Succubus Dreams
nur noch größere Augen.
«Ich komme nicht näher», sagte ich. «Versprochen. Aber bitte… sag mir einfach: Was siehst du? Warum hast du Angst vor mir?»
Einen Augenblick lang dachte ich, sie würde keine Antwort geben. Dann sagte sie schließlich mit kaum hörbarer Stimme:
«Du bist böse», flüsterte sie. «Warum bist du so böse?»
Das war nicht das, was ich erwartet hatte. Ich hatte gedacht, dass sie mir vielleicht sagen würde, eine geisterhafte Hexe schwebte über meinem Kopf. Etwas in Kaylas Worten sorgte dafür, dass mir das Herz in die Hose rutschte. Ich wusste, dass ich schlecht war – schließlich war das die Definition einer Dienerin der Hölle. Ich erfüllte jeden Tag meine ewige Aufgabe, Männer zu verführen und zu verderben. Aber irgendwie war es ein härterer Schlag, das von einem kleinen Mädchen zu hören. Ohne weiteres Wort ging ich wieder nach unten.
Während ich mit Seth zu meiner Wohnung zurückfuhr, brachte ich ihn im Hinblick auf die Engel und meine mangelnden Fortschritte auf den neuesten Stand der Dinge.
«Eine Kreatur ist hinter dir her und du gehst zur Arbeit?» Das klang sowohl amüsiert als auch aufgebracht. «Da hättest du ebenso gut mit mir ins Kino gehen können.»
«Oh.» Ich kam mir etwas dämlich vor. «Ich wollte keine brüderlichen Gefühle stören.»
«Und», fügte er hinzu, «du hast es vergessen.»
«Ich vergesse dich nie», sagte ich fest. «Aber ich war etwas abgelenkt.»
«Komisch, dass das nie eine gute Ausrede ist, wenn die Rollen mal vertauscht sind…»
Als wir in meinem Apartment eintrafen, war es nach wie vor leer. Ich legte Mantel und Dantes Amulett im Schlafzimmer ab und setzte mich daraufhin zu Seth aufs Sofa. «Ich hasse diese Warterei», sagte ich zu ihm. «Warum passiert das immer? Irgendeine große, übernatürliche Krise taucht in meinem Leben auf, und am Ende sitze ich herum und komme mir nutzlos vor. Ich bin immer von anderen abhängig.»
«Bist du nicht», sagte er und verschränkte seine Finger mit den meinen. «Du bist wunderbar und tüchtig. Aber du kannst nicht alles allein tun.»
«Ich würde nur gern etwas über Gestaltwandeln und Gut-Aussehen hinaus tun. Am liebsten wäre mir, ich könnte, hm, Laserstrahlen aus meinen Fingerspitzen schießen oder so was.»
«Du meinst, das könnte Nyx aufhalten?»
«Nein. Aber es wäre cool.»
«Ich, ich wollte immer die Macht haben, alles zu vereisen.»
«Zu vereisen?»
«Ja.» Seth vollführte eine dramatische Geste zu meinem Beistelltisch hinüber. «Wo wir gerade von den Fähigkeiten der Superhelden reden. Wenn ich die Fähigkeit hätte, alles zu vereisen, könnte ich mit der Hand wedeln, und plötzlich wäre das ganze Ding da reifbedeckt.»
«Nicht eisbedeckt?»
«Das Gleiche in Grün.»
«Wie könnte dir die Fähigkeit, alles mit Eis oder Reif zu überziehen, bei der Verbrechensbekämpfung helfen?»
«Na ja, ich weiß nicht, ob das eine Hilfe wäre. Aber es wäre cool.»
Ich lachte und schmiegte mich an Seth. Jetzt war mir wohler. Ich könnte die Sache aussitzen.
«Hast du Hunger?», fragte ich ihn. «Yasmine und Vincent haben hier ihre eigene Folge von Top Chief gespielt.»
Wir gingen in die Küche und entdeckten mehr Vorräte, als ich je seit meinem Einzug dort aufbewahrt hatte. Ich machte das Papier von einem Teller mit angeschnittenem, frisch gebackenem Kuchen ab. Seth zeigte auf den Kühlschrank.
«Wenn da Erdbeeren drin sind, wäre das ein Beweis für die Existenz Gottes.»
Ich öffnete die Tür und sah mich um. «Bereite dich auf eine religiöse Erleuchtung vor», sagte ich zu ihm und holte mit der einen Hand eine Schüssel mit gezuckerten, klein geschnittenen Erdbeeren heraus und mit der anderen eine größere Schüssel mit Kunststoffabdeckung. «Und selbst gemachte Schlagsahne.»
«Halleluja!», rief er aus.
Wir häuften Kuchen und Erdbeeren auf unsere Teller und auf einmal erschienen Traumwesen regelrecht komisch. Ich zog die Folie von der Sahne herab und prompt steckte Seth einen Finger hinein.
«Barbar!», schimpfte ich.
«Himmlisch!», gab er zurück und leckte die Sahne ab.
Er steckte einen weiteren Finger hinein und hielt ihn mir entgegen. Ich beugte mich vor und leckte mit der Zunge über die Spitze. Schwere Süße strömte mir in den Mund.
«Mmm!», machte ich und schloss die Augen.
«Mmm!», machte auch Seth.
Ich öffnete die Augen. «Sprichst du von der Schlagsahne?»
«Nicht so ganz.»
«Du sprichst also hiervon?»
Auf seinem Finger war immer
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