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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Schiff.«
    Nachdenklich hielt Thyrane inne, obwohl er die Neuigkeit über die Hofmagierin immer noch für lächerlich hielt. Die Andeutungen, dass mindestens eine zweite Partei Interesse gezeigt hatte, kamen ihm wieder in den Sinn. Worum auch immer es sich handeln mochte, diese Fracht erregte mehr Aufmerksamkeit, als ihm insgeheim lieb war.
    »Das ist sehr interessant, aber deshalb bin ich nicht hier. Andere kümmern sich darum, den weiteren Weg der Ladung zu verfolgen. Meine Aufgabe liegt mehr im Gegenteil: Ich soll herausfinden, wo sie herkommt.«
    »Ein Auftrag, welcher der Compagnie gar nicht gefallen wird.«
    »Nicht im Mindesten«, gab er ihr recht.
    »Ich kann dir den Namen einer Insel nennen, Aomas. Einen Stützpunkt der Compagnie. Im Westen, hinter der Großen Weite. Den Rest musst du selbst erledigen.«
    »Darum bin ich hier.«
    »Die Insel Rosarias.«
    »Kann ich dich noch um einen Gefallen bitten?«
    »Natürlich, Aomas. Was würde ich nicht für dich tun?«
    Trotz ihrer Versicherung fürchtete er, dass jedes ihrer Worte einen Preis haben würde. Entgegen ihrem vertrauenerweckenden Auftreten war sie lange genug im Geschäft, um nichts ohne Gegenleistungen herzugeben. Die halbe Unterwelt der Sturmwelt gehorchte ihr oder schuldete ihr entweder einen Gefallen, Geld oder sogar das eigene Leben. Von einer einfachen Schmugglerin war sie zu einer reichen Frau geworden, die beste Verbindungen pflegte, und zwar sowohl zu
den höchsten Exzellenzen als auch zum niedersten Abschaum.
    In Lessan würde es kaum etwas geben, was ohne ihr Wissen geschah, denn sie hatte Information stets als überlebensnotwendig angesehen. Und auf genau dieses Wissen baute Thyrane.
    »Zwei Besatzungsmitglieder der Windreiter sind flüchtig. Ich will sie finden. Vielleicht sind sie noch in Lessan, abgetaucht in irgendeinem Loch. Kannst du mir helfen?«
    »Ich werde mein Bestes geben«, antwortete sie, ohne zu zögern und mit einem strahlenden Lächeln, das ihre schönen Zähne enthüllte.
    Fast hätte der Admiral das Lächeln erwidert, aber dann tauchte das Bild vor seinem inneren Auge auf, wie ihre letzte Begegnung geendet hatte, und er sah sich selbst wieder mit nichts als seiner Unterwäsche bekleidet und Kopfschmerzen, gegen die géronaische Folter vermutlich eine Wohltat bedeutet hätte, in einer schmutzigen Gasse liegen.
    Also erhob Thyrane sich und tippte sich lediglich mit zwei Fingern an die Stirn. Er wollte sich abwenden, aber sie ließ ihn nicht so einfach gehen.
    »Die alten Zeiten sind vorbei, Aomas, aber es waren auch gute Zeiten dabei, nicht wahr?«
    Vielleicht war es das leichte Flehen, das er in ihrer Stimme zu hören glaubte, vielleicht der Blick in ihren dunklen Augen.
    »Du hast mich an den Gouverneur verraten. Sie haben mir beinahe mein Schiff, meine Besatzung und mein Kommando weggenommen«, erwiderte er ohne Groll.
    »Du hattest eine Liaison mit dieser blonden Schnepfe«, erwiderte sie. »Ich habe dir gesagt, dass das gefährlich ist.«
    Er blickte ihr in die Augen und suchte in seiner Seele nach einer Antwort. Dann fand er sie.

    »Ja. Wir hatten auch gute Zeiten.«
    Ihr Lächeln begleitete ihn den ganzen Weg bis zum Hafen hinab. Jetzt hatte er die zwei wichtigsten Antworten, die er brauchte.

FRANIGO

    In seinen kühnsten Träumen hätte Franigo sich nicht vorstellen können, was mit ihm geschah. Oder eher, was mit der Welt geschah. Denn sie stellte sich auf den Kopf, verdrehte sich vor seinen Augen, und er konnte nichts tun, weder aktiv daran teilhaben noch es verhindern. Er wusste ja nicht einmal, was er tun wollte. Oder was ihm richtig erscheinen sollte. Manchmal teilte er den Zorn der Schnitter, fühlte sich fast wie einer der ihren und wollte ihre Kampfrufe mit ihnen ausstoßen. Dann wieder hielt er das alles für Wahnsinn, eine Verkehrung der natürlichen Ordnung, die sie nur an den Galgen bringen konnte.
    Doch es wurden täglich mehr, die in die Rufe der Schnitter einstimmten. Und nicht nur Wanderarbeiter stießen dazu, auch viele andere Menschen unterschiedlichster Herkunft. Deserteure der Regimenter, die es satt hatten, ihren Kopf für die Géronaee in endlosen Kriegen hinzuhalten. Bürger aus den Städten, die unter der Herrschaft der Fremden Hab und Gut verloren hatten. Selbst gut situierte Männer und Frauen gesellten sich dazu, die kaum etwas zu gewinnen, aber alles zu verlieren hatten. Personen von Stand und Ansehen.
    Studenten verteilten Flugblätter, in denen sie feurig die Freiheit der Hiscadi und

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