Succubus Dreams
besaß keine unsterbliche Signatur; er war eindeutig menschlich. Jemand wie Erik, begriff ich. Ein Sterblicher, der die unsterbliche Welt spüren konnte, obwohl er nicht ausreichend Geschick hatte, meine genaue Identität zu erkennen. Da es wohl keinen Zweck hatte, Ausflüchte zu machen, sagte ich: «Ich bin ein Sukkubus.»
Er schüttelte den Kopf. «Nein, bist du nicht.»
«Doch, bin ich.»
«Bist du nicht.»
Ich war überrascht davon, dieses Gespräch führen zu müssen. «Bin ich doch.»
«Nein. Sukkuben sind flammenäugig und haben Fledermausflügel. Das wissen alle. Sie tragen keine Jeans und Pullover. Zumindest solltest du eine größere Oberweite haben. Was ist das denn, 75C oder so?»
«D», erwiderte ich entrüstet.
«Wenn du meinst.»
«Sieh mal, ich bin ein Sukkubus. Ich kann’s beweisen.» Ich veränderte meine Gestalt und durchlief mehrere weibliche Varianten, bevor ich zu meinem üblichen Körper zurückkehrte. «Siehst du?»
«Na, verdammt soll ich sein!»
Ich hatte das Gefühl, als würde er mit mir seine Spielchen treiben. «Bist du Dante?»
«Für den Augenblick.» Er kam heran, schüttelte mir die Hand und hielt sie fest. Drehte sie um. «Möchtest du aus der Hand gelesen bekommen? Ich zeige dir, wie du deine Hand verwandeln kannst, damit du eine gute Zukunft erhältst.»
Ich zog sie zurück. «Nein, danke. Ich bin hier, weil ich ein paar Fragen habe… Fragen, die du, Erik Lancaster zufolge, vielleicht beantworten kannst.»
Dantes Lächeln fiel in sich zusammen. Er verdrehte die Augen und ging zur Theke hinüber. «Oh. Er.»
«Was soll das denn heißen? Erik ist mein Freund.»
Dante lehnte sich mit dem Rücken an die Theke und verschränkte die Arme über der Brust. «Natürlich ist er dein Freund. Er ist jedermanns Freund. Verdammter Pfadfinder! Wenn er seine Selbstgerechtigkeit hätte abschütteln und mit mir zusammenarbeiten können, hätten wir mittlerweile ein Vermögen gemacht.»
Mir fielen Eriks Worte ein, dass Dante ein Schwindler sowie eine der Hölle verfallene Person sei. Ich fing keine bösen Schwingungen auf, aber er zeigte eine Schroffheit, die Eriks Bemerkung plausibler erscheinen ließ.
«Erik hat halt gewisse Maßstäbe», verkündete ich.
Dante lachte. «Oh, prächtig. Ein selbstgerechter Sukkubus. Das wird ein Spaß.»
«Sieh mal, kannst du nicht einfach bloß meine Fragen beantworten? Es wird nicht lange dauern.»
«Natürlich», erwiderte er. «Ich habe Zeit – zumindest bis zum nächsten Kundenansturm.» Er wies auf den leeren Raum, und die Bitterkeit in seiner Stimme war deutliches Anzeichen dafür, dass er seit sehr langer Zeit keinen Kundenansturm mehr erlebt hatte.
«Neulich nachts hatte ich einen Traum», erklärte ich. «Und als ich erwachte, war meine Energie verschwunden.»
«Du bist ein Sukkubus. Vermutlich. So was passiert.»
«Warum sagen alle nur immer dasselbe! Das war nicht normal. Und ich bin in der Nacht davor mit einem Mann zusammen gewesen. Ich war aufgeladen, gewissermaßen.»
«Du hast hinterher nichts getan, was die Energie entladen hätte?»
Auch das sagten sie alle immerzu. «Nein. Ich bin einfach ins Bett gegangen. Aber der Traum… der war wirklich seltsam. Ich weiß nicht, wie ich’s erklären soll. Echt, echt lebhaft. Etwas Derartiges habe ich nie zuvor gespürt.»
«Worum ging es?»
«Um, äh, einen Geschirrspüler.»
Dante seufzte. «Hat dich jemand bezahlt, damit du herkommst und mich verarschst?»
Durch die zusammengebissenen Zähne erzählte ich den Traum.
«Das war’s?», fragte er hinterher.
«Ju.»
«Lahmarschiger Traum.»
«Weißt du, was er zu bedeuten hat?»
«Wahrscheinlich, dass du deinen Geschirrspüler reparieren lassen musst.»
«Er ist nicht kaputt!»
Er richtete sich auf. «Tut mir leid. Dann kann ich dir nicht weiterhelfen.»
«Erik hat gesagt, das wäre dein Spezialgebiet.»
«Ist es auch, vermutlich. Aber manchmal ist ein Traum bloß ein Traum. Ich soll dir ganz bestimmt nicht aus der Hand lesen? Ist alles Scheißdreck, aber ich kann zumindest etwas erfinden, sodass du das Gefühl hast, der Abstecher hätte sich gelohnt.»
«Nein! Ich möchte was über den verdammten Traum erfahren! Wie kann es bloß ein Traum sein, wenn ich völlig ohne Energie aufwache?»
Dante kam zu mir herüber und schleuderte dabei eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. «Ich weiß es nicht. Du gibst mir nicht genügend an die Hand. Wie viele Male ist das passiert?»
«Nur das eine Mal.»
«Dann ist es
Weitere Kostenlose Bücher