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STYX - Fluss der Toten (German Edition)

STYX - Fluss der Toten (German Edition)

Titel: STYX - Fluss der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Haut war so weiß, dass sie beinahe durchsichtig wirkte. Ein kleines Mädchen saß an seiner Seite und hielt seine Hand fest, aber sie sah so aus, als wüsste sie nicht genau, warum sie das eigentlich tat. Als Navin sich wortlos bückte und den Jungen auf seinen eigenen Arm hob, ließ sie erleichtert die Hand los und rannte zu den anderen spielenden Kindern.
    Lennart war sehr leicht, beinahe, als hätte Navin tatsächlich schon einen Geist auf dem Arm. Er blickte auf das reglose Gesicht des Kleinen hinunter und unterdrückte das Bedürfnis, ihm die Haare aus der Stirn zu streichen. Dies war nicht der Zeitpunkt, Zuneigung zu dem Kleinen aufzubauen.
    »Wo willst du hin?«
    Gerade als Navin mit Lennart die Tür erreicht hatte, stellte Rona sich ihm in den Weg. Jetzt sah sie erst recht nicht mehr klein und unschuldig aus. Im Gegenteil, sie schien in den letzten Minuten gewachsen zu sein und ihre vorher dunklen Augen glühten in einem unheimlichen Licht, das Navin an brennenden Bernstein erinnerte.
    »Du kannst ihn nicht retten. Du kennst deine Aufgabe. Willst du uns jetzt auch in den Rücken fallen?«
    »Nein.«
    Trotz ihres unheimlichen Aussehens steckte Rona doch noch im Körper eines kleinen Mädchens. Navin schob sie einfach zur Seite und stapfte mit Lennart auf dem Arm hinaus ins Licht.
    Hier draußen wirkte die Haut des Jungen noch blasser, seine Anwesenheit noch unwirklicher. Er bewegte sich kein bisschen, nicht einmal die Augen hinter den geschlossenen Lider zuckten. Weder Navins Berührung noch die Wärme der Sonne auf seiner Haut schienen ihn zu erreichen. Wenn sich seine Brust nicht leicht und regelmäßig gehoben und gesenkt hätte, hätte man glauben können, das Kind sei schon tot.
    Niemand folgte ihnen aus der Scheune. Vielleicht hielt Rona sie zurück, vielleicht spürten die Kinder aber auch instinktiv was hier vorging und hielten sich fern. Der Tod war nicht schön und in ihrem Alter vermied man es, an ihn zu denken.
    Navin blieb einen Augenblick stehen und sah sich um. Jetzt, wo es nicht mehr regnete, erschien die Landschaft beinahe freundlich. Wiesen und Felder erstreckten sich hinter der Scheune bis zum Horizont. In der Ferne waren die Ruinen einer Stadt erkennbar. Vor Navins Füssen fiel das Gelände zum Fluss hin ab, und jetzt, wo ein wenig Licht darauf fiel, öffneten ein paar Gänseblümchen zögernd ihre Köpfe und sprenkelten das Gras weiß. Ein idyllisches Bild, das ganz ohne Menschen auszukommen schien.
    Navin wandte sich von dem Märchenbild ab und begann langsam, flussaufwärts zu gehen.
    Das Laufen fiel ihm schwer. Der nasse Boden klebte in dicken Klumpen an seinen Stiefeln und selbst das leichte Gewicht des Jungen auf seinen Armen machte sich bald bemerkbar.
    Natürlich, du hast seit Tagen nichts mehr gegessen außer zwei Schokoriegeln , dachte Navin, bevor ihm einfiel, dass er im Grunde überhaupt nichts zu Essen brauchte.
    Er war der Fährmann. Und wenn er sich recht erinnerte, hatte er in der ganzen Zeit seiner Existenz nichts anderes gegessen als eben jene zwei Riegel. Sie würden das Erste und Letzte sein, was er je zu sich genommen hatte. Er brauchte keine Nahrung zum Überleben. Götter kannten keinen Hunger.
    Doch je weiter er kam, desto mehr zweifelte er selbst an dieser Erkenntnis. Seine Beine wurden schwer, seine Augen begannen zuzufallen, er konnte schmerzhaft die Muskeln in seinen Armen spüren. Vielleicht war dieser menschliche Körper eben doch anfällig für Dinge, die Charon, dem Fährmann, nichts ausgemacht hätten. Und was noch schlimmer war: sein Ziel war noch lange nicht in Sicht.
    Sein Ziel ...
    Navin war sich auf einmal überhaupt nicht mehr sicher, ob sein Plan funktionieren würde. Woher wollte er wissen, dass der Raumhafen wirklich der Übergang in die Unterwelt war? Was, wenn er sich das alles nur zusammengereimt hatte?
    Der Junge auf seinem Arm schien jetzt Tonnen zu wiegen. Vor Navins Augen flimmerte die Helligkeit des Tages. Die Landschaft verschwamm zusehends und er merkte, wie seine Beine unter ihm nachgaben. Für einen Moment den Jungen absetzen und ausruhen. Diesem menschlichen Körper ein wenig Entspannung gönnen. Dann konnte er weiter. Vielleicht hätte er Rona fragen sollen, wie er sein früheres Selbst zurückbekommen konnte. Den Körper, der für Hunger, Erschöpfung und Müdigkeit nicht anfällig war.
    So vorsichtig wie eben möglich legte Navin den Jungen auf den weichen, schlammigen Boden. Am Besten wäre es gewesen ein wenig Schatten zu finden,

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