Styling deluxe / Roman
dieser Party ging es nur darum, Champagnercocktails zu schlürfen, mit den anderen glamourösen Gästen zu plaudern und im fabelhaft kreativen Outfit zu posieren.
Als Svetlana beteuert hatte, die Gäste könnten anziehen, was immer sie wollten, hatte sie bestimmt nicht übertrieben. Beim ersten raschen Blick durch den Saal sah Annie alternde aristokratische Damen in Taftgewändern mit allen Schikanen, langbeinige Londoner Mädchen in Cocktailkleidern in allen Regenbogenfarben und alle möglichen fehlangepassten, sorgsam durchdachten Kombinationen dazwischen. Nicht zu vergessen die selbstgestylten Künstler von Kopf bis Fuß in Schwarz oder in ultramodernen mit Ölfarbe beklecksten Jeans.
Annie hatte sich an diesem Abend für eines ihrer geliebten hautengen Valentino-Kleider entschieden, es aber sorgsam mit einer Denimjacke, einem Halsschmuck aus Muscheln und Leder und hochhackigen Sandalen mit klobigem Holzabsatz kombiniert. So hoffte sie, genau die richtige Nuance von aufgebrezelter Nonchalance zu erreichen, die die Veranstaltung ihrer Meinung nach erforderte.
An ihrem Arm ging Cath, die eine kleine mit Pailletten besetzte Maske an einem Stab trug.
»Sobald du Nervosität aufkommen fühlst, hältst du dir die Maske vors Gesicht, und schon bist du verschwunden. Es hat die gleiche Wirkung wie eine große Sonnenbrille«, hatte Annie ihr versichert.
Cath war erstaunlich angetan von der Idee. Obwohl sie vor Nervosität Schweißausbrüche bekam, als man ihr in das enge schwarze Kleid half und sie schminkte, hatte ihr die Maske als Zusatz ein bisschen Entspannung gebracht.
»Dich würde sowieso niemand erkennen!«, sagte Annie und strahlte vor Freude über das Ergebnis ihrer Mühen. »Schau sich einer dieses herrliche Haar an!«
Ein ganzer Nachmittag beim Friseur hatte Caths steifen altbackenen Topfschnitt in etwas Dunkleres, Flaumigeres, Moderneres verwandelt.
»Ich brauche eine Anleitung, wie man mit dem Haarglätter umgeht«, hatte sie Annie erklärt.
»Stets zu Diensten«, antwortete Annie.
Nachdem ihnen ihre ersten Cocktails gereicht worden waren, kam Bob hinzu und bestand darauf, Cath von Annie zu trennen.
»Keine Sorge, ich passe auf sie auf!«, versprach er. »Ich habe meine Kamera eingestellt und möchte ein paar Aufnahmen von ihr, bevor sie zu viele Cocktails intus hat und nicht mehr gerade gehen kann. Und übrigens«, schloss er und bot Cath den Arm, »du siehst phantastisch aus!«
Einen Moment lang war Annie allein. Doch es störte sie nicht im Geringsten. Langsam hob sie ihr Glas an die Lippen und trank nicht nur einen Mundvoll Champagner, sondern mit den Augen auch die erstaunliche Szenerie um sich herum. Sie wünschte sich Ed herbei; sie würde Mühe haben, ihm zu schildern, wie abgefahren und wunderbar diese Veranstaltung war.
Bisher hatte sie Finn nur einmal flüchtig gesehen, der – überaus ängstlich darauf bedacht, keine Aufnahme auszulassen – herumtigerte und Bob über Bluetooth Anweisungen gab.
»Ich will Promis!«, hatte Finn geschnauzt. »Wenn du jemanden siehst, jemanden, den du erkennst, halte ihm die Kamera vors Gesicht! Unsere Mädchen sehen scharf aus, also achte darauf, dass du jeden guten Aspekt einfängst! Und wenn sie mit jemandem plaudern, halte drauf!«
»Annah!«
Annie hörte die laute Stimme auf sie zukommen und wusste, dass sie im nächsten Moment an einen üppigen, nur geringfügig operativ betonten ukrainischen Busen gepresst würde.
»Da ist sie!«, dröhnte Svetlana. »Da ist Annah Valentine, du musst sie unbedingt kennenlernen!«
Und dann stand Annie nicht nur Svetlana gegenüber, sondern zudem einem gepflegten Mann im Maßanzug, den sie auf Anhieb als Svetlanas Ehemann in spe identifizierte.
Ein breites Lächeln trat auf Svetlanas Gesicht mit den hohen Wangenknochen. »Harry! Das ist Annah«, wiederholte Svetlana. »Annah, das ist Harry.«
Auf Harrys strahlendem Gesicht, das beinahe genauso glänzte wie seine eleganten schwarzen Lacklederschuhe, erblühte ein großzügiges Lächeln, und während er mit einer Hand seine verbliebenen Haare glatt strich, streckte er die andere Annie entgegen.
»Annie Valentine, hallo, wie ausgesprochen fabelhaft, dich kennenzulernen!«, begrüßte er sie überschwenglich in dem absolut grauenhaft vornehmen Englisch, das Annie früher einmal in Nervosität und Unsicherheit versetzt hätte. Jetzt wurde sie spielend damit fertig. Wenn überhaupt, verlockte es sie, ihren breiten Londoner Akzent zum Einsatz zu bringen.
»Annah
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