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Such mich Thriller

Such mich Thriller

Titel: Such mich Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O Connell
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sein Gesicht, auf dem man den Abdruck einer zerknüllten Cocktailserviette sah, wirkte reichlich ramponiert. Riker war - betrunken oder nüchtern - ein eher lässiger Typ. Dass seine verhangenen Augen Argwohn signalisierten, war nicht seine Schuld, aber ausgerechnet heute trog der Eindruck nicht. Die Tote war in der Wohnung seiner Kollegin gefunden worden, und jetzt wartete er auf die immer wieder spannende Entscheidung: Mord oder Selbstmord?
    Weil der Gerichtsmediziner Detective Mallory seit Kindertagen kannte, fragte er mit einem winzigen Anflug von Misstrauen und einem ganz kleinen Schuss Sarkasmus: »Und wo steckt Kathy heute Abend?«
    Rikers wortloses Schulterzucken besagte, dass er keine Ahnung hatte, was eine stumme Lüge war. Er hatte ihre Kreditkarte checken lassen und wusste, dass Mallory in Pennsylvania und Ohio getankt hatte. Dass seine Kollegin auf der Flucht war, behielt er wohlweislich für sich, denn Dr. Slope hatte sich noch nicht auf eine Todesursache festgelegt. Riker betrachtete die Tote. Mitte fünfzig, schätzte er, also etwa in seinem Alter. Ohne die Einschussstelle in der Brust hätte man denken können, dass Savannah Sirus schlief - total erledigt, des Lebens müde.
    Der Gerichtsmediziner kniete sich neben die Leiche. »Ich kann mir schon vorstellen, warum Ihnen eine zweite Meinung wichtig war.«
    Ja, warum wohl?
    Und diese zweite Meinung brauchte Detective Riker von jemandem
aus dem äußerst kleinen Kreis von Menschen, der seiner jungen Kollegin zugetan war, auch wenn sie selbst sich selten um Zuneigung bemühte. Weder er noch Slope durften sie noch Kathy nennen, nachdem sie ihren Abschluss an der Polizeiakademie gemacht hatte. Sie legte großen Wert auf die frostige Distanz, die ihr Nachname schuf. Dem Arzt fiel es allerdings schwer, eine liebe alte Gewohnheit abzulegen, für ihn war und blieb sie Kathy, und so nannte er sie auch in aller Öffentlichkeit. Riker bewunderte seinen Mut.
    »Auf diese Art bringen Frauen sich normalerweise nicht um«, sagte Slope jetzt. »Frauen stehen auf Gift und schneiden sich die Pulsadern auf, das ist weniger brutal.«
    »Kommt aber vor«, stellte Riker fest. »Schaut mir so aus, als wäre hier ein Stück Eitelkeit im Spiel gewesen.« Männer steckten sich vorzugsweise die Mündung der Waffe in den Mund, während Damen es tunlichst vermieden, sich mit Kopfschüssen das Gesicht zu verschandeln. Die Brustwunde war demnach eher eine Entlastung für Mallory.
    »Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Miss Sirus sich aus nächster Nähe erschossen hat«, widersprach Dr. Slope, womit dieser Ansatz entfiel.
    Schmauchspuren, die auf einen Nahschuss hingedeutet hätten, waren nicht zu sehen, und das hatte bei dem Cop, der zuerst am Tatort eingetroffen war, die Alarmglocken schrillen lassen. Die Wunde ließ eher auf eine kurze Distanz zwischen Opfer und Täter schließen. Um nicht schon wieder das Dezernat für interne Ermittlungen einschalten zu müssen, hatten die Kollegen von der West Side den Fall nach SoHo abgeschoben, wo Mallory arbeitete. Riker hielt einen Selbstmord immer noch für möglich, vielleicht hatte die Frau die Waffe auf Armeslänge von sich gehalten. Vielleicht hatte sie vor Angst sogar die Augen geschlossen, bevor sie schoss.

    Wenn nicht doch Mallory abgedrückt hatte.
    Dr. Slope rollte die Tote herum und holte ein Thermometer aus seiner schwarzen Tasche. Riker, ein Cop der alten Schule, wandte den Blick ab, als der Arzt den Rock der Toten hob und das Höschen herunterstreifte. Er zog es vor, die Ergebnisse der Körpertemperaturmessung auf der Couch sitzend zu erwarten.
    Neben den Polaroidfotos, die Riker von der Toten gemacht hatte, lag auf dem Couchtisch eine billige Handtasche, die nur dem Opfer gehört haben konnte, denn Mallory hatte einen exklusiveren Geschmack. Selbst ihre Jeans waren maßgeschneidert, und auf dem Revier kursierte das Gerücht, die Nieten seien aus Gold. Widersprüchlich, wie sie war, ermutigte sie Gerüchte über illegale Einnahmen ihrerseits nach Kräften. Das war ihre besondere Art von Humor: Ihr wollt mir an den Kragen? Nur los, versucht’s doch!
     
    Regen prasselte auf einen Wagen herunter, der fern der Heimat über die Autobahn jagte - einen kleinen Wagen, alles andere als ein Meilenfresser und trotzdem in halsbrecherischem Tempo unterwegs.
    Der einsame Cop am westlichen Rand des verregneten Ohio blinzelte ein paar Mal müde, aber seine Sicht wurde dadurch nicht klarer. Sein Dienstwagen hatte einen starken Motor, den

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