Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
Literaturbonze aus. Trotz meiner ekligen Meinung von einem Mann, der seine dreißigjährige Ehefrau mit einer viel jüngeren Angestellten betrog, musste ich nach wie vor zugeben, dass er über einen gewissen Charme und eine gewisse Anziehungskraft verfügte. Nach den heutigen Ereignissen war ich allerdings nicht in der Stimmung, nach Geschäftsschluss über den Schreibtisch seines Büros gelegt zu werden.
»Geht nicht«, gab ich leise murmelnd zurück. »Ich habe hinterher was vor.«
»Hast du nicht. Heute Abend ist kein Tanzen.«
»Stimmt«, gab ich zu. »Aber ich hab’ was Anderes vor.«
»Zum Beispiel?«
»Ausgehen.« Die Lüge kam mir leicht über die Lippen.
»Oh, nein.«
»Oh, doch.«
»Du gehst nie aus, also komm mir jetzt nicht mit der Masche. Du gehst anschließend einzig und allein in mein Büro, zu mir, bevorzugt auf Knien.« Er kam einen Schritt näher und sprach mir ins Ohr, sodass ich seinen warmen Atem auf meiner Haut spürte. »Meine Güte, Georgina. Du bist heute Abend so verdammt scharf! Ich könnte dich gleich hier und jetzt vernaschen. Hast du eine Ahnung, was du mir in diesem Outfit antust?«
»Dir? Ich „tu“ überhaupt nichts. Solchem Verhalten ist es zu verdanken, dass Frauen überall auf der Welt verschleiert herumlaufen, weißt du. Das heißt nämlich, dem Opfer die Schuld in die Schuhe schieben.«
Er kicherte. »Ich mach’ mir noch in die Hose vor Lachen, weißt du das? Trägst du eigentlich einen Slip da drunter?«
»Kincaid? Kannst du uns hier drüben mal helfen?«
Ich drehte mich um. Doug sah stirnrunzelnd zu uns herüber. Es würde passen. Er wollte meine Hilfe, nachdem er jetzt mitbekam, wie Warren mich bedrängte. Wer sagte denn, es gäbe keine Ritterlichkeit mehr auf der Welt? Doug war einer der Wenigen, die wussten, was zwischen Warren und mir vor sich ging, und es missfiel ihm. Dennoch war mir die Rettung, mochte sie nun auch noch so spät kommen, hochwillkommen, und so entrann ich vorübergehend Warrens Lust. Ich ging hinüber und half beim Bücherverkauf.
Fast zwei Stunden dauerte es, die Kunden durch die Signier-Schlange zu schleusen, und da waren es nur noch fünfzehn Minuten bis Geschäftsschluss. Seth Mortensen wirkte ein wenig erschöpft, schien jedoch guten Mutes. Mir drehte sich der Magen um, als Paige alle, die nicht mit Schließen beschäftigt waren, zu einem Gespräch mit ihm herüberbat.
Sie stellte uns beiläufig vor. »Warren Lloyd, Geschäftsinhaber. Doug Sato, stellvertretender Geschäftsführer. Bruce Newton, Caféleiter. Andy Kraus, Verkauf. Und Sie kennen bereits Georgina Kincaid, unsere andere stellvertretende Geschäftsführerin.«
Seth nickte höflich und schüttelte jedem die Hand. Als er zu mir kam, wandte ich den Blick ab und wartete darauf, dass er einfach weiterginge. Aber er blieb stehen, und ich richtete mich auf eine Bemerkung über unsere bisherigen Begegnungen ein. Stattdessen sagte er bloß: »G.K.«
Ich sah ihn verblüfft an. »Hm?«
»G.K.«, wiederholte er, als ob diese Buchstaben tatsächlich etwas zu bedeuten hätten. Angesichts meines fortwährenden idiotischen Ausdrucks deutete er rasch mit dem Kinn zu einem der Werbeflyer für die heute Abendveranstaltung hinüber. Darin war zu lesen:
Wenn Sie noch nichts von Seth Mortensen gehört haben, so haben Sie während der vergangenen acht Jahre nicht auf diesem Planeten gelebt. Er ist das absolute Nonplusultra auf dem zeitgenössischen Mystery-Markt und lässt sämtliche Mitstreiter ziemlich alt aussehen. Seth Mortensen, der bereits mehrere Bestseller veröffentlichte, schreibt sowohl Einzelwerke als auch Romanreihen, darunter die erstaunlich populäre „Cady&O’Neill“-Reihe. The Glasgow Pact setzt die Abenteuer dieser unerschrockenen Forscher fort. Dieses Mal führt die Reise sie nach Übersee, wo sie weiterhin archäologische Mysterien entwirren und ihr beharrliches, geistreiches sexuelles Geplänkel fortsetzen, für das wir sie so lieben. Männer, wenn ihr heute Abend eure Freundin nicht findet, so ist sie hier bei The Glasgow Pact und wünscht sich, dass ihr ebenso zuvorkommend wie O’Neill wäret.
G.K.
»Sie sind G.K. Sie haben diesen Flyer verfasst.«
Er sah mich Bestätigung heischend an, aber ich brachte kein Wort heraus. Mir wollte einfach die schlaue Bemerkung nicht über die Lippen, die mir auf der Zunge lag. Meine Angst war einfach zu groß. Nach meinen letzten Fehltritten fürchtete ich mich davor, etwas Falsches zu äußern.
Schließlich fragte er
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