Styling deluxe / Roman
Mum ihm das Haar zerzauste, das er so sorgfältig seitlich gescheitelt hatte.
Lana bekam einen Kuss auf die Wange, dann ließ Annie sich einen Augenblick Zeit, um ihr neues blaues Kleid zu bewundern. Obwohl Lana es mit leicht befangener Teenager-Schlaksigkeit und schlecht aufgetragenem Eyeliner trug, war sie in Annies Augen doch wunderschön.
Ed hatte sich gewaltig ins Zeug gelegt. Irgendwie hatte er seinen widerspenstigen Haarschopf unter Kontrolle gebracht und seinen üblichen ausgeleierten, wolligen Tweedlook durch das modische Jackett, das Hemd und die Krawatte ersetzt, die Annie lange, bevor sie wusste, dass sie in ihn verliebt war, für ihn ausgesucht hatte.
»Hey, du«, sagte sie weich und streifte seine Lippen mit einem Begrüßungskuss. »Du siehst gefährlich süß aus.«
Und er roch auch noch gut.
»Aha«, pflichtete er ihr bei. »Ich musste doch deinem Kleid gerecht werden.« Er strich ihr mit der Hand über den Rücken.
»Ganz der Annie-Magnet. Schon gut, stürz dich wieder ins Getümmel! Wir kommen zurecht. Wir wissen ja, dass wir dich am Ende der Party zurückbekommen.«
»Habt ihr das Buffet gesehen?« Owen deutete auf den Tapeziertisch, auf dem jetzt Snacks angerichtet waren. »Hammermäßig!«
Plötzlich verschwand Annies Gesicht – samt Bobbi-Brown-Kosmetik, Botox und allem – an dem üppigen, warmen, freundlichen Busen Delias, der Reinigungskraft der ersten Etage.
»Annie Valentine«, dröhnte sie in unverkennbar jamaikanisch eingefärbtem Englisch, »was soll ich nur ohne dich machen? Wenn du in diesen feinen Fernsehhäusern jemanden zum Putzen brauchst, sag sofort Delia Bescheid, hörst du? Ich denke, Mr. Geoff stört sich nicht daran, wenn ich das sage, oder?« Delia wies auf den Personalchef. »Wenn er einen Job beim Fernsehen kriegen könnte, wäre er auf der Stelle hier weg, stimmt’s, Mr. Geoff?«
Geoff tat ihr den Gefallen und lachte laut.
Wieder empfand Annie dieses leise Unbehagen. Das hier sollte ihr ganz großer Augenblick sein. Die Art von Abschied vom Alltäglichen, von der jeder träumte. All diese Menschen, mit denen sie so lange zusammengearbeitet hatte, waren so aufgeregt, freuten sich so für sie, und in Wahrheit ging sie hinaus ins Nichts. Für dreitausendsechshundert Pfund zu einem Digitalsender. Zu einer Show, von der kein Mensch je hören würde. Sie hatte das Gefühl, diese Party abbrechen oder zumindest verlauten lassen zu müssen, dass sie vielleicht zurückkommen würde.
Betrachtet die Sache als vorübergehend,
hätte sie am liebsten im ganzen Raum verbreitet,
womöglich klappt es gar nicht!
»Uuuh!«, rief eine der Verkäuferinnen aufgeregt. »Ist das da drüben nicht Connor McCabe?«
Annie drehte sich um und sah Connor seit mehreren Monaten zum ersten Mal wieder. Das reichte, um ihre Übelkeit ein bisschen abzuschwächen. Ganz gleich, welche Probleme sie belasteten: Connor gelang es gewöhnlich immer, sie aufzumuntern.
Sie drängte sich durch die Menge zu ihm vor, doch er war bereits von einer Gruppe Fans umringt, die ihm die Hand schüttelten oder ihn nur mit aufgeregter Miene anstarrten. Er war inzwischen ein großer Fernsehstar und hatte erst kürzlich einen Kinofilm gedreht, war also wirklich bekannt. Du liebe Zeit, gerade erst hatte
Hello!
einen doppelseitigen Artikel über ihn gebracht!
»Connor«, begrüßte Annie ihn, »du bist gekommen!«
»Oh ja, von deinem bloßen Anblick!«, witzelte er und nahm sie fest in die Arme.
»Du siehst phantastisch aus«, lobte sie, und es entsprach der Wahrheit. Sonnengebräunt, durchtrainiert, dunkles Haar, blitzende Filmstar-Augen, kräftige breite Schultern, schmale Taille. Er war die personifizierte männliche Schönheit. Aber leider, es war so tragisch, zumindest für Frauen: Er war schwul.
»Kann ich dich einen winzig kleinen Augenblick sprechen?«, fragte Annie und deutete die Zeitspanne mit einem Millimeterabstand zwischen Daumen und Zeigefinger an.
»Ja. Wo kann ich übrigens meine Tasche abstellen?«
Sie führte ihn ein bisschen abseits vom allgemeinen Partytrubel in ihr Minibüro.
»Es ist so toll!«, schwärmte er, als sie sich zusammen in den kahlen weißen Raum zwängten. »Ich bin so stolz auf dich. Eine bedeutende neue Entwicklung!«
»Okay, bitte ein bisschen weniger Hollywood!«, ermahnte sie ihn. »Du redest jetzt mit
mir,
nicht mit irgendeinem flotten Produzenten.« Sie sah ihn forschend an.
»Wie geht’s dir?«
»Gut«, antwortete er mit einem beruhigenden Lächeln.
»Und
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