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Suche nicht die Suende

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Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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Verfassung, dich anzuhören! Gib ihr eine Minute – eine Stunde vielleicht –«
    Eine Stunde?
Er wich einen Schritt zurück. Eine Stunde, um
was
zu tun? Was in Gottes Namen quälte Gwen denn bloß?
    Diese Frage hallte in seinem Bewusstsein wider und brachte ihn schließlich dazu innezuhalten. Er verstand nicht ganz, was hier geschehen war. Er hatte auch keine Möglichkeit, es herauszufinden. Aber wie zur Hölle sollte er es dann in Ordnung bringen?
    Er wandte sich an seinen Bruder, der mit verschränkten Armen und gefurchter Stirn dastand, ruhig und selbstgerecht beleidigt. »Kannst du eigentlich niemals deinen Mund halten? Herrgott – fünf Minuten, Gerard! War das zu viel verlangt?«
    »Ich bin voll und ganz seiner Meinung«, fauchte Belinda.
    Gerard wurde purpurrot, er würgte an seinen eigenen Worten, als er vor der Gesellschaft, die ihn anstarrte, stumm auf Alex zeigte. »Kann … kann … kann er denn nicht einmal heiraten, ohne die gottverdammte Braut zu vertreiben? Habt ihr eine Ahnung, wie mühsam es war, diese Lizenz zu bekommen – von diesem gottverfluchten Geistlichen ganz zu schweigen –«
    »Sir«, keuchte der Pfarrer. »Ihre Worte sind Gotteslästerung!«
    »Gotteslästerung ist das? Und was ist mit ihm? Wie nennen Sie das, was er –«
    »Könntet ihr beide ein für alle Mal damit aufhören zu streiten?« Dies kam jetzt von Caroline, die sich, die Hände in die Hüften gestemmt, zwischen die beiden stellte und sie streng ansah. Alex’ fünfjährige Nichte Madeleine war aufgestanden und hatte sich hinter ihre Mutter gestellt. Sie ahmte deren Haltung nach und schob zusätzlich noch trotzig die Unterlippe vor.
    Gerards Blick fiel auf diese Miniaturimitation und das ernüchterte ihn augenblicklich. Er murmelte einige Schimpfworte, allerdings so leise, dass junge Geister davon nicht verdorben werden konnten. Dann, mit normal lauter Stimme, setzte er voller Abscheu hinzu: »Das war durch und durch typisch für dich.«
    Alex sah seinen Bruder an. Was für eine jämmerlich armselige Beurteilung der Situation.
Typisch
wäre brillant.
Typisch
wäre viel einfacher. Denn es würde einen kühlen Kopf und ein unerschütterliches Selbstvertrauen bedeuten.
Ich werde das wieder hinbiegen:
Das war seine übliche Lösung, seine bewährte Herangehensweise. Aber er hatte keine Idee, wer dieses besondere Chaos angerichtet hatte.
    Er wandte sich ab, um ins Nichts zu starren. Seine Rolle beim Trent-Debakel allein konnte Gwens Reaktion noch nicht erklären. Sein Umgang mit jener Episode hatte ihm zwar keine Ehre gemacht, aber es hatte Gwen ganz gewiss nicht veranlasst, seine Liebe anzuzweifeln – oder ihn auf ähnliche Weise zu sehen wie die beiden
Täuschungen
, die ihr vor formelleren Altären widerfahren waren.
    Die Tür schlug erneut heftig zu, dieses Mal nach Henry Beecham, der die Bibliothek verlassen hatte.
    Der Geistliche schnappte sich seine Bibel, empfahl sich mit einem gehetzten Blick und folgte Beecham.
    Mit jedem Abgang klang das Knallen der Tür bedeutsamer. Der Klang der Endgültigkeit.
    Was es
nicht
war.
    Natürlich könnte er dieses Problem lösen. Es gab keinen Anlass für Panik. Alex wandte sich an die stumm dasitzende Versammlung. »Ich muss nur wissen, worin das Problem besteht«, sagte er.
    Belinda und Caro tauschten bedeutungsvolle Blicke.
    Er mochte das nicht. »Sagt es mir ins Gesicht«, verlangte er, und seine Stimme hatte einen grimmigen Ton, der ihn sich fragen ließ, ob sein Instinkt etwas wahrgenommen hatte, das seinem Verstand bislang entgangen war. In einer Stunde würde er sich vielleicht nicht mehr so ruhig fühlen.
    »Ich glaube, sie hat es dir gesagt«, griff Belindas Mann helfend ein. »Sie glaubt nicht, dass du sie liebst.«
    Belinda schoss ihrem Mann einen Blick zu.
    Ah. Aber der Mann hatte recht. Zurzeit waren Alex’ Wahrheiten für Gwen ohne jeden Wert oder eine Bedeutung. Und er könnte sie auch nicht überzeugend formulieren, solange er dieses Rätsel nicht gelöst hatte. Das zu tun würde länger als eine Stunde dauern.
Warum zweifelst du an mir, Gwen?
Was war nur der wahre Grund?
    Die kleine Madeleine hatte eine Frage. »Warum ist die Braut weggelaufen, Mama?«
    »Weil sie Angst bekommen hat«, sagte Caroline und strich ihrer Tochter über das Haar. »Onkel Alex wird es aber wieder hinbiegen, indem er ihr beweist, dass sie keine Angst mehr haben muss.«
    »Liebt Onkel Alex sie?«
    »Natürlich tut er das«, fauchte Gerry.
    Die Wahrheit aus Gerrys Mund zu hören, ließ eine

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