Styling deluxe / Roman
es aufpeppen können, wie es sich für die kommenden Monate optimieren lässt. Wir sichten die Halstücher, Gürtel und Halsketten. Wir kürzen ein paar Säume oder lassen sie aus. Wir arbeiten mit dem, was vorliegt, Schätzchen, und für ein paar Pfund erfinden wir deine Sachen für die nächste Saison neu. Und außerdem … werden wir Spaß haben. Komm schon … sag einfach ja!«, schmeichelte Annie. »Ich könnte morgen kommen … Weißt du was? Ich könnte sogar schon heute.«
»Zum gewohnten Preis?«, fragte Bettina. Jetzt wusste Annie, dass sie den Köder geschluckt hatte; sie mussten nur noch handelseinig werden.
»Zum Freundschaftspreis«, versicherte sie. »Ich nehme Stundenlohn, und du brichst einfach ab, wenn du genug von dem Spaß hast.«
»Gut, ich glaube, morgen kann es klappen«, stimmte Bettina zu.
Annie wäre am liebsten durchs Zimmer getanzt.
»Gegen Mittag?«, fügte Bettina hinzu.
Annie ließ ihre Planung rasch im Geiste Revue passieren. Morgen war Freitag, der Tag des Miniurlaubs. Sie musste Koffer packen, Essen vorbereiten … sie wollten gegen 16:00 Uhr in London aufbrechen, bevor der freitägliche Stoßverkehr richtig einsetzte. Wenn sie gegen 11:30 Uhr bei Bettina war und sich etwa drei Stunden dort aufhielt, dann blieb ihr gerade noch genug Zeit, um nach Hause zu fahren und alles zu organisieren. Nun ja, es würde hektisch, doch drei Stunden bei Bettina bedeuteten immerhin etwas in der Brieftasche fürs Wochenende.
Sie
musste
es tun.
»Ist dir 11:30 Uhr recht?«, bot sie an.
»Ja. Und bring ein Fläschchen von dem Olaz mit. Ich will’s mal ausprobieren.«
Als Annie aufgelegt hatte, schlug sie ihren Terminkalender auf und trug in der Freitag-Spalte mit rotem Filzstift in kühnen Buchstaben den Termin ein: »Bettina, Garderobespiel 11:30 Uhr«.
Es war ja nicht so, dass Annie Gefahr lief, die Verabredung zu vergessen, es machte ihr nur Mut, es schriftlich vor sich zu haben. Zu wissen, dass sie wieder im Rennen war und mit ihren Fähigkeiten tatsächlich Geld aus dem Nichts schöpfen konnte. Sie spürte, wie ein wenig von ihrer Energie zurückkehrte. Gerade genug, um die nächsten Anrufe zu bewältigen. Sobald eine ganze Woche in ihrem Terminkalender mit Verabredungen ausgefüllt war, würde sie wieder mehr sie selbst sein.
Als sie sich rasch erneut der Seite mit ihren Kundenkontakten zuwandte, sah sie im Spiegel wieder einmal ihren hüpfenden Pferdeschwanz. Er fiel ernsthaft unter die Kritik, dieser Pferdeschwanz.
Bevor Annie die Nummer ihres nächsten Zielobjekts eingeben konnte, klingelte ihr Handy.
Es war Ed. Sie sah auf die Uhr: 12:45 Uhr schon, also hatte er jetzt Mittagspause.
»Wie geht’s Dave?«, lautete seine erste Frage.
»Ach, so geht das jetzt? Schluss mit: Hallo, Liebling, wie geht es dir? Jetzt kommt der Hund an erster Stelle?«, zog sie ihn auf.
Annie sah sich in dem kleinen Zimmer um und konnte Dave nirgends entdecken. Er war wohl hinausgegangen, als sie telefonierte. Sie musste nach ihm sehen, sich vergewissern, dass er nicht auf die Teppiche pinkelte oder noch eine von Owens
Dr.-Who
-Figuren fand und zerkaute. Am Vorabend war es zu einer kurzfristigen Aussetzung der liebevollen Beziehung zwischen dem Hund und dem Jungen gekommen, als ein kleiner Zug von außerirdischen Judoon aus Plastik im Zustand der totalen Vernichtung aufgefunden wurde.
»Er ist halb Terrier«, hatte Ed versucht zu erklären. »Terrier buddeln und zerkauen für ihr Leben gern.«
»Und kläffen und pinkeln«, hatte Annie ergänzt.
»Ich möchte nur wissen, ob du dich mit Dave verträgst«, sagte Ed jetzt.
»Dave nehme ich dir immer noch übel«, erwiderte Annie. »Ich brauche nun wirklich keinen Dave in meinem Leben. Zunächst einmal ist das so ein bescheuerter Name. Wenn er doch taub ist, könnten wir ihn vielleicht umtaufen?«
»Tja …« Da hatte sie nicht ganz unrecht, musste Ed zugeben. »Darüber solltest du mit Owen reden. Er war es doch, der sich so sehr einen Hund gewünscht hat, und er hat ihn ausgewählt.«
»Warum habe ich nichts davon gewusst?
Bevor
vollendete Tatsachen geschaffen waren?«
»Du hättest nein gesagt«, erinnerte Ed sie. »Und überhaupt, wie oft hast du etwas getan, ohne mit mir darüber zu sprechen, weil du genau wusstest, dass ich nein sagen würde?«
Darauf wusste Annie keine Antwort.
»Wie geht es deiner Mum?«, fragte er, um die Hundedebatte abzuwürgen.
»Ich habe sie einkaufen geschickt. Wenn sie in einer halben Stunde nicht zurück
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