Sturz in die Vergangenheit
sofort wieder. „Wenn du und ich uns einig geworden sind“, er sah sie an, „dann werden wir wieder richtig zusammen sein, und alles wird gut.“
'Alles wird gut.' Sie schnaubte. Das klang so schön. Noch dazu in Johanns Stimme gekleidet. Aber mehr war es nicht. Nicht mehr als wohlklingende Worte. Das hatte Mila mittlerweile wirklich gelernt.
Doch hatte sie eine Wahl? Sie war ganz allein, mit einem kleinen Kind, als Zauberin verschrien. Noch dazu mit einem neuen Zeitreisenden geschlagen, der jederzeit wieder verschwinden konnte. Tante Käthe, die auch kaum genug zum Leben hatte, würde ihr wenig helfen können. Johann dagegen ...
„Versprich mir, dass du mich an einen Ort bringst, wo Ilya und ich sicher sind“, forderte sie mit fester Stimme.
„Soll das heißen, du fügst dich?“, unterbrach er sie sogleich. Dieser Gänsehautton!
„Gib mir dein Wort.“
„Zuerst du.“ Seine Stimme fühlte sich an wie ein warmes Fluten.
Und dann eröffnete er ihr Spiel. „Sag’s.“
Mila hatte aufgehört zu atmen. Das würde sie nicht, nicht, bevor er es versprochen hatte.
„Sag es“, befahl er mit seiner harten Stimme, die sie jedes Mal wieder ...
„Ich tue alles, was du willst“, hörte sie im selben Moment ihre eigene Stimme. Oh, Himmel, wie konnte sie nur! Jetzt war es zu spät. Nun hatte er sie, mit diesem Satz, der Johann gehörte, zu ihm und ihr und allem, was Mila all die Zeit ihres Frauseins an ihn gebunden hatte. Der Satz, der die Erfüllung seiner Forderung war, seines Verlangens – und zugleich ihr eigenes Begehren. Der Satz, der Milas Herzschlag sich beschleunigen machte, ihr den Schweiß ausbrechen.
Aber sie hatte doch sowieso keine Wahl. Selbst wenn es ihr gelungen wäre, aus diesem noch immer absolut unentrinnbaren Reigen auszusteigen – sie musste mitspielen. Um Ilyas Zukunft willen.
„Alles, was ich will?“ Johanns dunkle Frage vibrierte in ihrem Brustbein. „Das ganze Spiel?“
Sie nickte heftig. „Wenn du mir dein Wort gibst, gleich danach.“
Johann gluckste leise. „Das nenne ich pragmatisch.“
Immer wieder seine Wonne verheißende Stimme. Ein Schnurren vor tiefster Befriedigung. Doch mit einem belustigten Unterton. Er nahm sie nicht ernst. Das hatte sie schon immer wild gemacht. Und das würde sie ihm austreiben. Diesmal würde sie auf ihrer Bedingung bestehen.
Noch einmal sog sie geräuschvoll Luft durch die Nase – als sich ihr bereits geöffneter Mund wieder schloss.
Johann hatte mit geschmeidiger Bewegung die Tür hinter sich ins Schloss fallen lassen und machte einen raubtierhaften Schritt auf sie zu.
„Ich habe noch nichts von dir gehört“, wich sie vor ihm zurück.
„Du hast mein Ehrenwort.“ Beiläufig in den Raum geworfen. „Wir spielen zu Ende, und dann lasse ich dich gehen.“
Ihre Knie gaben nach.
Alles, was er wollte. Sie hatte es versprochen.
„Ich will es noch einmal hören“, lief mit einem prickelnden Schauer über ihren Rücken.
Sie blieb stehen, eisern stumm – jeden seiner Schritte auf sie zu gebannt verfolgend. Atemlos. Ihre Augen waren so weit und feucht, dass sich die Dämmernis zwischen ihm und ihr wie eine Berührung anfühlte.
„Du weigerst dich?“, rieselte schon direkt in ihr Ohr.
Johanns unverwechselbares Raunen, das allein imstande war, sämtliche Härchen an ihrem Körper sich aufrichten zu lassen, während alles sonst in ihr ganz weich wurde. Sie schluckte. Nahm ihre Lippen auseinander, um nach Luft zu schnappen, um ihn anzufahren, ihn in seine Schranken zu weisen.
Doch im selben Augenblick prallte sein Mund gegen ihren, seine Lippen, diese unvergleichliche Mischung aus Weichheit und Druck, wie sie es mit keinem anderen Mann erlebt hatte.
Es gelang ihr nicht, den Kopf von seinem Kuss wegzuschütteln, ihr Mund schien sich vielmehr seinem entgegen zu wölben ... je mehr er ihr seinen entzog, desto mehr. Seine Küsse waren ...
Es waren nur Küsse, vollkommen unerheblich. Sie liebte Johann nicht. Nicht mehr. Und das würde sie nie wieder tun.
Auch wenn jetzt, erst Sekunden nach seinen Lippen, beide Hände zugleich zupackten. Männlich, im ureigenen Sinne. Stark, unentrinnbar. Mila in Stellung haltend, damit er seinen Oberschenkel zwischen ihre schieben konnte. Während er zugleich seine Zungenspitze an ihren Mund tippen ließ, nur ganz kurz, sich gleich wieder zurücknehmend – und damit noch immer in der Lage, den kleinen Laut in Milas Kehle zu erzeugen. Der mit einem erstickten Seufzen aus ihr herausdrang, ohne dass
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