Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
studierte er die provisorischen Karten und Ausdrucke. Er hatte eines der beiden Funkfeuer dabei, mit dem die anderen drei Landefahrzeuge eingewiesen werden sollten. Immer vorausgesetzt natürlich, er konnte wie geplant landen, und weiter vorausgesetzt, er konnte mitten zwischen den hohen Gebirgszügen die richtige Hochebene finden, ohne an den sie umgebenden Zinnen zu zerschellen.
    Ryba würde das zweite Funkfeuer mitnehmen, falls er Schwierigkeiten bekäme.
    »Schwarz Zwei, hier Schwarz Eins, Test der Funkverbindung.«
    »Hier Schwarz Zwei, klar und deutlich.« Nylans Atem stand als weiße Wolke vor seinem Mund, als er den Funkruf beantwortete.
    »Gut. Startfreigabe erteilt.«
    Der Ingenieur holte tief Luft. »Ich bin nicht ganz mit der Checkliste durch. Ich schätze, dass es noch vier Zeiteinheiten dauert.«
    »Gut, dann gib uns Bescheid.«
    »In Ordnung.«
    Hinter ihm lagen die acht Marineinfanteristinnen, die seinem Landefahrzeug zugeteilt waren, auf ihren Liegen. Eigentlich war das Fluggerät kein Landefahrzeug, sondern ein Shuttle für Fracht und Personal, das man in aller Eile mit Stummelflügeln in ein atmosphäretaugliches Landefahrzeug umgewandelt hatte. Nur eines der vier Landefahrzeuge der Winterspeer war tatsächlich für Atmosphärenflüge konstruiert, doch es hatte eine viel geringere Kapazität. Mit diesem Fahrzeug würde Ryba die wichtigsten Frachtstücke befördern.
    Nylan hatte zwar mehr Erfahrung mit Atmosphäreflügen als Saryn oder Ryba, aber er war nicht gerade erpicht darauf, als erster Pilot durch eine Atmosphäre zu fliegen, die er nicht kannte und die zu einem Planeten gehörte, den es im Grunde genommen nicht geben dürfte. Da er aber noch weniger Lust hatte, zu verhungern oder an Sauerstoffmangel zu ersticken, ging er weiter die Checkliste durch. Er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, auf einer Hochebene zu landen, auch wenn dies für die meisten Mannschaftsmitglieder die einzige Überlebenschance war. »Sicherheitsgurte angelegt?«
    »Wir sind bereit, Ser«, antwortete Fierral, die auf der Liege neben ihm untergebracht war. Die blauäugige Anführerin des Trupps, einst eine brünette Frau, war jetzt, nach dem eigenartigen Unterraumsprung der Winterspeer, ein Rotschopf mit flammend rotem Haar geworden. »Es wäre keine gute Idee, wenn wir hier schwerelos herumschweben würden, nicht wahr?«
    »Nein«, stimmte der Ingenieur zu. Er holte noch einmal tief Luft, ehe er die restliche Checkliste durchging.
    Nach einem Blick auf die Bildschirme schaltete er das Funkgerät ein. »Schwarz Eins, hier ist Schwarz Zwei. Wir können starten.«
    »Wir überwachen euch auf den Schirmen.«
    »Danke.« Nylan schaltete die Düsen ein. Wie schon so oft amüsierte er sich darüber, dass man Energie einsetzen musste, um die Umlaufbahn zu verlassen. Auf seinen drei kleinen Bildschirmen konnte er sehen, wie das Landefahrzeug ein wenig stieg und dann zu fallen begann, auch wenn die Bewegungen sehr sanft waren. Der letzte Teil des Fluges würde allerdings alles andere als sanft verlaufen.
    Der erste Kontakt mit den höheren Atmosphäreschichten ließ das Landefahrzeug hüpfen wie einen flachen Stein auf dem Wasser und es wurde wärmer, bis Nylans Atem nicht mehr dampfte.
    Der zweite Kontakt war ausgedehnter und härter, beinahe wie ein Ritt auf einem nackten Pferderücken über ein gefrorenes Stoppelfeld im Herbst, kurz bevor der Schnee des sybranischen Winters fiel. Und es wurde noch wärmer im Landefahrzeug.
    Nylan betrachtete die Bildschirme. Es gefiel ihm nicht, dass die Temperatur bei den Kontakten mit der Luft derart schnell anstieg.
    »Überprüft noch einmal, ob ihr gut angeschnallt seid. Es wird eine harte Landung.«
    »Ja, Ser.«
    Beim dritten, endgültigen Kontakt mit der Atmosphäre bockte das Landefahrzeug wie ein störrisches Pferd und begann heftig zu rütteln, als das dünne Wispern der außen vorbeistreichenden Luft zu einem schrillen Kreischen anschwoll.
    Das Landefahrzeug sank viel zu schnell.
    Nylan zog die Nase etwas hoch und drosselte damit die Geschwindigkeit, aber andererseits stieg dadurch die Temperatur noch weiter an. Nach einer Weile ließ er das Fahrzeug wieder schneller sinken.
    Erneut gab es einen Ruck, als wäre das Landefahrzeug mitten in der Luft auf etwas Hartes geprallt, und dann stürzten sie auf einmal dem Grund entgegen, als befänden sie sich im Vakuum. Nylans Magen führte sich auf, als wollte er durch die Kehle herausspringen. Der Ingenieur schmeckte Galle und

Weitere Kostenlose Bücher