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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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mir verlangt werden könnte. Richard …« Er lächelte ein wenig, doch es war ein schmerzliches Lächeln. »Richard ist eine Ausnahme gewesen. Und sie ermutigt mich nicht, es wieder zu versuchen.«
    »Ja«, sagte sie. »Ich weiß.«
    »Du tust mehr, als es nur zu wissen«, sagte er sanft. »Du tust das Gleiche.«
    Die Bemerkung verwirrte sie. Sie probierte ein hilfloses Lächeln. Und dann, weil er sie weiter ansah, ohne mit der Wimper zu zucken, sagte sie: »Nein, Alex. Du irrst dich. Ich war in meinem Leben schon von so vielen Menschen abhängig. Mein Gott – ich wollte heiraten, zwei Mal! Ich habe mich nie von irgendjemandem abgewandt.«
    »Natürlich tust du das. Du tust es in diesem Augenblick. Du belügst sogar dich selbst.« Zart, so unglaublich zart presste er seine geballte Faust in das Tal zwischen ihren Brüsten. »Wer bist du, Gwen? Tief in dir drinnen?«
    Diese Berührung war so sanft wie ein Hauch und krallte sich doch in ihr fest wie ein Anker. Sie starrte ihn an, diesen verruchten Mann und Weltenbummler, ihres Bruders Held und ihres Bruders Ruin – und den Zerstörer ihres Rufes, so hatte sie gehofft. »Ich verstehe nicht, was du meinst«, sagte sie, obwohl der seltsame Anflug von Furcht, der sie durchdrang, ihr verriet, dass es eine Lüge war.
    »Gwendolyn Elizabeth Maudsley«, sagte er leise. »Sie ist dein Geheimnis, vermute ich. Sie ist die Person, die du vor der Welt versteckst. Ich frage mich, ob du dich überhaupt selbst kennst? Nicht, wenn du zum Altar gehst, sondern in der Nacht – in irgendeiner Nacht, wenn du ganz allein bist – schaust du dann in den Spiegel der Wahrheit?«
    Ihr Herz schlug schneller. Er hatte recht. Vor einem Monat hätte diese Frage noch keinen Sinn ergeben, weil sie nicht zugelassen hätte, dass sie einen Sinn ergab. Und sicherlich wäre sie nicht fähig gewesen, sie so zu beantworten, wie sie es jetzt tat:
    »Ja.«
    Ein Lächeln legte sich um seinen Mund. »Und wen siehst du dann?«, murmelte er. »Würde Elma sie kennen? Oder Belinda? Hätte Richard sie gekannt?«
    Nein. Das hätten sie nicht. Aber …
    Du kennst sie,
dachte sie.
Du, Alex
.
    Die Erkenntnis durchzuckte sie, grell und heiß und so auflodernd wie ein Feuer. Vielleicht sah er es, denn seine Faust glitt zu ihrer Schulter, leicht wie eine Feder, warm wie ein Atemhauch. Seine Augen folgten der Bewegung. Der Ausdruck auf seinem Gesicht wirkte beherrscht; ihr fieberkrankes Hirn deutete es als Zärtlichkeit, als Respekt – das Staunen eines Mannes, der es als Privileg empfand, sie zu berühren.
    Wenn sie in den Nächten ganz allein in der Dunkelheit war, das begriff sie jetzt, wurde sie zu der Frau, die sie war, wenn sie bei Alex war.
    Ich vertraue nur dir und der Dunkelheit, mich immer so ehrlich anzusehen.
    Der Gedanke breitete sich wie ein schleichendes süßes Gift in ihr aus. Er verdrängte alles Denken und alle Vorsätze. Er löste ihre Furcht und ihre Sehnsucht auf, bis es nur noch das Verlangen gab, seinen Körper zu spüren. Auf ihr. In ihr.
    »Es gibt nichts in dir, dessen du dich schämen müsstest«, sagte Alex leise. »Lass dir niemals etwas anderes von der Welt einreden. Lass dich nie mehr von ihr einfangen, damit du dich wieder verstecken kannst. Das würde mir wehtun, Gwen … unbeschreiblich weh.«
    Sie griff nach seiner Hand und hielt sie fest. Sein Puls schlug schnell, und das machte sie froh auf eine urwüchsige, elementare Weise. Er war nicht gleichgültig. Er war ganz und gar nicht gleichgültig. »Alex.«
    »Gwendolyn Elizabeth Maudsley«, sagte er und küsste sie.

14
    Es war der süßeste aller Küsse. Alex trug Gwen zum Bett, und sie vergrub die Hände in seinem Haar, als er sich auf sie legte. Sein Mund streichelte jeden Zentimeter ihrer Lippen, ehe sich seine Zunge sanft Einlass verschaffte. Seine Hand umschloss groß und warm ihre Wange, eine zarte Erinnerung daran, dass er da war, während nur sein Mund sie liebte.
    Gwen schloss die Augen, und in der Dunkelheit hinter ihren Lidern zog sich die Welt auf das Unmittelbare zusammen: die gestärkten Laken, die leise knisterten, als sie sich unruhig bewegte; das leichte Kratzen seiner Zähne, die Forderung seiner Lippen und seiner Zunge; das Gefühl, ihn auf sich zu spüren. Sie ließ die Hand über seinen Rücken gleiten, fühlte die festen Muskeln seines Schulterblattes, seines Rückgrats. Ihre Hand glitt seinen Rücken hinunter bis zu seinem Kreuz, das die geeignete Stelle war, um ihn enger an sich zu ziehen. Sein Körper

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