seinen kühlen Schoß. Der Hafen fiel zurück, der kalte Strand, auf dem er lag, die letzten Lichter der Häuser, bis nur der Geruch des Meeres blieb.

ROXANE

    Stöhnend rappelte die junge Offizierin sich auf und wollte den Kopf schütteln, um ihn zu klären, aber ein stechender Schmerz in der Stirn hielt

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