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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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schwach.
    »Aber das wirst du natürlich nicht tun.« Er zog sich das Jackett aus und warf es zu Boden. Einen Moment lang starrte er es an, dann wandte er sich zurück zu ihr und lehnte sich gegen die Wand, groß und elegant.
    »Das wirst du nicht tun, weil du weißt, dass es die Wahrheit ist. Arme Gwen. Das Leben wäre sehr viel leichter für dich, wenn alles, was dich schmerzt, bloß gewöhnliche Dummheit wäre.«
    »Hör auf«, sagte sie. »Das ist unfair von dir, Alex. Ich habe nur versucht zu helfen –«
    »Oh, das ist hinreißend«, sagte er, schob die Hände in die Taschen und sah sie voller Arroganz an, sein Lächeln war spöttisch. »Versucht, zu
helfen
– aus der Güte deines Herzens heraus vermutlich? Ja, das muss es wohl sein; welchen anderen Grund könnte es geben, dein Leben so sorglos aufs Spiel zu setzen?
Ich wollte Informationen von ihm
.« Es war eine unfreundliche Imitation ihrer Stimme; er ließ es wie das Greinen eines Kindes klingen. »Und welchen Grund hat dein großer Mut, Gwen? Die Liebe zum Besitz der Ramseys? Aber was sollte dich irgendein unbedeutender Landsitz kümmern? Der nicht einmal zur Erbmasse gehört, wie du ganz treffend bemerkt hast. War es die Sorge um Lord Westons Namen? Die Tochter eines Apothekers würde die Bedeutung eines Titels zweifellos zu schätzen wissen.«
    Dieser Flegel. »Ich habe dir gesagt, wie ich über Sarkasmus denke«, sagte sie heiser.
    »Egal«, gab er zurück. »Es ist ohnehin eine Fangfrage. Ich habe dir die Antwort bereits gegeben: Du hast keine Ahnung von deinem eigenen Wert. Und deshalb steckst du deine Nase auch in anderer Leute Angelegenheiten.«
    Sie trat von ihm zurück. »Du bist ein Flegel!«
    Er lachte. »Deine Flüche klingen pathetisch. Nenn mich einen Bastard. Das reicht voll und ganz.«
    »Sehr gut, du Bastard. Da wir gerade vom Wertsein reden, was ist denn mit deiner Meinung über dich selbst? Warum bist
du
hier? Ein Mann hat eine Waffe auf dich gerichtet, er hätte dich sehr leicht
töten
können, und wofür? Um deines
Bruders
willen?« Ihr Lachen fühlte sich in ihrer Kehle kratzig an. »Lord Weston tut nichts, außer über dich zu klagen und dich abzulehnen. Wenn er Land verkauft, lass
ihn
das doch mit deinen Schwestern klären. Oder lass
sie
das Land zurückkaufen, wenn sie es so sehr lieben! Warum musst
du
das Problem für sie lösen?«
    Seine Miene wurde ausdruckslos. Ein nicht zu deutender Ausdruck glitt über sein Gesicht. Ganz langsam setzte er sich auf das Bett.
    »Oh Alex.« Aller Zorn wich von ihr. Alles – Furcht und Adrenalin und Wut – schien zu einem Ansturm quälender Zärtlichkeit zusammenzufließen, die ihre Knie so sehr zittern machte, dass sie sich neben ihn setzte. Sie wollte ihn berühren. Traute sich aber nicht. »Ich habe das natürlich nicht so gemeint. Du hilfst Gerry und den Zwillingen, weil du sie liebst. Genau so, wie du es solltest.«
    Den Moment, in dem die Worte ausgesprochen waren, empfand sie als ein seltsames Frösteln – als zerrisse ein Faden von Eis in ihrem Innern. Es war ein feiner Ton, dessen Vibration sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete.
    Sie konnte Alex nicht
lieben
. Dafür kannte sie ihn viel zu lange. Sie kannte all seine Fehler. Sie wusste sogar, was er als Nächstes sagen würde – irgendeine verächtliche, zynische Bemerkung, die sie beschämen würde, überhaupt diesen Gedanken gedacht zu haben: dass Liebe ein Motiv für ihn sein könnte.
    Stattdessen starrte er blicklos auf die kahle weiße Wand und sagte: »Ich habe nichts von all dem, das geschehen ist, gewollt.«
    Sie zögerte. »Ja, ich weiß.«
    »Ich hätte in Gibraltar umkehren und nach Lima zurückreisen sollen.«
    »Wahrscheinlich.«
    »England hat mir nie einen Grund gegeben zu bleiben.«
    Bei dieser Aussage schnaubte sie. »Du liebst deine Familie. Das tust du ganz gewiss. Nur weil dein Bruder vielleicht einen Fehler gemacht hat …«
    Er sah sie mit einem langen, seltsamen Blick an, während sich seine Brust in einem tiefen Atemzug hob und senkte – ein Mal, zwei Mal, wie ein Mann, der sich darauf vorbereitete zu tauchen.
    »Lass mich dir etwas erklären«, sagte er.
    Sie nickte langsam.
    Er neigte sich ihr ein wenig zu, als bereitete er sich darauf vor, ihr ein Geheimnis anzuvertrauen. Stattdessen sagte er: »Du sprichst von Liebe, Gwen, als wäre sie etwas, das einen Menschen festhalten sollte.«
    Ihre Lippen teilten sich zu einer stummen Silbe.
Ja
, wollte sie sagen.
Liebe sollte dich halten. Sie sollte dich

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