Succubus Dreams
schwärende Böse … und da, dahinter, lagen Verzweiflung, Wut, Hoffnungslosigkeit und Enttäuschung. Es war ekelhaft. Schwärze und Blut. Ich wollte mich lösen, aber ich musste sehen, was er verbarg.
Die Erinnerung drang in zusammenhanglosen Bildern zu mir durch, aber ich war in der Lage, die Teilchen zu einer Geschichte zu verbinden. Ich sah eine Schwester. Zehn Jahre älter als er. Sie hatte sich in seiner Kindheit um ihn gekümmert – sowohl als Mutter wie auch als Lehrerin. Sie war gleichfalls medial begabt gewesen. Sie hatte ihn gelehrt, wie er seine Macht verbergen, wie er die Magie der Welt anzapfen konnte, die für die meisten Menschen unsichtbar war. Sie war stark, aber er war noch stärker. Es hatte jedoch nicht ausgereicht. Er hatte mehr gewollt, als einfach seine Macht zu kontrollieren – er hatte sie vergrößern wollen. Aber wie Hugh und Vincent mir gesagt hatten: Es waren nur wenige Menschen mit der gewaltigen Macht geboren worden, nach der es ihn verlangte.
Also hatte er sie sich genommen. Sie herausgerissen.
Aus ihr.
Ich sah sein Gesicht, als er sie getötet hatte, spürte seinen Schmerz, als das Messer ihre Kehle berührte. Sie war ihm halb Mutter und halb Schwester gewesen, aber er raubte ihr trotzdem das Leben. Und mit dieser Tat war seine Macht um ein Vielfaches gewachsen – sowohl weil er die ihre erlangt hatte als auch wegen der damit verbundenen Magie. Das Blut der Unschuldigen verleiht immer Macht, aber die schwarze Magie bei einem solchen Tod schenkte ihm ungeheuer viel. Danach hatte er sich wie ein Gott gefühlt.
Und sich gewünscht, er wäre tot.
Er hatte sich selbst verdammt. Er liebte die Macht nach wie vor, liebte es, sie auszuüben… aber nachdem er seine Schwester umgebracht hatte, hatte er sich gehasst. Er hatte sich aus der Welt zurückgezogen und versucht, seine Erinnerungen mit Drogen und Alkohol zu betäuben, und seine Macht hatte er nur hin und wieder für kleine, billige Jobs eingesetzt.
Ich beendete den Kuss, weil ich nicht mehr sehen oder spüren wollte. Hätten wir weitergemacht, so hätte ich wahrscheinlich erkannt, was er zur Anfertigung des Amuletts hatte tun müssen. Es wäre nicht so schlimm gewesen wie das, was er seiner Schwester angetan hatte, aber mir reichte es jetzt. Mit großen Augen rutschte ich in aller Eile ein Stück von ihm weg.
«Sie war Eriks Geliebte», sagte ich leise. Ich hatte einen kurzen Blick auf Tanya – so hieß sie – und Erik zusammen erhalten. «Sie war die Frau auf dem Bild. Deswegen hasst er dich.»
Dante nickte. «Wir drei… wir hätten Großes erreichen können. Wir waren so verdammt talentiert, weißt du?» Er legte sich eine Hand auf den Kopf, die Augen voller Kummer. «Kaum überraschend kündigte mir Erik danach die Freundschaft. Er wollte mich töten… er hätte es tun sollen. Er hätte es wirklich tun sollen. Aber, na ja. So ein Typ ist er nicht.»
«Nein», stimmte ich zu, eiskalt. «Das ist er nicht.» Ich stand auf und wich vor Dante zurück, der immer noch auf dem Boden saß.
Er sah auf und begriff, was ich da tat. Der jammervolle Ausdruck wich dem der Wut. «Du gehst schon?»
«Ja.»
«Na gut. Danke, dass du vorbeigeschaut hast. Und vielen Dank, dass du gezeigt hast, dass ich Recht hatte.»
«Womit…?»
Er warf die Hände in die Luft. «Damit. Ich habe dir gesagt, du würdest mich hassen.»
«Ich has…» Ich hielt inne. Ich hasste ihn. Ich konnte nicht anders, nicht nachdem ich gesehen hatte, wie sehr er und seine Schwester einander geliebt hatten. Nicht nachdem ich begriffen hatte, wie heftig Eriks Schmerz gewesen sein musste. «Dante… was du getan hast…»
«War ein Fehler. Einer, den ich ungeschehen machen würde, wenn ich es könnte. Ein Fehler, der mich auf immer und ewig verdammt. Genau wie deine englische Freundin. Genau wie dich.»
«Nein», sagte ich. «Es ist nicht dasselbe. Yasmine ist gefallen, weil sie liebte.»
«Sie ist aus Selbstsucht gefallen», erwiderte er. «Über diesen Punkt möchte ich nicht streiten. Erzähl mir von dir! Bist du gefallen, weil du geliebt hast?»
Darauf gab ich keine Antwort. Ich war wegen meiner Begierde gefallen. Ich hatte meinen Gatten betrogen, weil ich verletzt gewesen war, einsam, gelangweilt und… na ja, weil ich’s tun konnte.
Dante beobachtete mich scharf. «Siehst du? Ich kapier’s. Du bist ebenfalls beschissen dran. Ich verstehe dich – da wirst du nicht allzu viele finden, die das können. Ich wette, dein Freund versteht’s
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