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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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kam, die ihnen selten wohlgesonnen war. Ein leibhaftiger Admiral der Königlichen Marine von Thaynric, allein, in Uniform, mitten in ihrem Viertel, das die Soldaten ansonsten nur mit geladenen Musketen betraten, um ein paar arme Schweine zum Dienst auf den großen Schiffen zu pressen.
    Er beachtete die Jugendlichen mit Absicht nicht und ging weiter bis zur Haustür, wo er mit dem Knauf seines Gehstocks anklopfte. Das Holz der Tür war hart und fest, und die Türangeln sahen stabil aus.
    Einige Augenblicke musste er warten, und er hörte Getuschel und Gelächter von der Bande, dann öffnete sich die Tür und gab den Blick auf das zwielichtige Innere des Hauses frei. Wie erwartet, war es drinnen weitaus sauberer als draußen.
    Ein vierschrötiger, dunkelhäutiger Mann trat in den schmalen Spalt, musterte den Admiral und grinste dreckig, als hätte man ihm gerade einen schmutzigen Witz erzählt.
    Dann nickte der Mann und öffnete die Tür weiter. Mit unbewegter Miene betrat Thyrane die Höhle des Löwen. Zunächst wirkte sie nicht bedrohlicher als jeder beliebige andere Raum, vor allem, da sich nicht ein Stück Mobiliar darin befand.
    »Hinten«, knurrte der Mann und wies mit dem Daumen über die Schulter auf eine niedrige Tür. Schweigend folgte der Admiral dem Hinweis und drückte die Klinke herab, ohne anzuklopfen. Im Raum hinter der Tür brannten einige Laternen, die auf dem Tisch und zwei Sekretären standen und ein angenehm warmes Licht spendeten.
    Doch Thyrane hatte keine Augen für das Ambiente, sondern nur für die Person, die hinter dem Tisch in einem breiten Sessel saß.
    »Oxarre«, brummte er, weniger zur Begrüßung, als um sich selbst davon zu überzeugen, dass sie es war.

    »Aomas«, erwiderte die Angesprochene und hob amüsiert die Augenbrauen. »Du siehst gut aus.«
    Mit einem Schnauben trat Thyrane an den Tisch und setzte sich in den bereitstehenden Ledersessel. Er versuchte sich daran zu erinnern, wie sie bei ihrer letzten Begegnung ausgesehen hatte. Sie war ohne Frage gealtert, obgleich die Jahre zärtlicher mit ihr umgesprungen waren als mit ihm selbst. Ihre Haut war noch ebenso gebräunt wie früher. In ihr langes, dunkles Haar hatten sich graue Strähnen geschlichen, die einem unbeteiligten Beobachter vielleicht einen ehrwürdigen Eindruck vermittelt hätten; doch der Admiral wusste es besser.
    »Es gibt keinen Anlass für Schmeicheleien«, erklärte er grob und wollte fortfahren, doch sie unterbrach ihn mit einem Lachen, das sich seit damals nicht geändert hatte.
    »Ich zumindest hätte nichts gegen die eine oder andere Schmeichelei einzuwenden. Aber ich vermute, dass du mir den Gefallen kaum tun wirst, nicht wahr?«
    Zur Antwort knurrte er nur unbestimmt.
    »Außerdem war es keine Schmeichelei, alter Freund. Man hat mir mal erzählt, dass das Alter mit den Männern von Graemney gnädig ist, und ich bin geneigt, dem zuzustimmen. Die paar Falten mehr machen dich … interessant.«
    »Ich bin geschäftlich hier, nicht zum Austausch zweifelhafter Komplimente, so vergnüglich das auch wäre«, erwiderte Thyrane schließlich.
    »Ah, das Geschäft. Ich nehme an, dass es mit deinen Sondervollmachten zu tun hat, die dich bereits zu einem veritablen Dorn in Holts Seite werden lassen?«
    Innerlich fluchte der Admiral. Er hätte damit rechnen müssen, dass sie sich vorher über ihn und seinen Auftrag in der Sturmwelt informierte, zumal er wusste, wie weitreichend ihre Kontakte mittlerweile waren. Er sah den Schalk in ihren Augen, in deren Form mehr als nur eine Andeutung des Erbes
der Inselbewohner mitschwang. Früher hatte ihr Aussehen dafür gesorgt, dass ihr die Männer scharenweise zu Füßen lagen, eine Kombination aus einem klassischen Profil und der Exotik der Sturmwelt, von der auch Thyrane nicht unbeeindruckt geblieben war, doch er hatte gelernt, hinter die hübsche Maske zu schauen.
    »Korrekt.«
    »Ein Admiral kann es schwer ertragen, wenn ein anderer in seiner Einflusssphäre auftaucht. Es untergräbt seine Autorität. Aber dass gerade du Holt auf die Füße treten musst … Kapitän Thyrane ist zum Admiral geworden. Wer hätte das damals gedacht?«
    Seine Karriere war ihm selbst oft genug unwahrscheinlich erschienen; sogar heute noch überraschte ihn manchmal, durch welch wechselvolle Gewässer sie ihn geführt hatte, aber er hütete sich, dies ihr gegenüber zuzugeben. Stattdessen blickte er sie an, emotionslos, wie er hoffte, und fragte: »Du arbeitest für Walsley?«
    »Ich bin eine treue

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