Succubus Dreams
könntest.»
«Meinen üblichen Sark…»
Ich unterdrückte den Ärger, der in mir aufflammen wollte. Dante stand ganz schön weit oben auf meiner Liste zynischer Bekanntschaften, aber ich war ja selbst nicht gerade ein Unschuldsengel. Seitdem ich ihn das erste Mal um Hilfe gebeten hatte, hatte ich ihm eigentlich nur das Leben schwer gemacht. Und als ich ihn jetzt so musterte, fiel mir auf, wie blass und müde er aussah. Seine Augen waren blutunterlaufen. Die Kugel mochte wertlos sein, aber er hatte einiges in ihre Herstellung investiert.
«Du hast Recht», sagte ich. «Tut mir leid. Vielen Dank. Vielen Dank hierfür.»
Seine Brauen gingen in die Höhe, und ich erkannte, wie sehr er sich beherrschen musste, nicht über meine Ernsthaftigkeit zu spotten. Er nickte. «Gern geschehen.» Beide warteten wir darauf, dass der andere etwas sagen würde, aber wir wussten beide wohl nicht so recht, wie uns das ohne Sarkasmus gelingen sollte. «Also… hast du deine englischen Freunde gefunden?»
«Nein. Anscheinend brauche ich ein verdammtes Bat-Signal oder so was. Jerome ist ebenfalls weg. Hugh – dieser befreundete Kobold von mir – könnte ihn zu fassen kriegen, aber Jerome wäre wahrscheinlich stinksauer, wenn wir bei der ganzen Sache aufs falsche Pferd gesetzt hätten.» Mein Gesicht verfinsterte sich bei der Erinnerung an das Gespräch in dem Deli. «Wie dem auch sei, ich bin im Augenblick auf Hugh stinksauer, also weiß ich nicht, ob ich seine Hilfe überhaupt in Anspruch nehmen möchte.»
Dante lächelte. «Sukkuben sollten doch überall Freundschaften schließen. Oder ist das ein Mythos, wie die Fledermausflügel und die Flammenaugen?»
«Er hat sich Seth gegenüber wie ein Arschloch benommen.»
Dante sah mich erwartungsvoll an. Ich seufzte.
«Er hält unsere Beziehung für Zeitverschwendung. Und das nicht wegen dem Sex. Er glaubt, dass es für mich schmerzlich enden wird.»
«Schrecklich selbstlos für einen Kobold! Allerdings ist es in Anbetracht deiner Quasi-Moral wohl keine gute Idee, überhaupt etwas über euch anzunehmen.» Er trat ein paar Schritte auf mich zu und tippte mir spielerisch auf die Nasenspitze. «Und was ist mit dir? Glaubst du, dass es für dich schmerzlich enden wird?»
«Nein. Und falls doch, muss ich damit zurechtkommen. Hugh sollte sich da raushalten. Und er sollte auch nicht Seth dazu verleiten, sich Sorgen zu machen!»
«Es geht doch nicht gleich die Welt unter, wenn sich Leute um dich Sorgen machen! Damit zeigen sie bloß, dass du ihnen etwas bedeutest. Es gäbe beträchtlich weniger Schmerz und Leid, wenn viele so denken würden.»
Das kam, ausgerechnet von Dante, ziemlich unerwartet. «Vielleicht. Aber es gäbe auch beträchtlich weniger unnötigen Stress.»
Er kicherte, nahm meine Hand, drehte sie um und warf einen Blick auf die Innenseite. «Eine zufällige Ansammlung von Linien für diesen Körper?», fragte er.
Ich nickte.
«Könntest du zum Original zurückwechseln?»
«Was, damit du daraus lesen kannst? Ich dachte, das wäre ein Haufen Bockmist.»
«Manchmal.»
Ich wartete auf mehr, doch es kam nichts. Seine grauen Augen begegneten den meinen ernst und nachdenklich. Etwas darin bezwang mich und ich verwandelte unter größtem Widerstreben meine Hände in diejenigen zurück, mit denen ich geboren worden war. Seit dem Tag, an dem ich zum Sukkubus geworden war, hatte ich meinen ursprünglichen Leib nicht mehr getragen, und diese kleine Veränderung fühlte sich unnatürlich an. Widerlich. Waren meine ursprünglichen Hände auch nicht gerade riesig gewesen, so waren sie doch größer, als der zierlichen Gestalt entsprach, die ich gerade trug, und daher wirkten sie seltsam unpassend.
Dante hielt meine Hände in den seinen und sah zwischen den Handflächen hin und her. Nach nur wenigen Sekunden schnaubte er und ließ beide fallen. «Überraschung, Überraschung!»
Ich verwandelte sie wieder zurück. «Was ist?», fragte ich.
«Rechtshänder?»
«Ja.»
Er zeigte auf die linke Hand. «Diese Linien repräsentieren, womit du geboren worden bist – deine angeborenen Charakterzüge. Die rechte Hand zeigt, wie du gewachsen bist, dich verändert und dem angepasst hast, womit du geboren wurdest. Natur und Erziehung.»
«Also?»
«Deine Linien sind auf beiden Händen identisch. Die Herzlinie liegt hoch auf der Innenfläche – was bedeutet, dass du eine intensive, leidenschaftliche Natur hast. Insofern keine Überraschung. Aber sie ist in eine tausend Stücke zerborsten.
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