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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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den Revuetänzerinnen zu Blinden gemacht werden.«
    Sie wollte protestieren, begriff dann aber, dass er es nicht ernst meinte. Er führte sie an der Bühne vorbei auf eine Reihe von Türen zu, die in den Garten hinausführten.
    Dankbar atmete Gwen tief durch, als sie in die warme Frühlingsluft hinaustraten. Reihen von bunten Laternen beleuchteten das Areal, und als eine milde Brise zu ihnen heranwehte, löste sie den silbrigen Klang von tausend winzigen Glöckchen aus, die in den Linden am Rand des Gartens standen. Gwen machte einen Schritt und blieb dann ganz plötzlich stehen, zu überrascht, um auch nur einen Mucks von sich zu geben: Ein
Affe
war gerade an ihr vorbeigelaufen.
    »Sie sind zahm«, versicherte Alex. »Aber ich würde trotzdem nicht versuchen, sie anzufassen.«
    Sie sah ihn verwundert an – und schaute noch einmal. »Hinter dir steht ein Elefant«, wisperte sie. Das riesige Tier aus Gips überragte eine kleine Bühne zu seiner Rechten. Ebenso erstaunlich wie seine Größe – das Wesen war höher als ein zweistöckiges Gebäude – wirkte sein verblüffend echtes Aussehen. Die Hautfarbe war in gedämpften Grautönen nachempfunden worden, und große Hautfalten hingen um seinen Körper. Es musste das Werk eines sehr talentierten Künstlers sein.
    »Ja«, wisperte er zurück. »Ein etwas überbeanspruchter Elefant, mit einer kleinen Musikkapelle in seinem Brustkorb und einer ägyptischen Tänzerin in seinem Bauch. Leider dürfen Ladys nicht hinein.« Das Aufblitzen seiner weißen Zähne verlieh dieser Mitteilung eine Spur von Anrüchigkeit.
    »Wie ungerecht«, murmelte Gwen. An der Eingangstür des Elefanten verriet eine Wahrsagerin mit gurrender Stimme Schicksale. An den Hinterbeinen des Elefanten befand sich ein kleiner Stand mit Erfrischungen. In dessen Nähe hatte sich eine kurze Menschenschlange gebildet. Dort wartete man darauf, an einem Apparat zu spielen, der aus bemalten Holzscheiben bestand. Eine junge Lady betätigte den Hebel an der Seite des Kastens, woraufhin sich die hölzernen Scheiben zu drehen begannen, bis sie nach kurzer Zeit wieder stehen blieben. Sie zeigten verschiedene Bilder: einen Apfel, ein Schwein, einen Baum. Das erzielte Ergebnis enttäuschte das Publikum jedoch, das mitfühlend zischelte.
    »Bier?«, fragte Alex.
    Gwen nickte stumm.
    Sie machten sich auf den Weg, zwei Gläser Allsopp-Bier vom Erfrischungsstand zu holen. Als sie sich aber abwandten, stellte sich ihnen ein sommersprossiges Mädchen in den Weg. Es trug ein blaues Kleid, das kaum ihre Brüste bedeckte. Die junge Frau hielt Alex am Arm fest. Sie sprach ein recht gewöhnliches Französisch, dem Gwen nicht folgen konnte. Alex’ Antwort kam in einem unverständlich schnellen Tempo und klang zwar höflich, aber amüsiert. Die Frau schüttelte heftig den Kopf und zupfte weiterhin an seiner Manschette, was darauf schließen ließ, dass sie nicht seiner Meinung war. Aber sie hatte Probleme, ihren Schmollmund weiterhin zu machen; beständig verzog er sich zu einem Lächeln.
    Alex sah Gwen an, eine Augenbraue entschuldigend hochgezogen, dann trat er einen Schritt zurück und befreite sich energisch aus dem Griff des Mädchens. Es warf Gwen einen finsteren Blick zu, ehe es sich umwandte und in den Tanzsaal zurückging.
    »Was wollte sie?«, fragte Gwen.
    Er grinste, während er ihr ein Glas reichte. »Gesellschaft.«
    »Oh.« Zu ihrem Ärger fühlte sie Röte in ihren Wangen aufsteigen. »Aber – sie hat doch gesehen, dass ich bei dir bin!«
    »Ich glaube nicht, dass sie das gestört hat«, erwiderte er lachend.
    Gwen brauchte einen Moment, die Bedeutung seiner Antwort zu verstehen. Dann, während sie ihm an einen der Tische folgte, legte sie die Hand an den Mund. Nein! Sicherlich hatte sie ihn missverstanden!
    Um ihren schockierten Gesichtsausdruck zu verbergen, schützte sie Interesse für die Vase mit den orangefarbenen Tulpen vor, die in der Mitte des Tisches stand, den zudem eine Decke schmückte. Eine derart biedere Dekoration hatte Gwen inmitten dieser unkonventionellen Umgebung nicht erwartet. Sie schaute wieder zu dem Elefanten hinüber, aus dessen Innerem jetzt eine fremdländisch klingende Melodie zu hören war. Einige Paare tanzten dazu auf der kleinen Tanzfläche, die von einem Baldachin überspannt war.
    Ein seltsames Staunen erfüllte Gwen.
Ich tue dies wirklich. Ich trinke ein Bier in einem Pariser Vergnügungsetablissement.
Und ja, es war Alex, der jetzt neben ihr saß, und der sie mit

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