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Styling deluxe / Roman

Styling deluxe / Roman

Titel: Styling deluxe / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Reid
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Choo)
    Goldene Armbanduhr (Gucci)
     
    Geschätzte Gesamtkosten: 760 £
    »Mein Mann hat mir das Budget gekürzt.«
    A nnie sah Dave an.
    Dave sah Annie an.
    Dann neigte der Hund seinen Kopf ganz leicht zur Seite und blinzelte.
    Er blinzelte? Konnten Hunde blinzeln? Taten sie es absichtlich, oder war es nur ein Reflex? Vermutlich handelte es sich auch nur um so einen blöden strategischen Versuch, sich in ein Herz zu schleichen. Vergleichbar etwa damit, wenn sie an Stellen warme Pipilachen hinterlassen, wo man es überhaupt nicht erwartet, sich kurz bevor man schlafen geht unter der Bettdecke verstecken oder mit dem Kaschmirpulli im Wäschekorb schmusen.
    »Was ist?«, fragte Annie den Hund. »Du warst gerade erst draußen. Du musst doch nicht schon wieder!«
    Sie redete mit einem Hund. Sie konnte es nicht fassen.
Ich rede mit einem Hund, ED! Ich rede mit deinem bescheuerten Hund!
    Dave saß in ihrem Büro auf dem Boden und starrte sie unverwandt an.
    Ed, Lana und Owen befanden sich in der Schule, denn es war Donnerstagvormittag. Elena traf sich mit einer ukrainischen Freundin, die gerade in London eingetroffen war. Und jetzt war Annie – die Dave-Hasserin – allein zu Hause, mit diesem Hund.
    Sie hatte erwartet, dass Dave Verstand genug bewies, sich in der Küche in seinem Körbchen zusammenzurollen und sie in Ruhe zu lassen. Aber nein, offenbar fühlte er sich einsam und war in ihr Büro gekommen, um nachzusehen, was sie dort trieb.
    Was treibe ich denn?,
fragte sie sich und ließ den Blick über den Laptop, das Telefon, den Stiftebecher und den Stapel Zeitschriften auf ihrem Schreibtisch schweifen.
    Sie arbeitete daran, sich für den Rest ihres Lebens zu wappnen. Sie musste wohl oder übel den Tatsachen ins Gesicht sehen: Sie war Annie Valentine, persönliche Einkaufsberaterin und eBay-Unternehmerin, fing ganz von vorn an, außer Frightful-Twit rief aus heiterem Himmel mit einem unglaublichen Angebot an (und, ganz ehrlich, wie groß war die Chance?).
    Mit einem tiefen Seufzer fuhr sie den Computer hoch und öffnete die Datei mit ihren Kontakten. Dann loggte sie sich in ihren eBay-Account ein und klickte sich zu ihrer Startseite durch.
    AnnieVs Handelsbörse war seit einiger Zeit sträflich vernachlässigt worden. Zum ersten Mal seit Jahren wurde nichts zum Verkauf angeboten. Die Seite zeigte nur ihren eBay-Namen, daneben den blauen Stern einer Turboverkäuferin und in Klammern die Zahl der verkauften Posten (14 521).
    Der Verkauf ausgemusterter Kleidungsstücke plus Rabatteinkäufe von
The Store
plus all der Sachen, von denen ihre Klientinnen sich zu jeder Saison trennten – das alles hatte jahrelang einen lukrativen Nebenerwerb für Annie dargestellt. Im vergangenen Jahr hatte sie mit dem Gedanken gespielt, dieses Geschäft hauptberuflich zu betreiben, und hatte etwas Interessantes angefangen, nämlich den Import chinesischer Schuhe und italienischer Handtaschen. Sogar ein Treffen mit dem Schuheinkäufer von Fraser’s hatte stattgefunden. Wenn das Angebot vom Fernsehen nicht dazwischengekommen wäre, hätte sie mittlerweile wahrscheinlich ihren eigenen kleinen Schuhhandel.
    Sie konnte noch einmal von vorn anfangen, redete sie sich ein. Sie würde schon wieder richtig in Fahrt kommen.
    Nur heute … Sie stieß einen tiefen, resignierten Seufzer aus und legte ihr Gesicht in die Hände. Der heutige Tag wurde ihr ein bisschen schwer. An diesem Tag hatte sie das Gefühl, als hätte alles, was sie bisher unternommen hatte, nirgendwohin geführt, und sie stand wieder genau da, wo sie schon so oft gestanden hatte: am Anfang.
    »Ach, lass doch das Trübsalblasen!«, ermahnte sie sich erbittert. »Du wirst schon zurechtkommen.«
    Annie hob den Kopf. Dave saß immer noch da, den Kopf wie erstaunt leicht zur Seite geneigt. War er nicht taub? Vielleicht nahm er die Schallwellen wahr oder so.
    Ja, sie
würde
zurechtkommen, sagte sie sich erneut. Wenn sie eines beherrschte, dann die Fähigkeit, wieder aufzustehen und von vorn anzufangen. Das war ihre einzigartige Begabung.
    In der Hoffnung auf Inspiration warf sie einen Blick auf das Kärtchen, das sie an diesem Morgen ans Schwarze Brett gepinnt hatte. Sie musste den Text nicht noch einmal lesen, sie kannte ihn längst: »Annie Valentine, wie kann ich dir jemals danken? Du hast mein Leben verändert! Alles Liebe, Tina«. Es war gestern mit der Post gekommen, mit zwei von den Polaroids, die Bob aufgenommen und Tina geschenkt hatte: das Vorher- und das umwerfende

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