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STYX - Fluss der Toten (German Edition)

STYX - Fluss der Toten (German Edition)

Titel: STYX - Fluss der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich einfach diesem Moment hinzugeben. Das Gefühl zu genießen, dass sie zusammengehörten. Fluss und Fährmann. Styx und Charon. Cassie und Navin.
    Nein!
    So ein blödsinniger Gedanke!
    Cassie schlüpfte unter Navins Arm hervor, so plötzlich und energisch, dass er nichts dagegen tun konnte. Er machte keine Anstalten, sie aufzuhalten. Stattdessen stellte er eine Frage. »Woran kannst du dich erinnern?«
    »Wie bitte?« Cassie spürte einen unbestimmten Zorn in sich aufsteigen, als rühre diese Frage an etwas, an das sie gar nicht erst denken wollte.
    »An was aus deinem alten Leben kannst du dich erinnern? Du sagst, du hast dich nicht verändert, bist nicht anders als alle anderen auch. Also frage ich dich, was du noch weißt? Wer waren deine Eltern? Hattest du Geschwister? Bist du zur Schule gegangen? Hast du eine Ausbildung gemacht? Was hast du gelernt?«
    Die Fragen kamen schnell hintereinander, wie von einem Gewehr abgefeuert. Cassie konnte nicht anders, als einige Schritte vor Navin zurückzuweichen, unter dem Andrang seiner Stimme.
    »Ich ... natürlich hatte ich eine Familie. Meine Eltern ...«
    Sie hatte ein bestimmtes Bild vor Augen. Zwei Menschen, von denen sie glaubte, sie müssten ihre Eltern sein. Doch als sie darüber sprechen wollte, merkte sie, wie das Bild verschwommen wurde und vor ihrem inneren Auge zerfloss. Sie hätte nicht einmal sagen können, welche Haarfarbe die beiden gehabt hatten. Sie versuchte, sich an ihre Wohnung zu erinnern. Oder an das Haus, in dem sie gewohnt hatten. Oder an Haustiere. Oder an eine Schulklasse. Sie wusste, dass es so etwas gegeben haben musste, wenn sie ein ganz normales Leben geführt hätte wie die anderen jungen Frauen ihres Alters auch, doch jedes Mal, wenn sie versuchte, einen dieser Gedanken oder eines der Bilder zu fassen zu bekommen, verschwand er genauso wie das Bild ihrer Eltern. Schließlich stand sie da, mit nichts als einem leeren Kopf. Ohne jede Erinnerung an das, was sie geglaubt hatte, zu sein.
    Cassie blickte zu Navin auf. Sie glaubte zuerst, es müsse wieder regnen, denn sie spürte die nassen Spuren auf ihren Wangen und sah auch etwas in seinem Gesicht glitzern. Dann erst merkte sie, dass sie weinte. Seltsam. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals geweint zu haben.
    »Ich kann mich nicht erinnern«, murmelte sie.
    »Ich auch nicht«, entgegnete er, trat einen Schritt auf sie zu und legte erneut seine Arme um sie. Dieses Mal ließ Cassie es zu. Sie lehnte ihr Gesicht gegen sein schmuddeliges T-Shirt und atmete den Geruch nach altem Flusswasser und Schweiß ein.
    »Ich dachte, du warst Matrose«, murmelte sie in den zerschlissenen Stoff.
    »Das ist aber auch alles, was ich weiß. Bevor ich die Menschen zum Raumhafen gefahren habe ... ist eine große Leere. Ich kann einfach nicht den Finger darauf legen. Ich kenne weder Namen von Kollegen noch von Schiffen, auf denen ich gefahren bin. Und man sollte doch meinen, dass ich mich an so etwas erinnern könnte, oder nicht?«
    Sie schwiegen. Cassie hatte Schwierigkeiten Luft zu bekommen, doch sie wollte auch nicht ihr Gesicht aus seinem T-Shirt nehmen. Die Gedanken jagten sich in ihrem Kopf und sie versuchte, diese in eine einigermaßen sinnvolle Ordnung zu bringen.
    »Du glaubst, wir haben vor der Katastrophe überhaupt nicht existiert?«, fragte sie schließlich. »Ist es das, was du mir sagen willst? Dass wir ... irgendwie vom Schicksal berufen worden sind?«
    Er zuckte mit den Schultern. Cassie konnte die Bewegung spüren.
    »Ich glaube, die Anderen haben uns hierher gebracht, um eine Aufgabe zu erfüllen, die getan werden muss«, sagte er. Sein Atem strich über ihr Haar.
    »Was interessiert es die Anderen, was aus diesen Kindern wird? Sie haben die Erde übernommen, reicht ihnen das nicht?«
    Wieder Schweigen.
    Cassie atmete jetzt ruhiger. Sie konnte Navins Herzschlag an ihrer Stirn spüren. Wie konnte ein Herz, das so laut und regelmäßig schlug, nicht real sein? Keinem Menschen gehören, der schon immer auf dieser Welt umhergewandelt war? Das war doch nicht möglich.
    »Ich glaube, die Anderen sind gar nicht so anders«, sagte er schließlich. Doch seine Stimme klang unsicher, als könne er seiner eigenen Theorie selbst nicht glauben. »Ich glaube, sie sind weniger anders als ... alt. Und sie haben beschlossen, dass die Welt jetzt wieder ihnen gehört.«
    »Wieder?« Cassie schniefte und merkte erst jetzt, dass sie immer noch weinte.
    »Wieder«, bestätigte Navin und zögerte nur kurz, bevor er

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