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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O Connell
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Schublade zu. »Er musste den entführten
Jungen finden. Im Büro waren FBI-Agenten. Seine Angst war, dass die den Jungen womöglich noch das Leben kosten könnten.«
    »Ich erinnere mich an den Tag von Helens Beerdigung«, sagte Charles. »Louis ist mir auf der Straße in die Arme gelaufen oder besser: Er ist in meinen Wagen hineingefahren. So haben wir uns kennen gelernt. Natürlich hat er sich vielmals entschuldigt, er habe den Verkehr vor lauter Tränen nicht sehen können. ›Ich habe heute Vormittag meine Frau begraben‹, sagte er. ›Meine Tochter hat sich in ihrem Zimmer eingeschlossen. Und ich fahre im Kreis herum. Jeder muss sich auf seine Art helfen.‹ Und dann hat er gelächelt.«
    Wenn Louis Markowitz lächelte, war er unwiderstehlich, auch wenn es bei dieser Begegnung ein Lächeln unter Tränen gewesen war. Charles hatte ihn mit nach Hause genommen, damit ihm nicht noch etwas passierte, hatte ihm Essen vorgesetzt und sich die ganze Nacht Geschichten über die wunderbare Helen Markowitz angehört. »Wir waren jahrelang befreundet, aber Louis hat mir nie von dem FBI-Agenten erzählt, der ihn angelogen und auf falsche Fährten geführt und um die Tage betrogen hatte, die er noch mit seiner Frau hätte verbringen können.«
    Louis hatte sich von der Last dieser Erinnerung schon früh befreit. Es war eine kluge Entscheidung, aber kein Rezept für eine nach Rache dürstende Frau wie Mallory. Charles wollte ihr zeigen, wie wertvoll das war, was sie gewonnen hatte. »Louis hat mir erzählt, dass ihm nur ein paar Stunden mit Helen geblieben sind, bis sie in den OP gerollt wurde. Er hat geglaubt, die Operation würde sie retten.«
    »Ja, das haben alle Ärzte ihm erzählt.« Mallory warf eine Tube Zahnpasta in die Reisetasche. »Deshalb hat er den Entführungsfall nicht sausen lassen.«

    Charles nickte. »An jenem letzten Tag dachte Louis immer noch, dass er mit Helen alt werden würde.«
    »Und dann ist sie auf dem Operationstisch gestorben.« Mallory besah sich die Gegenstände, die sie aufs Bett gelegt hatte, als käme es darauf an, sie in einer ganz bestimmten Reihenfolge einzupacken.
    »Und du hast Dale Berman die Schuld gegeben, weil er diesen Fall verschleppt, weil er Louis hintergangen und ihm die kostbare Zeit mit Helen gestohlen hat.«
    Mallory legte sorgfältig das nächste T-Shirt zusammen. Sie hatte Helen über alles geliebt, sie hatte unendlich unter dem Verlust dieser lieben, sanften Frau gelitten, die sie aufgezogen und Mallorys Liebe mit Liebe vergolten hatte, aber von diesen Gefühlen war ihr in diesem Moment nichts anzusehen.
    Es war Charles, der die Fäuste ballte, Charles, der Dale Berman hasste, der genug Hass für zwei hatte, für sich und Mallory. Er wandte sein Gesicht ab, das nicht lügen konnte, und tat, als ob er sich nach Liegengebliebenem umsah, das womöglich noch ins Gepäck gehörte.
    Blumen waren nicht mehr da. In den vergangenen Wochen hatte es hier gerochen wie in einem Blumenladen - oder einer Leichenhalle. Auch die Zeitungsausschnitte hatte sie weggeworfen, die Detective Kronewald für sie gesammelt hatte. Und die Genesungswünsche hochrangiger Politiker und Polizeibeamter. Nur eine Karte hatte sie behalten. Dodie Finn hatte sie selbst gemacht, und Mallory steckte sie jetzt in die Reisetasche - ihre einzige Trophäe.
    Charles betrachtete die Karte in der offenen Tasche und lächelte über die kindliche Zeichnung, die das Farmhaus der Finns zeigte und eine glückliche Strichmännchen-Familie. »Grottenschlecht gezeichnet, ohne jeden künstlerischen Anspruch, also völlig normal.«

    In einem Begleitbrief hatte Joe Finn geschrieben, dass seine Tochter nicht mehr summte, dass sie jetzt gar nicht schnell und viel genug reden konnte. Und dann hatte er noch einen Satz angefügt, mit dem er sich bestimmt schwer getan hatte: Er wünsche Mallory die gleiche schnelle Genesung.
    Etwas zu optimistisch, fand Charles.
    Die tiefe Verletzung, die das Schicksal Mallory zugefügt hatte, ließ sich nicht auf eine einzige Ursache zurückführen, und Heilung war nicht in Sicht. Bestenfalls konnte sie lernen, mit dieser Blessur zu leben. Und in der besten aller möglichen Welten würde sie nie den Namen des Mannes erfahren, den sie in jener Nacht auf dem Seligman-Loop getötet hatte.
    Der Packen alter Briefe fiel vom Bett. Das Band, das sie zusammenhielt, löste sich, und die Blätter verteilten sich über den Fußboden. Mallory legte ungerührt weiter ihre Sachen zusammen. Die Beweise für

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