Succubus05 Shadows - Die dunkle Seite der Versuchung
erwartete, dass sie ihren Arm um Seth legen würde, doch stattdessen schnappte sie mich und zog mich weg. Ich stolperte ein bisschen. Zwölf Zentimeter hohe Absätze stellen gewöhnlich kein Problem für mich dar, aber der Wodka verkomplizierte die ganze Sache ein wenig.
«Georgina!», rief sie, als wir erst mal weit genug von Seth weg waren. «Ich brauche deine Hilfe.» Sie griff in ihre Tasche und zog zwei Blätter hervor, die sie aus Zeitschriften herausgerissen hatte.
«Wobei de– oh.» Mein Magen verknotete sich ganz unangenehm und ich hoffte wirklich, dass ich nicht gleich Doug im Bad Gesellschaft leisten würde. Auf den Seiten waren Hochzeitskleider abgebildet.
«Ich habe es schon ziemlich eingegrenzt», erklärte sie. «Was meinst du?»
Es widerstrebend hinzunehmen, dass der Mann, den ich liebte, meine beste Freundin heiraten würde, war das Eine. Aber ihnen dabei zu helfen, ihre Hochzeit zu planen, war etwas ganz anderes. Ich schluckte.
«Oh, Jesses, Maddie. Ich bin in solchem Zeug nicht so toll.»
Ihre dunklen Augen wurden groß. «Willst du mich verscheißern? Du bist doch diejenige, die mir überhaupt erst beigebracht hat, wie man sich anständig anzieht.»
Sie hatte meine Lektionen offensichtlich nicht sonderlich verinnerlicht. Diese Kleider, die zwar den magersüchtigen Models wunderbar standen, würden an ihr schrecklich aussehen. «Ich weiß nicht recht», sagte ich lahm und versuchte, nicht hinzusehen. Diese Kleider beschworen in meinem Kopf Bilder von Maddie und Seth herauf, wie sie gemeinsam zum Altar schritten.
«Ach, nun sag schon», flehte sie. «Ich weiß doch, dass du eine Meinung dazu hast.»
Ich hatte schon eine. Keine positive. Und wäre ich ein guter Diener der Hölle gewesen, hätte ich zu ihr gesagt, dass beide toll aussähen. Oder ich hätte das Schlimmere von beiden ausgesucht. Was sie tragen würde, konnte mir doch eigentlich völlig schnurz sein, und wenn sie dann bei ihrer Hochzeit auftauchen und nur, sagen wir mal, semioptimal aussehen würde, dann würde Seth vielleicht klarwerden, was er an mir verloren hatte.
Und trotzdem … ich brachte es nicht fertig. Auch nach all dem, was vorgefallen war, konnte ich es nicht zulassen, dass Maddie sich das antat. Sie war mir immer eine gute Freundin gewesen und ahnte nicht, was zwischen Seth und mir vor und während ihrer Beziehung mit ihm passiert war. Und egal, wie sehr es sich dieser kleinkarierte, selbstsüchtige Teil von mir auch wünschte, ich konnte sie nicht in einem dieser grauenvollen Kleider heiraten lassen.
«Keins von beiden taugt etwas», sagte ich schließlich. «Der lange Rock bei diesem würde dich klein wirken lassen. Die falschen Blumen an diesem würden dich fett wirken lassen.»
Sie war sprachlos. «Echt? Ich hätte nie …» Sie studierte die Abbildungen eingehend und ihr fiel das Gesicht herunter. «Verdammt noch mal. Ich dachte, ich wäre mit diesem Kram jetzt endlich durch.»
Ich kann es mir nur so erklären, dass aus meinen nächsten Worten der Alkohol sprach. «Wenn du möchtest, dann kann ich mit dir diese Woche ein paar Läden abklappern. Du kannst einige Sachen anprobieren und ich sage dir, was passt.»
Maddies Miene hellte sich auf. Sie war nicht auf diese gängige Modemagazin-Art hübsch, aber wenn sie lächelte, dann war sie wunderschön. «Tatsächlich? Oh, ich danke dir. Und du kannst dich auch nach einem Kleid für dich umsehen.»
«Nach was?»
«Also …» Ihr Lächeln wurde jetzt verschlagen. «Du wirst doch eine der Brautjungfern sein, oder?» Und just in diesem Augenblick begriff ich, dass es doch noch etwas Schmerzhafteres gab, als ihr bei der Planung der Hochzeit zu helfen. Ihre Brautjungfer zu sein stellte das mit Leichtigkeit in den Schatten. Derjenige, der das Sprichwort erfunden hatte, dass wir uns auf Erden unsere eigene Hölle schaffen können, hatte dabei bestimmt ungefähr so etwas im Kopf.
«Oh, also, ich weiß nicht …»
«Du musst einfach! Es gibt niemanden, den ich lieber hätte.»
«Ich bin nicht wirklich der Brautjungfern-Typ.»
«Natürlich bist du das.» Maddies Augen richteten sich plötzlich auf einen Punkt hinter mir. «Oh, hey. Doug ist wieder da. Ich werde mal nach ihm sehen. Wir reden später weiter. Du wirst schon noch nachgeben.» Maddie wuselte zu ihrem Bruder und ließ mich benommen und sprachlos stehen. Ich entschied, dass ich bereit war, für einen weiteren Drink ein wenig Übelkeit zu riskieren. Diese Party hatte sich gerade um hundertachtzig
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