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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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pulsierendes Gefühl.
    Es fühlte sich seltsamerweise wie Eifersucht an.
    Er versucht nicht, sich skandalös zu benehmen,
hatte Caroline einmal gesagt.
Er hält sich nur einfach nicht damit auf, sich zu fragen, was korrekt ist.
    Selbst jetzt noch, als er sie durch dieses Chaos führte – zwei Jungen rannten johlend vorbei; ein Fahrradfahrer wich ihnen aus – schien er so
entspannt
zu sein. Und er tat nicht nur so, das wusste sie. Er ruhte in sich. Das ergab auf gewisse Weise auch Sinn: Ein Mann, der ständig durch die Welt reiste, musste sich doch in seinem Körper wohlfühlen. Alex trug seine Sicherheit, sein Zugehörigkeitsgefühl in sich.
    Wie eine Schildkröte, die ihren Panzer mit sich herumträgt, dachte sie. Die Einfältigkeit dieses Vergleichs ließ sie leise kichern. Doch wie angenehm musste es sein, so zu leben wie er! Sie hatte keine Ahnung, wie man sich ein solches Selbstvertrauen erwarb, aber Alex machte ihr deutlich, dass
das
ihr Ziel war.
    Sie gingen unter dem Torbogen hinein in eine warme, abgeschiedene Welt, einen schmalen Gang entlang, aufgetakelt mit rotem Samt und vergoldetem Kupfer. Eine Frau mit rot gefärbtem Haar und gelangweilter Miene saß in einer kleinen Bude mit Fenstern und kassierte von den Besuchern Geld. Alex gab ihr zwei Francs für Karten. Die Musik, die von drinnen kam, war sehr laut, ein lebhafter schottischer Reel, durchbrochen von gedämpftem Schreien und Lachen.
    Alex gab Gwen ihre Karte, dann stand er und schaute auf sie herunter, ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. »Kopf hoch, Maudsley. Dein Absturz naht.«
    Sie lachte. »Welcher Absturz? Ich habe vor zu springen.«
    Zwei Schritte weiter öffnete sich der Gang unvermutet zu einer großen Tanzfläche, umstanden von kleinen Tischen und flankiert von Sitzreihen, die sich einige Etagen hoch hinaufzogen. Elektrische Kronleuchter warfen ihr Licht auf das Menschengedränge auf der Tanzfläche. Die laute Musik ließ den Boden vibrieren. Der Glanz grellroten Satins zog Gwens Aufmerksamkeit auf sich, das Funkeln von Champagnerflöten, der Schimmer von Zylindern aus schwarzer Seide, zuckende Blitze von Licht über Strassschmuck an Hälsen und Handgelenken. Zur Linken, auf einer Bühne mit Dekorationen aus scharlachroter Seide und langen gelben Bändern, führten einige Frauen einen Tanz auf, bei dem sie so wild herumwirbelten, dass ihre gerüschten Röcke hochflogen und ihre Beine sehen ließen. Beine, die in Strümpfen steckten, die oberhalb des Knies endeten und sonst nackt waren. Unterhalb der Bühne saßen in einem Orchestergraben die Musiker, und Gwen dachte bei sich, wie sehr gentlemanlike sie doch sein mussten, dass sie nicht ständig hochschauten.
    Sie machten jeweils einen Schritt in die Menge hinein, als ein lauter Knall ertönte, dem sofort ein zweiter folgte. Gwen zuckte zusammen, doch dann wurde ihr klar, dass irgendjemand vermutlich gerade Gläser gegen die Wand geschmettert hatte.
    »Wie gut –«, begann sie lachend und merkte, dass sie beträchtlich lauter sprechen musste. »Wie gut«, rief sie, »dass ich gestern geübt habe, Dinge zu zerbrechen!«
    Alex legte die Hand um sein Ohr. »Was sagst du?«, brüllte er.
    Sie holte tief Luft. »Ich sagte,
wie gut
–«
    Sein Lachen ließ sie verstummen. Er hatte sie genau verstanden. Sie streckte ihm die Zunge heraus.
    Er beugte sich zu ihr, und dabei streifte sein Mund ihr Ohr. Die Berührung ließ sie erstarren. »Nimm dich lieber in Acht, jemand könnte das als Einladung verstehen«, sagte er. Seine Stimme klang tief und verwirrend ruhig, sein Atem war heiß.
    Gänsehaut überzog ihre Arme. Seine Worte hatten sich weniger wie eine Warnung denn wie ein Versprechen angehört.
    Als er sich wieder aufrichtete, spürte Gwen noch immer dieses Kribbeln. Sie berührte ihr Ohr, wandte den Blick ab – und betrachtete das Geschehen auf der Bühne genauer. Eine nach der anderen stieß jede der Tänzerinnen einen schrillen Jubelschrei aus, warf die Arme hoch und – Gwen stellte sich auf die Zehenspitzen, um es ganz genau zu sehen – landete nach einem Luftsprung im Spagat auf dem Boden.
    Oh nein. Wenn der Cancan
das
erforderte, würde sie diesen Tanz niemals lernen.
    Ohne Warnung riss Alex sie an sich. Eine Tänzerin wirbelte vorbei, ihr ausgestreckter Fuß verfehlte Gwen um Haaresbreite. »Was für ein gefährlicher Tanz«, sagte sie staunend. »Da wird noch jemand ein Auge verlieren!«
    Er lachte laut, dann nickte er und rief: »Wir gehen wohl besser, bevor wir von

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