Succubus Dreams
Zerschnitten, zerrissen.» Er tippte auf meine linke Hand. «Du bist zum Liebesleid bestimmt.» Er tippte auf meine rechte Hand. «Und du wirst dieses Muster ewig wiederholen. Du lernst nichts. Du veränderst nichts.»
«Wenn ich dazu bestimmt bin, warum hat Lernen oder Verändern etwas damit zu tun? Ist die Sache dann nicht damit erledigt?» Der Tadel in seinen Worten gefiel mir nicht. Es war, als hätte ich etwas falsch gemacht, weil ich diese Handflächen hatte.
«Fang jetzt nicht damit an», erwiderte er. «Ich bin kein Philosoph und möchte mich nicht auf eine Debatte über Vorbestimmung oder freien Willen einlassen. Außerdem ist Handlesen ein Haufen Bockmist.»
«Ja», sagte ich trocken. «Hab ich auch schon gehört.»
Zu meiner Überraschung legte Dante seinen Arm um mich und zog mich halb zu sich. «Gib Acht, Sukkubus! Du hast einen Haufen gefährlicher Dinge am Hals. An allen Fronten. Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt.»
Ich verharrte in der Umarmung und legte ihm den Kopf an die Brust. «Wann bist du so nett geworden? Versuchst du immer noch, mich ins Bett zu kriegen?»
«Ich versuche immer, dich ins Bett zu kriegen.» Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn, auf die Nase und dann auf die Lippen. «Aber irgendwie mag ich dich auch. Pass bloß auf!»
Danach fuhr ich nach Hause, leicht verwirrt von Dantes überraschendem Verhalten. Während ich über ihn nachdachte, erreichte ich Queen Anne, bevor ich es auch nur gemerkt hätte. In meinem Apartment fand ich weder Vincent noch die Engel vor, und ich entschloss mich, in die Buchhandlung zu gehen. Heute hatte ich ebenfalls frei, aber ich wusste, wie geschäftig es dort zuging und dass sie zusätzliche Unterstützung brauchen konnten. Und ich brauchte die Ablenkung.
Kurz vor Geschäftsschluss rief Seth mich auf meinem Handy an und fragte, ob ich ihn bei seinem Bruder abholen könnte. In der Tat waren er und Terry ins Kino gegangen, aber Seths Wagen stand hier in Queen Anne, und er benötigte jetzt eine Mitfahrgelegenheit. Ich beendete, woran ich gerade in meinem Büro gearbeitet hatte, und eilte hinaus.
Als ich eintraf, wurde ich herzlich von Terry und Andrea begrüßt. Sie erinnerten mich daran, zum Festessen zu kommen – obwohl ich schon längst zugesagt hatte. Sie betrachteten meine Beziehung zu Seth stets als etwas Zartes, Zerbrechliches (was ja auch zutraf) und fühlten sich genötigt, alles zu tun, um sie zu bewahren. Die Mädchen waren aufregt wie immer, wenn sie mich sahen, und bombardierten mich mit Fragen und Geplauder.
Alle außer Kayla. Sie durfte anscheinend heute lange aufbleiben. In gewisser Hinsicht war ihr Schweigen nicht weiter bemerkenswert. Abgesehen von dem überraschenden Gespräch neulich abends redete sie sowieso fast nie. Normalerweise begrüßte sie mich jedoch zusammen mit den anderen Mädchen. Heute Abend blieb sie einfach auf dem Sofa sitzen und beobachtete mich düster. Als Seth Anstalten zum Aufbruch machte, riss ich mich von den Mädchen los und ging zu Kayla hinüber.
«Hallo, du», sagte ich und setzte mich neben sie. «Wie geht’s…»
Ich hatte sie nicht angerührt, aber Kayla wich auf einmal vor mir zurück, als hätte ich sie verbrannt. Sie krabbelte vom Sofa und schoss hinaus. Wir hörten ihre leisen Schritte auf der Treppe, als sie in ihr Zimmer rannte.
Überrascht sah ich die anderen an. «Was habe ich getan?»
«Keine Ahnung», erwiderte Andrea verwirrt. «Sie war den ganzen Abend über gut drauf.»
«Etwas muss in sie gefahren sein», meinte Terry. «Kinder sind unberechenbar. Insbesondere Mädchen.» Er wuschelte Kendall das Haar und sie jaulte auf.
Sie vergaßen Kayla sofort und verabschiedeten sich weiterhin von Seth und mir. Ich war jedoch nur mit halbem Herzen dabei. Kayla freute sich immer, wenn sie mich sah, und beim letzten Mal hatte sie mir sogar besonderes Vertrauen entgegengebracht. Heute Abend hatte sie mich jedoch mit äußerstem Entsetzen angesehen. Warum? Laune eines kleinen Mädchens? Oder hatte ich etwas an mir, das ich selbst nicht erkennen konnte?
Kurz bevor wir endgültig gingen, bat ich darum, mich von Kayla verabschieden zu dürfen. Ich wollte noch einmal versuchen, mit ihr zu reden. Ich fand sie in ihrem Zimmer. Sie hatte sich in einer Ecke ihres Betts zusammengerollt und hielt das Einhorn umklammert. Ihre Augen wurden bei meinem Anblick vor Entsetzen ganz groß und ich blieb auf der Schwelle stehen.
«Hallo», sagte ich. «Alles in Ordnung mit dir?»
Keine Antwort,
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