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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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lächelte, gepflegte, ebenmäßige Zähne zeigten und ein spitz zulaufendes Kinn vervollkommneten ein Gesicht, das man gern ansah.
    Philippe runzelte die Stirn. Sein Eindruck, der Frau früher schon einmal begegnet zu sein, verfestigte sich, je länger er sie betrachtete. Allerdings sperrte sich sein Gedächtnis, ihm einen Namen, einen Ort oder zumindest irgendwelche verwandtschaftlichen Beziehungen preiszugeben. Da sich die Männergruppe mittlerweile in innerpolitischen Fragen erging, näherte er sich der fröhlichen Frauenrunde, entschlossen, der schlanken Schönheit vorgestellt zu werden.
    »Philippe! Du hast ja nicht mal ein Glas in der Hand. Wer ist der rüpelhafte Gastgeber, der dich so sträflich vernachlässigt?« Claude Dupont, der junge Mann, der ihn eingeladen hatte, gesellte sich zu ihm und reichte ihm einen gut gefüllten Schwenker mit echtem Cognac.
    »Ein Pilot. Wer sonst überzeugt durch so liederliche Manieren?«
    Der Franzose lachte und zeigte dabei zwei Reihen schief sitzender Zähne, was angesichts seines extrem schmalen Gesichts nicht weiter verwunderte. »Warum stehst du so allein herum? Langweilst du dich?«
    »Ich langweile mich nicht, frage mich aber, wer diese sportive Erscheinung dort drüben ist.«
    Claude drehte sich um, sodass er ebenfalls die fröhlich lachenden und schwatzenden Frauen betrachten konnte. »Du sprichst von der Mademoiselle mit dem schwarzen Haar, die die anderen Damen um fast einen Kopf überragt?«
    Philippe nickte. Abermals musterte er interessiert ihr Gesicht und für einen Moment keimte in ihm der Verdacht, dass er sie nicht persönlich kennengelernt hatte, aber vielleicht einen nahestehenden Verwandten.
    »Bei der Lösung dieses Rätsels, mein Freund, vermag ich dir leider nicht zu helfen. Die Dame ist von Yvette Ledoux mitgebracht worden, da sie derzeit bei der Familie Ledoux zu Gast ist. Sie ist allerdings keine gebürtige Französin. Ihr Französisch ist zwar nicht schlecht, aber hörbar ungeübt.«
    Noch während Philippe überlegte, ob er das Fräulein ansprechen wollte, stürmte Claudes dreizehnjähriger Bruder in den Raum, obwohl der zu dieser vorgerückten Stunde längst im Bett liegen sollte. Ungeachtet der wichtigen Gäste seiner Eltern rief er laut: »Deutschland droht mobilzumachen, falls Russland nicht innerhalb von zwölf Stunden demobilisiert!«
    Die Musik brach ab. Die Tänzer verharrten auf der Stelle. Alle Gespräche verstummten. Ein Glas fiel zu Boden und zersprang mit nervenzerreißendem Klirren in unzählige Scherben. Die Stille hielt an; einzig von draußen klang das verhaltene Lachen und die nicht verständlichen Gesprächsfetzen derer herein, die auf der Terrasse Abkühlung suchten und die Mitteilung versäumt hatten.
    Philippe schüttelte fassungslos den Kopf. Russland hatte zuerst in vier Militärbezirken mobilgemacht, was in Anbetracht des gefährdeten Serbien eine angemessene Reaktion auf die Agitation Österreich-Ungarns war, doch bereits am nächsten Tag folgte die Gesamtmobilmachung des riesigen Heers. Dies kam einer Provokation gleich und erzeugte weitere Überreaktionen bei den hochsensibilisierten Staaten und Staatenbünden.
    Verhaltenes Murmeln erhob sich, als fürchteten die Anwesenden, durch zu lautes Sprechen neue Hiobsbotschaften anzulocken oder dem Feind Informationen preiszugeben. Präsident Poincaré verließ den Raum, gefolgt von den Militärs. Das rhythmische Donnern ihrer Stiefel auf dem Steinboden jagte Philippe einen Schauer über den Rücken und biss sich als stechender Schmerz in seinem Nacken fest. Die Geräusche erinnerten ihn erschreckend an das Marschieren Abertausender Soldaten in Richtung Front.
    Die beiden Diener beim Büfett murrten halblaut über die vermaledeiten Deutschen. Die Gäste der Duponts, die allmählich aus ihrer Erstarrung erwachten, besprachen die Nachricht, wobei die wieder einsetzenden Gespräche einen wesentlich lauteren Geräuschpegel als zuvor erreichten. Erhitzte Gesichter spiegelten eine Mischung aus Verärgerung und kaum unterdrückter Begeisterung über die Verschärfung der politischen Entwicklungen wider. Sogar die Frauen diskutierten gestenreich, und Philippes Blick fiel erneut auf die vermutlich einzige Frau nicht französischer Herkunft. Er sah, wie sie nachdenklich und missbilligend zugleich die Nase rümpfte. An dieser Eigenheit erkannte er sie. Ihre Anwesenheit verblüffte ihn weitaus weniger als die Tatsache, dass aus der aufsässigen kleinen Demy van Campen eine hinreißende

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