Styling deluxe / Roman
viel leichter, so zu tun, als wäre man jemand anders, wenn man niemanden kennt und wenn man verkleidet ist. Ich würde liebend gern verkleidet zu einer Party gehen. Niemand würde mich erkennen, und ich könnte einfach Mäuschen spielen. Als geheimnisvoller Gast!«
»Ja?« Annie versuchte zu verstehen, was ihre Tochter damit sagen wollte. »Ich sollte sie also verkleiden?«
»Aber sie geht doch auf eine Party, auf der niemand sie kennt, oder?«, hakte Lana nach.
»Ja … ich denke schon. Ich meine, es ist ja keine Familienparty oder so. Jedenfalls soll sie auf irgendeine Party eingeladen werden. Was für eine, weiß ich noch nicht.«
»Warum schickst du sie dann nicht auf einen Maskenball oder so?«, fragte Lana begeistert. »Irgendwohin, wo sie niemanden kennt und niemand sie kennt. Wo sie ihre Befangenheit hinter einer Maske verstecken kann?«
»Weißt du, Schätzchen«, sagte Annie beschwingt und erleichtert, »das ist eine sehr, sehr gute Idee. Das ist eine so erstaunlich gute Idee, dass ich sofort mit jemandem darüber reden muss!«
Lana sah ihre Mutter lächelnd an, doch dann verlangte der Computermonitor wieder ihre Aufmerksamkeit.
»Du arbeitest so hart«, stellte Annie fest. »Ich bin so stolz auf dich!«
»Danke«, antwortete Lana, senkte dann aber den Blick auf ihre Füße, fast als brächte das Lob sie in Verlegenheit.
»Du wirst deine Prüfungen mit Bravour bestehen, nicht wahr?«, erkundigte ihre Mutter sich.
»Das hoffe ich«, erwiderte Lana ein wenig schüchtern.
»Ich bin sehr stolz auf dich«, wiederholte Annie.
»Wäre es schlimm, wenn ich nicht besonders gut bestehen würde?«, wollte Lana wissen.
»Ach du liebe Zeit!«, tat Annie die Frage ab. »Du paukst doch jeden Abend. Du wirst mit Glanz und Gloria bestehen!«
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11.
Miss Marlise am Set:
Enge schwarze Jacke (Helmut Lang)
Weißes Hemd (M&S)
Enge Lederleggings (Les Chiffoniers)
Schwarze Boots ( LK Bennett)
Leuchtend roter Lippenstift (Clinique)
Geschätzte Gesamtkosten: 940 £
»Ha!«
E in Maskenball?«
Finn, Klemmbrett in der Hand, Bluetooth am Ohr, sah Annie sichtlich verdutzt an.
»Wo zum Teufel sollen wir einen Maskenball auftreiben?«, fragte er sie. »Und müssten unsere Damen dann nicht Ballkleider tragen, die wir uns nicht leisten können? Und überhaupt, wenn alle Masken tragen, wie sollen wir dann den Überblick behalten? Am Ende filmen wir den halben Abend über die falschen Frauen.«
Miss Marlise stieß ein höhnisches Kichern aus und verdrehte die Augen, als wollte sie Finn wissen lassen, dass ja wohl nichts anderes zu erwarten war, wenn die »Garderobenfrau« Vorschläge äußern durfte.
Annie spürte in diesem klaustrophobischen Raum auch Bobs und Nikkis Blicke auf sich.
Okay,
hätte sie am liebsten geschrien,
es war ja nur ein Vorschlag!
Stattdessen sagte sie zu ihrer Verteidigung: »Cath mag ja echt cool und gefasst erscheinen, aber sie geht nicht auf Partys. Ich weiß wirklich nicht, ob sie das bewältigt. Offenbar hat ihr gegenüber niemand diese Partnervermittlungsparty erwähnt, als sie ihrer Teilnahme an der Sendung zustimmte … irgendwie.« Annie wollte niemanden beschuldigen, doch sie vermutete, dass es mit Nikki oder Finn zu tun hatte.
»Ich fürchte, sie könnte eine Panikattacke bekommen, sich den ganzen Abend in der Toilette einschließen oder so, wenn wir ihr nicht wirklich beistehen«, fügte sie hinzu.
»Ach, um Himmels willen!«, stieß Finn gereizt aus. »Wir können sie jetzt unmöglich fallen lassen! Wir haben schon zu viel Zeit und Geld fürs Filmen mit ihr aufgewendet. Außerdem würde sie uns gehörig das Leben schwermachen, wenn sie sich jetzt wieder von ihren schönen neuen Sachen trennen müsste, oder?« Er warf Annie einen bösen Blick zu, als ob alles irgendwie ihre Schuld wäre. Nichts davon war ihre Schuld! Sie hatte alles getan, was er von ihr verlangt hatte. Sie konnte Cath umstylen, aber sie konnte sie nicht in einen anderen Menschen verwandeln.
In diesem Moment rauschte Svetlana in den Raum. Sie hatte schon immer eine lockere Auffassung von Pünktlichkeit gehabt, und ihr Fernsehauftritt würde nichts daran ändern, trotz Finns und Nikkis sorgfältig eingeteilter Zeitpläne. Also kam sie zu dieser Besprechung nicht nur zwei, drei Minuten zu spät, sondern geschlagene fünfundzwanzig.
Dennoch beschwerte sich niemand, als sie eintrat, mit wallendem blonden Haar über einem weißen Pelzmantel. Nur ein kollektives Luftschnappen ging durch den Raum. Doch
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