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Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Titel: Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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mich stockend, durch mein Schweigen völlig verwirrt: »Sind Sie Schriftstellerin? Das ist wirklich gut.«
    »Nein.«
    »Ah, ja.« Ein paar Augenblicke verstrichen in kühlem Schweigen. »Na gut. Vermutlich schreiben einige die Geschichten, und andere leben sie.«
    Das hörte sich nach einem Seitenhieb an, aber ich verkniff mir jede Erwiderung und spielte weiter meine Rolle als eisgekühlte Schlampe, weil ich meine Flirterei von vorhin überspielen wollte.
    Paige verstand die Spannung zwischen Seth und mir nicht, spürte sie allerdings und versuchte, die Wogen zu glätten. »Georgina ist einer Ihrer größten Fans. Sie war völlig aus dem Häuschen, als sie erfuhr, dass Sie herkommen.«
    »Ja«, fügte Doug bösartig hinzu. »Sie ist praktisch eine Sklavin Ihrer Bücher. Fragen Sie sie, wie oft sie The Glasgow Pact gelesen hat!«
    Ich schleuderte ihm einen mörderischen Blick zu, aber Seths Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf mich. Er war wirklich neugierig. Er versucht, unser bisheriges harmonisches Verhältnis wiederherzustellen, begriff ich traurig. Das durfte ich jetzt nicht mehr zulassen.
    »Wie oft?«
    Ich schluckte, wollte keine Antwort geben, aber die Last all dieser Blicke wurde zu schwer. »Kein Mal. Ich hab’s noch nicht ausgelesen.« Geübte Gelassenheit gestattete mir, diese Worte ruhig und zuversichtlich zu äußern, ohne mein Unbehagen zu zeigen.
    Seth war ebenso verwirrt wie alle Übrigen; sie starrten mich regelrecht verblüfft an. Nur Doug kannte den Witz.
    »Kein Mal?«, fragte Warren stirnrunzelnd. »Ist das Buch nicht vor über einem Monat erschienen?«
    Doug, der Schweinehund, er grinste. »Erzähl ihnen den Rest! Erzähl ihnen, wie viel du am Tag liest!«
    Da wünschte ich mir, der Boden würde sich auftun und mich verschlingen, damit ich diesem Albtraum entrinnen könnte. Als wäre es nicht schon schlimm genug, vor Seth Mortensen als arrogante Hure dazustehen, setzte Doug noch einen drauf, sodass ich beschämt meine lächerliche Angewohnheit preisgeben musste.
    »Fünf«, erwiderte ich schließlich. »Ich lese nur fünf Seiten am Tag.«
    »Warum?«, fragte Paige. Diese Geschichte hatte sie offenbar noch nie gehört.
    Ich spürte meine Wangen erröten. Paige und Warren starrten mich an wie jemanden von einem anderen Planeten, während Seth einfach weiterhin schwieg und zerstreut-nachdenklich aussah. Ich holte tief Luft und entgegnete hastig: »Weil … weil es so gut ist, und weil es nur eine einzige Chance gibt, ein Buch zum ersten Mal zu lesen, und das soll möglichst lange dauern. Dieses Erlebnis. Ansonsten hätte ich es in einem Tag durch, und das wäre wie … wie eine riesige Packung Eis auf einmal zu verschlingen. Zu viel Fülle in allzu kurzer Zeit. So kann ich es hinauszögern. Damit das Buch länger reicht. Es genießen. Schließlich muss ich das tun, weil sie so oft nun auch wieder nicht erscheinen.«
    Prompt hielt ich den Mund, da ich begriff, dass ich Seths schriftstellerisches Können beleidigt hatte … schon wieder. Er reagierte nicht auf meine Bemerkung, und ich konnte den Ausdruck auf seinem Gesicht nicht enträtseln. Überlegend, vielleicht. Erneut betete ich im Stillen darum, dass sich der Boden auftun möge, um mich zu verschlingen und mich vor der Demütigung zu bewahren. Er weigerte sich hartnäckig.
    Doug lächelte mich aufmunternd an. Er fand meine Angewohnheit süß. Paige, die ersichtlich gegenteiliger Ansicht war, sah aus, als würde sie meinen Wunsch, ganz woanders zu sein, durchaus teilen. Sie räusperte sich höflich und lenkte das Gespräch in eine völlig andere Richtung. Danach achtete ich kaum noch darauf, was da geredet wurde. Ich wusste bloß, dass Seth Mortensen in mir wahrscheinlich eine arme Irre sah, und ich konnte das Ende dieses Abends kaum noch erwarten.
    »… Kincaid würde es gern tun.«
    Mehrere Minuten später holte mich die Erwähnung meines Namens in die Wirklichkeit zurück.
    »Was?« Ich wandte mich Doug zu, dem Sprecher.
    »Würdest du doch, oder?«, wiederholte er.
    »Ich würde was?«
    »Seth morgen die Stadt zeigen«, erwiderte Doug geduldig, als spräche er mit einem Kind. »Ihn mit dem Viertel bekannt machen.«
    »Mein Bruder hat zu viel zu tun«, erklärte Seth.
    Was hatte denn sein Bruder damit zu tun? Und warum musste er das Viertel kennen lernen?
    Ich zögerte, wollte nicht eingestehen, dass ich gerade in Selbstmitleid geschwelgt und deswegen nicht zugehört hatte.
    »Ich …«
    »Wenn Sie nicht möchten …«, setzte Seth

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