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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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wichtiger Teil seiner selbst verschwunden: nicht seine Intelligenz oder seine Wärme oder die Liebe, die er für mich empfand, aber die Unverwundbarkeit, die dafür gesorgt hatte, dass ich besonders ihn stets als eine Kraftquelle angesehen hatte. Da war eine neue Unschlüssigkeit, ein Zaudern in seinen Augen, ehe sie den meinen begegneten. Skye war immer noch ein Teil von ihm. Sie war nur ... in den Hintergrund gerückt. Genau so, wie es geschah, wenn unsere bisweilen vertrackten Einsätze von ihrem Körper verlangten zu schlafen, während seiner wach blieb.
    Ich strich mit der Hand über seinen kurzgeschorenen Kopf. »Hi.«
    Er blinzelte ein paar Mal, ehe er mich wieder anblickte, und sein Lächeln war so unsicher, es brach mir das Herz. Ein wenig. »Hallo.«
    »Bist du in Ordnung?«
    »Nicht ganz. Skye ist verletzt.«
    »Ich weiß.«
    »Ich habe sie nicht ... verloren ... aber ich kann sie nicht spüren. Ich weiß nicht, wie es ihr ergeht.«
    Er war von Panik weiter entfernt, als ich es gewesen wäre, aber die Gefahr war vorhanden und würde in seiner unmittelbaren Zukunft noch größer werden. Ich drückte seine Hand und versuchte, ihm eine Zuversicht zu vermitteln, die ich nicht empfand. »Man hat mir gesagt, sie würden sie irgendwohin bringen, wo ihr geholfen wird.«
    »Das ist gut«, hauchte er. »Es tut weh.«
    »Was tut weh?«
    »Sie wurde ... aufgespießt, wenn du so willst. Eine Vlhani-Peitsche im Unterleib. Ich habe nie ... Juje, Andrea, dieser Schmerz ...!«
    Wenn man so viele Jahre wie ich ohne jede Hoffnung zubringen muss, verliert man die Gabe, sie willentlich herbeizubeschwören, und fängt an, sie als etwas Falsches und Gefährliches einzustufen, etwas, das zerstörerisch sein kann, sollte es sich am Ende als Lüge erweisen. Aber, verdammt, es war alles, was ich
    hatte, alles, woran ich mich in dieser Welt, die um uns herum in Einzelteile zerfiel, festklammern konnte. Also ergab ich mich dem guten Glauben und sagte: »Pst, mach dir keine Sorgen. Sie bekommt die Hilfe, die sie braucht. Wenn du sie wieder fühlst, geht es ihr wieder gut.«
    Er regte sich wieder auf eine Weise, die ich wie ein Nachbeben empfand, und wurde blass auf eine Weise, die mich weit Schlimmeres vermuten ließ. Und dann schloss sich seine Hand kraftvoll um mein Handgelenk. »Andrea?«
    »Was, Liebes?«
    »Das, was da passiert ... dieser Wahnsinn ...«
    Ich erkannte ein verzweifeltes, ungewolltes Verständnis in seinen Augen und wusste, noch ehe er etwas gesagt hatte, dass das, was nun kommen sollte, alles verändern würde. »Was?«
    »Ich glaube ...« Er leckte sich die Lippen, als suche er nach einem Grund, die Worte hinauszuzögern, die aus der reinen Möglichkeit eine Realität formen würden. »Andrea, ich glaube, das ist ... viral ...«

KAPITEL ELF
DIE INFIZIERTEN
 
    Oscin zeichnete Skyes Geschichte in präzisen, aber leidenschaftslosen Bildern und benutzte stets das »sie« der dritten Person für all das, was Skye gesehen, gedacht oder getan hatte. Dennoch ließ er keinen Zweifel aufkommen, dass diese Dinge auch seinen Erinnerungen und Erfahrungen zugeordnet werden mussten. Als er mir etwas erzählte, das Skye laut gesagt hatte, dämpfte er sogar seine Stimme, damit sie ihrer ähnlicher wurde, war in Haltung und Auftreten so sehr wie sie, dass es mir unmöglich war, mich nicht mit dem Gefühl zu trösten, sie hätte den Raum betreten und wäre immer noch bei mir, in jeder Hinsicht eine echte Präsenz, nur nicht in der Realität.
    Als wir zu der Stelle kamen, an der einer der verbündeten Vlhani ausgerastet war und die anderen um ihn herum angegriffen hatte, verstand ich allmählich, was er gemeint hatte, als er mir erzählte, der Wahnsinn sei viral. Als er berichtete, dass die anderen versucht hatten, seine Peitschen festzuhalten, statt ihn einfach umzubringen, fühlte ich ein Schaudern, das wenig mit der relativ kühlen Luft in Roykos Behausung zu tun hatte. Und als er damit endete, dass die Peitschenspitze des Berserkers sich in Skyes Bauch gebohrt hatte, musste ich den Blick abwenden. Meine Augen brannten angesichts dieses Gefühls des Verlusts, von dem ich nur hoffen konnte, dass es nicht nur verfrüht, sondern auch unbegründet war.
    Wenn sie stirbt, dachte ich, bereit, den Satz mit der Erklärung einer Vendetta fortzuführen. Aber danach konnte ich nichts mehr sagen. Wenn sie starb und die vereinte Persönlichkeit mit Namen Porrinyard mit ihr ging, würde das keine Feindschaften heraufbeschwören, die nicht

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