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Styling deluxe / Roman

Styling deluxe / Roman

Titel: Styling deluxe / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Reid
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Nachher-Foto.
    »Komm schon!«, rief Annie sich zur Ordnung, als der Blick auf das Kärtchen keine Wirkung zeitigte. »Sehen wir uns zur Aufmunterung mal ganz kurz ein paar Handtaschen bei eBay an, hm, Dave? Du scheinst zwar nicht unbedingt der Handtaschen-Typ zu sein, aber hab Geduld mit mir …«
    Sie klapperte auf der Tastatur. Handtaschen … Mulberry … gebraucht … (es war Unsinn, neue Mulberry-Taschen bei eBay zu kaufen, denn es handelte sich höchstwahrscheinlich um Imitationen). Hundertachtundsechzig Ergebnisse wurden angezeigt. Annie prüfte sie profimäßig.
    Beinahe ohne zu überlegen, begann sie, den passenden Kontakt von ihrer Liste anzuwählen.
    »Angela! Wie geht’s dir, Süße? Hier spricht deine liebste persönliche Einkaufsberaterin, Annie V.«
    »Annie!«, kreischte Angela. »Wie geht’s dir? Was macht das Fernsehen?«
    »Kacke!«, lautete Annies von Owen geborgte kernige Antwort.
    Doch sie setzte ein Lächeln auf und ließ die Geschichte ihres persönlichen Weltuntergangs so witzig wie möglich erscheinen. Dann fuhr sie fort: »Und jetzt schaue ich mir bei eBay ein paar Roger-Saul-Mulberry-Originale an und denke dabei natürlich an dich.«
    »Uuuh, was hast du entdeckt?«, wollte Angela wissen.
    »Eine rechteckige Tragetasche, Leopardenfell-Effekt, Leder, Perlmuttgriffe. Absolut phantastisch. Anfangsgebot fünfundfünfzig Pfund.«
    »Mmmmm. Ich gerate ernsthaft in Versuchung. Die üblichen Bedingungen?«
    Annie nahm fünfzehn Prozent für alles, was sie für Klientinnen bei eBay kaufte und verkaufte.
    »Mhm. Wie ist es um deine Garderobe bestellt, meine Liebe? Hast du Lust auf einen Einkaufsbummel mit mir? Um mir die Woche zu versüßen?«
    »Annie, du weißt, wie gern ich …«
    Oha.
    »Aber ich dachte, du wärst weg vom Fenster. Raus aus der Sache. Und da habe ich mein Kleidergeld ohne dich ausgegeben. Und ich habe nicht mal allzu viel Mist gebaut«, fügte Angela stolz hinzu.
    »Das höre ich gern«, entgegnete Annie, wenn es auch nicht unbedingt der Wahrheit entsprach.
     
    »Bettina! Hier ist Annie Valentine … Ja … ich freu mich auch, dich zu hören. Wie geht es dir?«
    Annie war schon bald beim sechsten Kaltanruf angelangt und hatte nicht einen einzigen Auftrag hereingeholt. Alle waren bereits ohne sie shoppen gegangen oder, schlimmer noch, behaupteten, sie würden in diesem Jahr überhaupt nicht shoppen gehen.
    Die Kreditkrise.
    Wenn sie dieses Wort noch einmal hörte, würde sie schreien.
    »Aber wir müssen ja nicht bei
The Store
einkaufen«, versuchte sie eine frühere Klientin zu überreden. »An der High Street gibt es so viele phantastische Klamotten zu Schleuderpreisen – beinahe geschenkt! Man muss nur wissen, wo.«
    »An der High Street?«, kam die unsichere Frage. »Ich glaube, ich trage die hübschen Sachen, die ich schon habe, lieber noch ein Jahr länger, bevor ich mir etwas Neues kaufe, das ein bisschen … billig ist.«
    »Billig ist klug«, versuchte Annie sie zu überzeugen. »Hast du mal die Armreifen im Topshop gesehen? Sie sehen genauso aus wie bei Theo Fennell. Wir alle tragen jetzt Rezessions-Schick …«
    Aber es war aussichtslos.
    Bettina war auch nicht in der Stimmung, mit ihrer persönlichen Einkaufsberaterin viel Geld auszugeben.
    »Mein Mann hat mir das Budget gekürzt«, beschwerte sie sich, woraufhin Annie sich flüchtig fragte, warum Bettina nicht einfach ihren verwöhnten Hintern hochbekam und Geld verdiente, damit sie ihre Ausgaben selbst bestimmen konnte.
    »Ich glaube, ich kann mir nicht einmal mehr mein Make-up leisten – nicht mal meine Spezial-Gesichtscremes!«, jammerte Bettina.
    »Ich gehe mit dir zum Discounter, der Rimmel führt«, lockte Annie. »Das ist fabelhaft! Kate Moss benutzt überhaupt nichts anderes. Und du solltest mal die neuen Feuchtigkeitscremes von Olaz probieren. Bei Superdrug werfen sie dir die nach. Im Ernst!«
    »Wirklich?« Bettinas Interesse regte sich.
    »Die sind spitze«, schwärmte Annie. »Seit ich sie benutze, ist mein Gesicht glatt wie ein Babypopo, und du weißt doch, was für eine schrumplige alte Hexe ich war.«
    Bei diesen Worten warf Annie einen Blick in den Spiegel. Das Botox hielt noch vor. Das gefiel ihr. Aber eine winzige Auffrischung direkt über den Augenbrauen konnte nicht schaden. Sobald der Rubel wieder rollte!
    »Bets, ich habe eine Idee«, setzte Annie an. »Wir könnten uns zum Garderobespiel verabreden. Ich komme zu dir, schau mir an, was du so hast, und wir überlegen uns, wie wir

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