Succubus Dreams
nicht.»
«Er akzeptiert mich.»
«Aber versteht er dich? Hast du ihm jemals in allen Einzelheiten erzählt, was du getan hast?»
«Nein, aber das spielt keine Rolle.»
Dante stand auf und kam auf mich zu. «Es spielt eine Rolle! Die Beziehung zu ihm ist ein Witz! Sie kann nicht gutgehen. Ich will damit nicht sagen, dass du mit mir eine großartige romantische Zukunft hättest, aber du würdest zumindest an jemanden geraten, der deine Herkunft kennt.»
«Na klar. Das Zusammensein mit dir bedeutet, dass ich bloß saufe und das Leben hasse!»
«Worauf willst du hinaus?»
«Seth ist Hoffnung auf etwas Besseres. Er ist Grund dafür, dass ich besser sein will.»
«Aber das ist sinnlos!», rief Dante aus. «Warum kapierst du das nicht? Für dich kann sich nichts ändern. Selbst deine eigenen verdammten Handflächen sagen das.»
«Nein… Nyx hat gesagt… Nyx hat gesagt, der Traum könnte wahr werden. Der Mann im Traum…»
«…war ihre Art und Weise, dich zu betrügen. Du wärest auch darauf reingefallen, wenn dein Engel nicht zuerst gefallen wäre.»
Ich biss die Zähne zusammen. «Ihre Träume sind wahr. Seth und ich…»
«…werden heiraten? Auf immer und ewig glücklich miteinander sein? Kinder haben? Sukkubus! Wach auf!», schrie Dante mir ins Gesicht. «Das gibt’s nicht! Nicht für dich. Vielleicht für ihn – aber nicht mit dir. Jeder Tag, den du mit ihm verbringst, ist Garantie dafür, dass sein Leben ebenso leer und bedeutungslos wird wie deines.»
«Das stimmt nicht!», kreischte ich. «Wir sind glücklich. Wir werden glücklich zusammen werden, und es ist mir egal, ob du mir glaubst oder nicht. Ich werde dich nie mehr besuchen oder mit dir sprechen. Ich weiß, warum Erik dich hasst, und ich hasse dich auch.» Ich trat die Tür auf. «Du verdienst es, in der Hölle zu brennen!»
Ich verließ ihn, konnte mich jedoch nach wie vor nicht dazu überwinden, nach Hause zu gehen. Da ich nichts anderes zu tun hatte, suchte ich einfach einen Imbiss, der rund um die Uhr geöffnet hatte, und trank einen Kaffee, wobei ich betont jeden überhörte, der mich ansprach. Ich sah zu, wie die Sonne über den Olympic Mountains aufging, und ging schließlich zur Arbeit, als die Buchhandlung öffnete. So kurz vor Weihnachten herrschte Hochbetrieb. Ich half aus und übernahm einfache Aufgaben, bei denen ich nicht nachdenken musste. An diesem Tag schlossen wir früher und alle Angestellten erledigten ihre letzten Einkäufe. Alles war hektisch und verrückt, aber das gab meinem Körper, der sich wie der eines Untoten bewegte, etwas zu tun.
Nun war es für mich fast an der Zeit, Maddie zum Flughafen zu fahren. Sie musste selbst noch einige Weihnachtseinkäufe erledigen und fragte mich, ob ich mit ihr in die Innenstadt käme. Nachdem ich Zeugin beim Tod eines Engels gewesen war, erschien mir Shopping so abgrundtief trivial. Dennoch… da ich sonst nichts zu tun hatte, war ich einverstanden. Wahrscheinlich wäre ich mit allem einverstanden gewesen.
Die Innenstadt von Seattle war weihnachtlich geschmückt und das Einkaufszentrum um die Fourth Avenue herum über und über mit Lichterketten und Kränzen behängt. Um vier Uhr nachmittags wurde es draußen bereits dunkel. Regen prasselte aufs Pflaster. Es war einer jener sintflutartigen Regenfälle, wie sie nur um die Jahreswende auftraten. Tatsächlich regnete es bei uns bloß im Winter, und gewöhnlich war’s dann ein träger Landregen. Solche Güsse waren echt selten. Vielleicht wollte der Himmel Joels Dahinscheiden beweinen.
Durch ein Fenster sah ich hinaus auf den Regen und die Passanten, die mit ihren Schirmen kämpften, während Maddie in der Banana Republic etwas für ihre Schwester suchte. Ich hatte halbherzig nach einem Geschenk für Seth gesucht, aber meine Motivation war schließlich auf dem Nullpunkt angelangt, und dem Ring hätte ich sowieso nichts entgegensetzen können. Ich trug ihn nach wie vor um den Hals. Heute kam er mir besonders schwer vor.
In meinem Kummer über das, was Yasmine zugestoßen war, dachte ich auch weiterhin an Nyx. Insbesondere an das, was sie zu mir gesagt hatte. Der Mann im Traum. Wer war der Mann im Traum? Die Frage beschäftigte mich, aber natürlich vergebens. Ich wiederholte innerlich ständig Dantes Worte und wollte mir einreden, dass es keine Rolle spielte – dass die ganze Sache eine Täuschung gewesen war. Aber diese dunkle Silhouette verfolgte mich, und ein Teil meiner selbst glaubte, dass alles vielleicht wirklich sein
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