Sturz in die Vergangenheit
wenig lauter.
Kaum auf den Füßen, machte er sich mit seiner Taschenlampe umgehend daran, die Höhlendecke nach Fledermäusen abzusuchen. Vergebens. Auch hier nicht ein einziges dieser Viecher.
„VERDAMMT“, fluchte er lauthals und musste sich beherrschen, nicht im Zuge seiner wilden Wut die Taschenlampe auf den Boden zu werfen, um sie mit einem gezielten Fußtritt dahin zu befördern, wohin er sämtliche Fledermäuse der Welt zu befördern gedachte. Wenn er sie denn ...
Sekunden später hatte er sie gefunden, beziehungsweise sie ihn. Plötzlich flatterte es über seinem Kopf, dann um ihn herum.
„Weg, ihr Biester.“ Er schlug mit den Händen um sich, erwischte eine, zerquetschte den kleinen Körper zwischen seinen Fingern und ließ ihn anschließend einfach fallen.
Wie in seinem Traum, ganz genauso. Gleichzeitig leuchtete er mit der Taschenlampe nach oben. Gerade eben hatte es noch keine Fledermaus gegeben. Wo kamen die jetzt so plötzlich her?
Was er sah, ließ das Blut in seinen Adern gefrieren: Über ihm gähnte ein schwarzer Schlund, aus dem Massen über Massen Fledermäuse quollen, nach unten, direkt auf ihn zu.
Nur einen Moment später stand er in einer Wolke aus fliegenden kleinen Leibern, die pfeilschnell um ihn herum schossen und dabei seltsam hoch kreischten.
Matthias schlug mit beiden Händen um sich, die Taschenlampe flog in hohem Bogen davon, beleuchtete kurzfristig eine schwarze Wand aus Fledermausflügeln, dann verschwand der Lichtschein unter der flatternden Masse.
Nun war es stockdunkel um ihn, wenn auch sehr lebendig.
Matthias hatte keine Zeit, nach der Taschenlampe zu suchen. Er riss sich Fledermäuse aus den Haaren, von seinem T-Shirt, wischte sie sich aus dem Gesicht.
Hilfe, er musste hier weg, schnell!
Blindlings um sich schlagend, machte er ein paar Schritte nach vorn, versuchte, den rasenden Tieren zu entkommen. Doch egal, wohin er trat, es wurde nicht besser. Überall Unmengen der Flatterviecher.
„AH.“ Ein scharfer Schmerz an seinem Hals. Hektisch griff er hin und rupfte eines der Biester weg. Die bissen!
Er rieb über die schmerzende Stelle. Seine Hand war feucht. Er blutete. Nicht, dass er das sehen könnte. Aber da hing ihm schon das nächste Viech am Hals. Tranken die sein Blut? Das gab's doch gar nicht!
Vampire, schoss es ihm durch den Kopf. Ich bin hier inmitten von Vampiren, die mich aussaugen wollen. Er begann panisch zu schreien.
Da, der nächste Biss, jetzt am Oberschenkel, durch die Hose. Und wieder war es ein besonders großes Exemplar, das er von sich wegriss. Weg. Weg von hier!
Matthias rannte. Blindlings. Nach vorn, schrie lauter, wenn er gebissen wurde, fuhr herum und lief in eine andere Richtung. Egal wohin, nur weg. Er stieß sich den Kopf. Egal. Weiter!
Alles war egal, die Fledermäuse überall. Ob er rannte, sich duckte, ob er Haken schlug, ob er sprang. Er konnte nicht entkommen.
Auf einmal sah Matthias es klar vor sich: Die Fledermäuse hier in der Höhle hatten eine Absicht. Sie wollten ihn. Töten. Er brüllte wie wild, schlug um sich, rannte.
Drei Schritte, vier, fünf. Dann war der Boden unter seinen Füßen plötzlich verschwunden. Seine Arme flogen in die Luft, versuchten Halt zu finden, wo für seine Füße nichts mehr war. Doch auch den gab es nicht. Er stürzte, fiel, schrie. Er würde hier sterben. Jetzt!
Da prallte er schon hart auf. Erst die Beine, die Hände, der Körper, der Kopf. Und dann war gar nichts mehr.
Die Drohung
D en Galopp seines Pferdes hörte Mila überall heraus – und wenn sie sich noch so sehr darüber ärgerte. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ihr die Knie weich wurden und sich ihr Herz beschleunigte, so sehr sie sich auch darauf konzentrierte, beides zu unterbinden. Den Rest ihres Körpers hatte sie mit der Zeit zumindest einigermaßen in den Griff bekommen; wenn er sich ihr nicht über die Maßen näherte, ging es.
Nun aber kam er, der edle Johann höchstpersönlich, mit einem weiteren Reiter, und seltsamerweise von oben, den Berg herab. Durfte sie hoffen, dass die beiden lediglich auf dem Heimweg zur Burg zufällig hier entlangkamen?
Sicherheitshalber war sie aufgesprungen. In einer Bewegung schnappte sie sich ihren spielenden Jungen vom Boden und die Taschenlampe vom Schrank – es konnte nicht schaden, wenigstens seinen Begleiter damit zu empfangen. Das Metallgehäuse musste sie sich unter den Arm klemmen, um Ilya rasch in die Rückentrage zu setzen. Wo er jetzt begeistert mit den
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