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Sturz in die Vergangenheit

Sturz in die Vergangenheit

Titel: Sturz in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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seinem Puls getastet, Herzmassage gemacht hatte – und zwischendurch auf sein Handy eingedroschen, in der vergeblichen Hoffnung, doch ein Netz zu bekommen und irgendjemanden erreichen zu können, irgendjemandem zuschreien zu können, dass sofort der Notarzt kommen müsse, per Hubschrauber ... Der hätte sicher Kortison gehabt. Matthias nicht. Er hatte einen vergeblichen Kampf gekämpft und schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, aufgeben müssen.
    An den Abstieg, den toten Jungen im Arm, erinnerte er sich nur noch dunkel. Und auch an das, was danach geschehen war. Da waren Menschen gewesen, Hände, die ihm Elias entzogen, Stimmen, die aufgeregt gerufen hatten. Jemand hatte ihn auf einen Stuhl gesetzt, ihm eine Decke umgelegt. Ja, daran erinnerte er sich. Aber sonst? Diese Zeit lag wie unter einem undurchsichtigen Schleier. Das erste, was sich wieder deutlich in sein Gedächtnis gegraben hatte, war Lidas verzweifelte Stimme gewesen, mit der sie ihre Fassungslosigkeit herausgebrüllt hatte und ihre Fäuste, die auf ihn eingedroschen hatten, wo auch immer sie ihn erwischen konnten. „Mein Kind! Du ... mein Kind ... ist tot, und du hast ...“
    Wenn ihn auch nur wenig erreicht hatte, die Botschaft, Elias' Mörder zu sein, hatte das sehr wohl.
    Matthias verharrte. Es war falsch, ganz falsch, hierher zu kommen. Er sollte zurück in die Sicherheit seiner Hütte.
    Doch dann ging er weiter, die Augen abgewandt, hastete am Eingang vorbei und rettete sich in die Höhle.
    Erst dort setzte er den Rucksack ab, holte Jacke und Taschenlampe heraus, hängte sich das Seil um und schwang ihn anschließend wieder auf den Rücken. Eine wahnwitzige Idee hatte ihn ergriffen – und dazu brauchte er ... Schnell lief er auf den Durchgang zu und schob sich in den Korridor. Nur nicht nachdenken!
     
    Die Tropfsteine waren noch immer da, Wasserrauschen und auch Geruch waren gleich geblieben. Im Gegensatz zu damals erkannte Matthias diesmal sofort den scharfen Gestank des Fledermauskots. Er richtete das Taschenlampenlicht auf den Höhlenboden. Da war er zu sehen. Zwischen und auf den Stalagmiten.
    Um die Tiere nicht unnötig aufzuschrecken, bewegte er sich extra langsam, zog den Rucksack vorsichtig von seinen Schultern, öffnete ihn und kramte eine Weile darin, bis er gefunden hatte, was er suchte.
    Konnte Fledermauskot brennen? Er ließ ein Streichholz aufflammen und hielt es an eine Stelle, wo der sich angehäuft hatte.
    Nichts. Das wunderte ihn nicht wirklich. Er brauchte also Brennmaterial. Die Aussicht, aus der Höhle hinaus zu müssen, vorüber an dem Ort ..., um zurück in den Wald zu kommen, schreckte ihn jedoch mehr, als er sich eingestehen wollte. Aber was sollte er anzünden, um diese vermaledeiten Fledermäuse auszuräuchern? Mit Stumpf und Stiel ausrotten wollte er sie, vernichten, töten. So, wie sie seinen Sohn getötet hatten!
    In ihm schrie alles nach Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wild entschlossen, jetzt endlich wirklich zum Mörder zu werden, zerrte er an seiner Jacke, zog sie aus und hielt sie über ein brennendes Streichholz.
    Wuuusch.
    „AH.“
    Mit einer Sekunde Zeitverzögerung schleuderte Matthias die plötzlich lichterloh brennende Jacke von sich und sprang ein paar Schritte zurück. Sah dann zu, wie der Stoff binnen Sekunden zu einem Knäuel schmolz, das sich noch ein wenig über den Boden ringelte – und dann verlosch.
    Erst da fiel es ihm auf: Weder mit dem Feuer noch mit seinem Schrei hatte er auch nur eine Fledermaus aus dem Schlaf geschreckt.
    Also schrie er erneut: „AAAAAHHHH.“
    Bis auf das Rauschen des Wassers blieb alles still. Matthias, der das anders in Erinnerung hatte, begann, die Höhlenwände mit seiner Taschenlampe abzuleuchten.
    Leer, nichts, keine einzige Fledermaus. Wo steckten die Biester? Versteckten die sich vor ihm?
    Die Wut in ihm wuchs, er knallte sich den Rucksack wieder auf den Rücken, packte die Taschenlampe mit beiden Händen, um sie ruhiger zu halten und suchte weiter. „Wo seid ihr?“, knurrte er. Wo war die Öffnung, durch die sich die Fledermäuse verzogen hatten?
    Er fand das Loch – recht viel mehr war es nicht – etwa auf Kniehöhe in der hinteren Höhlenwand. Ohne auch nur einen Moment zu zögern, legte er sich davor auf den Bauch und schob sich hindurch. Der Rucksack verklemmte sich, doch mit einem erbosten Ruck presste er sich einfach weiter. Schließlich war er durch und tatsächlich in einer neuen Tropfsteinhöhle angekommen. Das Wasser rauschte hier noch ein

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